Die Rotorblätter der Windenergieanlagen lassen sich nicht recyceln, nur mühsam entsorgen und verwerten. Der sperrige Müll aus Polyesterharz und anderen Komponenten ist ein in der grünlastigen, medialen Öffentlichkeit ein äußerst ungern behandeltes Problem.
Windkraftanlagen sind in der Nutzung vielen mechanischen Kräften ausgesetzt. Sie werden daher mit tiefen und meist großflächigen Stahlbetonfundamenten im Boden verankert. Darüber hinaus müssen die eigentlichen Windmühlen aus besonders belastungsfähigen Materialien gefertigt sein. Dabei handelt es sich, wenn es um die Rotorblätter und das Gehäuse geht, um Polyesterharze, beziehungsweise glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK). Manchmal wird auch kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK) verwendet. Um die Flügel leichter und gleichzeitig widerstandsfähiger zu machen, werden im Rotorblattbau auch noch Füllstoffe wie Holz oder Kunststoffschaum in Sandwichbauweise mit dem Kunstharzgemisch verbaut. Genau diese Verwendung der verstärkten Kunststoffe und der Materialmix stellen aber ein massives Problem dar, wenn es darum geht, ausgemusterte Anlagen abzubauen und zu recyceln. Viele der aktuell circa 28.000 Windkraftanlagen, die bundesweit im Landesinneren Onshore und Offshore in der deutschen Nord- und Ostsee im Einsatz sind, sind Anlagen der sogenannten ersten Generation, die mit dem Jahreswechsel meist das Ende ihrer Betriebs- und oder Förderzeit erreicht haben. Die ausgemusterten Anlagen werden also entweder komplett stillgelegt, abgebaut oder im Rahmen eines Repowering-Programms durch Anlagen der jüngsten Generation ersetzt. Auf einem internationalen Zweitmarkt lassen sich zwar die alten, noch funktionstüchtigen Anlagen verkaufen, der Schrott der abgewrackten Anlagenmodule allerdings findet nicht so schnell eine Verwendung. Experten versichern jedoch, dass es für fast alle in einer Windenergieanlage verwendeten Materialien geeignete Entsorgungswege gibt, weshalb man von einer Recyclingquote von 80 bis 90 Prozent sprechen könne. Doch was ist mit den großen Rotorblättern? Die Flügel sind immerhin wegen ihrer Materialzusammensetzung als Sondermüll klassifiziert. Dazu kommen simple Eigenschaften wie Größe und Gewicht: Ein einzelner Rotorflügel kann bei älteren Anlagen bis zu 45 Meter lang sein und neun bis 12 Tonnen wiegen. Bei jüngeren Anlagen sind die Flügel noch länger und schwerer. Sondertransporte sind umständlich, teuer und energieverschwendend. Die Amerikaner haben das Problem mit ihrem sogenannten Pragmatismus gelöst. So lagern beispielsweise in einer kommunalen Deponie in Casper, Wyoming, 870 Rotorblätter, deren Tage für das Erneuerbare-Energien-Konzept gezählt sind. Weitere 8.000 Stück werden in den USA in den nächsten vier Jahren als Schrott anfallen und neben Casper auch in Lake Mills, Iowa und Sioux Falls (South Dakota), auf die Deponie kommen. Dort werden die am Demontageort der jeweiligen Anlage zersägten und mit einem Schwerlaster antransportierten Teile der riesigen Windschaufeln schlicht und einfach vergraben. Skeptikern, die diese steinzeitliche Entsorgungsmethode für nicht gerade umweltverträglich halten oder gar wenig nachhaltig finden, wird gerne eine Studie des Electric Power Research Institute vor die Nase gehalten, in der geschätzt wird, dass alle Schaufelabfälle bis 2050 ungefähr 0,015% aller festen Siedlungsabfälle ausmachen würden, die allein im Jahr 2015 auf Mülldeponien verbracht wurden (s. dazu auch https://fortune.com/2020/02/05/wind-turbine-fiberglass-landfill-disposal-renewable-energy/); doch vergleichsweise wenig Abfall bedeutet nicht, dass der Abfall besser oder gar entsorgt sei. Zumal der Ausbau der Windenergie europaweit massiv vorangetrieben und damit die Müllmenge wachsen wird.
