Gastkommentar von Einar Koch: VW ist nur der Anfang!

Für Ex-„Bild“-Politikchef Einar Koch waren Unfähigkeit und Dreistigkeit schon immer politisch-mathematisch berechenbare Größen, die sich zueinander proportional verhalten: Je unfähiger, desto dreister! Angesichts des Job-Massakers bei VW fehlen unserem Gastautor eigentlich die Worte, wenn FDP-Chef Christian Lindner sagt, er strebe eine zweite Amtszeit als Finanzminister an, um die „wirtschaftliche Stabilität“ Deutschlands zu sichern.

VON EINAR KOCH*

 Dreister geht’s nimmer!

Mindestens drei Werksschließungen, darunter so gut wie sicher die Standorte Chemnitz und Osnabrück: Das Job-Massaker unter den 120.000 VW-Beschäftigten, die demnächst zu Zehntausenden auf der Straße stehen, ist nur der Anfang!

Auch andere Hersteller wie Mercedes produzieren bereits mit angezogener Handbremse. Merkels Elektro-Wahn, in krönender Vollendung mit drei „grün“ dominierten Ampel-Jahren, haben gereicht, um Deutschlands Automobilindustrie, fünf Jahrzehnte lang der Wohlstandsmotor der ganzen Nation, kaputt zu fahren.

Es ist schon beachtlich: Deutschland kommt dem Ziel der „Klimaneutralität“ mit großen Schritten immer näher. Wo nichts mehr produziert wird, wird alsbald auch nichts mehr „emissioniert“.

Angesichts der VW-Krise schlägt freilich die zynische Dreistigkeit der Ampel-Versager dem Fass den Boden aus. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) strebt eine zweite Amtszeit an, damit andere die „wirtschaftliche Stabilität“ Deutschlands, die man „erarbeitet“ habe, „nicht zerstören“.

Bei diesen Worten müssen sich die VW-Beschäftigten auf gut Deutsch nur noch komplett verarscht vorkommen. Verarscht von Leuten wie Lindner, die nach vier Ampel-Jahren (im Falle von Neuwahlen noch weniger) so viel „Rente“ im Trockenen haben wie ein VW-Arbeitnehmer in 100 Jahren nicht!

Für Brechreiz unter den VW-Beschäftigten sorgt auch Olaf Scholz (SPD). Der Kanzler lässt wohlfeil wissen: Die VW-Belegschaft dürfe jetzt nicht Fehler des Managements ausbaden müssen.

WIE BITTE?

Volkswagen ist seit Jahrzehnten ein vom Staat mitgelenkter Konzern. Die wohlfeilen Worte des Kanzlers zeugen nicht nur von Scheinheiligkeit, sondern auch von Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen, die mit ihren Familien demnächst auf der Straße stehen.

Dass Scholz und Lindner heute (29. Oktober) zu getrennten Showgipfeln mit Wirtschaftsbossen laden, zeigt: Diese Regierung ist nur noch eine einzige Groteske!

Aber was regen wir uns auf? Leben wir doch laut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im „besten Deutschland, das es jemals gab.“ Einem Deutschland, in dem vor allem die System-Bonzen ausgesorgt haben!

*Einar Koch, Jahrgang 1951, war von 1992 bis 2003 Leiter der Parlamentsredaktion der „Bild“-Zeitung in Bonn und Berlin, Politik-Chef des Blattes und zuletzt Politischer Chefkorrespondent.

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