Bisher wurden Wege zur nachhaltigen Sondermüllverwertung in den USA relativ erfolglos gesucht. Ideen, die geschredderten Rotorblattabfälle zu Dämmstoffen und Bauplattenmodulen zu verarbeiten, stecken dort noch in den Kinderschuhen. In der Bundesrepublik gibt es in Bremen die Firma neocomp GmbH, die sich an eine nahe liegende Recyclingmethode gewagt hat. Spezialisiert auf die Aufbereitung von glasfaserverstärkten Verbunden, Reststoffen aus der Papierindustrie (Spuckstoffe) und von Resten aus Sortieranlagen werden die ebenfalls vor Ort demontierten Rotorblätter, wie der über ›YouTube‹ abrufbare Erklärfilm zeigt, auf freiem Feld zersägt. Die zerteilten Stücke werden via Lkw in die Anlagen der Firma verbracht und dort geschreddert, Metallteile aussortiert etc. – »die Aufbereitungsanlage in Bremen hat eine genehmigte Kapazität von 80.000 Tonnen im Jahr. Dort können nahezu alle glasfaserhaltigen Verbunde und Großteile umweltschonend sowohl zu Ersatzbrennstoffen für die Zementindustrie als auch zu hochwertigen Recyclingfasern für die weiterverarbeitende Industrie aufbereitet werden. Die eigentliche Verwertung erfolgt als Energieträger im Wertschöpfungsprozess der Kunden«, heißt es auf der Homepage (https://www.neocomp.eu/de/Leistungen). Lob erhält das Unternehmen dafür von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen, weil die geschredderten Bestandteile zum Beispiel in der Zementproduktion, etwa zur Herstellung von Klinkersteinen, Verwendung finden. »Dieses Verfahren zur Wiederaufbereitung von GFK-Abfällen ist im letzten Jahr mit dem Umweltpreis GreenTec Award 2017 ausgezeichnet worden. Was früher mal ein Windradflügel war, findet dann eine neue Verwendung beim Hausbau.« Des Weiteren wird offenbar an verschiedenen Instituten daran geforscht, wie die in einem Rotorblatt verbauten Hybridwerkstoffe zu zerlegen und in unterschiedliche Bestandteile zu trennen sind. »Ziel der Forschungsbemühungen ist es, die in den Verbundstoffen enthaltenen Sekundärrohstoffe zurückzugewinnen und so ihre Wiederverwertung zu ermöglichen. Zudem wird auch an der Entwicklung neuer Materialien für Herstellung und Zusammensetzung von Rotorblättern geforscht – auch im Hinblick auf ihre Recyclingfähigkeit«, kann man auf der Seite der Energieagentur NRW weiter lesen.
Wenn man so will, ist damit das eigentliche Problem indirekt beim Namen genannt. Obwohl noch keine Recycling-Lösungen in Sichtweite sind, obwohl bei einem industriell eingesetzten Buschfeuer Abfälle verbrannt werden, ist die Windenergie eines der Lieblingskinder der Energiewende-Priester. Auch hier, wie bei den Lobgesängen auf die Elektromobilität, wird weder die sogenannte graue Energie bilanziert noch das EEN-Konzept überhaupt auf seine wirtschaftlich-ökologische Logik geprüft. Stattdessen zahlen die Deutschen höchste Strompreise, müssen sich den Diktaten einer ökoreligiösen Planwirtschaft beugen und schauen auf verschandelte Küstenstriche und kaputt gespargelte Freiflächen und Waldeshöhen – während die Windenergieanlagen im Grunde nichts anderes sind als Monumente einer völlig falsch angelegten Energiewende, die sich mehr oder weniger schnell drehen. Oder auch gar nicht.
Hans Peter Stauch
Jahrgang 1952, ist seit 2016 Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Er ist der verkehrspolitische Sprecher der dortigen AfD-Fraktion. Darüber hinaus liegen seine Themenschwerpunkte auf Fragen der Umwelt-, Klima- und Energiepolitik.