Die Ampel-Gefahr: Deindustrialisierung nach Plan

Jetzt geht es Schlag auf Schlag mit dem „grünen Wirtschaftswunder“, das uns im Wahlkampf schon angedroht wurde. Die nächsten Werke bauen wir in Amerika, sagt Klaus Rosenfeld, Chef des viertgrößten deutschen Automobil-Zulieferers Schaeffler. Der VW-Konzern streicht sein geplantes E-Auto-Werk in Wolfsburg und errichtet statt dessen Fabriken in China und den USA. Beim Zulieferer-Schwergewicht Bosch schlagen Betriebsrat und Gewerkschafter Alarm: Wenn Verbrenner-Komponenten aus den deutschen Werken in Europa nicht mehr gebraucht werden, wird die Produktion den Kunden folgen – ins Ausland. 

Schon im Februar hat Ford angekündigt, nach der Schließung des modernen Werks in Saarlouis auch die Produktion am Traditionsstandort Köln herunterzufahren – die Entwicklung, heißt es, findet künftig in den USA an. „Das Problem, das wir haben, ist Deutschland“, sagt auch Beat Siegrist, Verwaltungsratspräsident des Industriekonzerns Schweiter aus Zug in der Schweiz. Dessen Werk in Mainz wurde 2022 zeitweise das Gas abgedreht. Schweiter verlagert deshalb Jobs aus Deutschland nach Spanien und Tschechien: „In Spanien gibt es keine Probleme mit der Energieversorgung“, erklärt Siegrist lapidar.

Exodus der Industriegiganten

Die Energieprobleme vertreiben auch den Chemiekonzern BASF nach über 150 Jahren selbst aus seinem angestammten Standort Ludwigshafen. BASF verbraucht dort soviel Erdgas wie die ganze Schweiz. Nicht mehr lange. Eine der Ammoniak-Anlagen ist wegen der horrenden Energiekosten – 2,2 Milliarden Euro Mehrausgaben im vergangenen Jahr! – bereits stillgelegt, mehrere tausend Jobs werden gestrichen. 

Auch der weltgrößte Chemiekonzern setzt künftig verstärkt auf China und baut gerade ein neues Werk im südchinesischen Zhanjiang. Einfach gestrichen sind dagegen die 300 Jobs bei Speira in Neuss, einer der letzten Aluminiumhütten, die überhaupt noch in Deutschland durchgehalten hat. Letzten Herbst wurde die Produktion im „Rheinwerk“ schon halbiert, bis Jahresende ist ganz Schluss. Ein Drittel der deutschen Produktion von Hüttenaluminium, einer der energieintensivsten Industriebereiche überhaupt, wurde im letzten Jahr stillgelegt: Strom zu teuer, lohnt sich nicht mehr.

Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange. Die Unternehmen der produktiven Industrie, vor allem in den energieintensiven Branchen wie Chemie, Metall, Aluminium, Zement, Glas, Kunststoff, Papier, Automobil- und Elektronikindustrie, sie sind auf der Flucht oder bauen zumindest Auffangpositionen im Ausland auf. BMW, Thyssen-Krupp und viele andere investieren ebenfalls massiv in Amerika und Ostasien.

Ausverkauf des Mittelstands

Die Alarmglocken klingeln bis nach Brüssel. Dem deutschen Mittelstand, Motor und Rückgrat der noch stärksten Volkswirtschaft der EU, geht es schlecht, warnt ein vertrauliches Papier der EU-Kommission: 34 Prozent, mehr als ein Drittel der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden, wollen laut einer Umfrage des „European Roundtable for Industry“ Investitionen in ihre Betriebe vorübergehend aussetzen, 15 Prozent sogar dauerhaft. 

Mit anderen Worten: Jeder zweite fährt seine Firma herunter. Und „fast jedes vierte Unternehmen erwägt (oder ist bereits dabei), Anteile, Produktion oder Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern“. Das bedeutet den Verlust von hunderttausenden wertvollen und in der Regel gut bezahlten Arbeitsplätzen, die Volksvermögen schaffen und nicht bloß konsumieren wie die von der Ampel und ihren Vorgängern reichlich aus dem Hut gezauberten Sozialarbeiter, Migrationshelfer und Genderbeauftragten.

Scheinheilige Krokodilstränen

Die hinter verschlossenen Türen vergossenen Krokodilstränen der EU-Kommission sind freilich ganz schön scheinheilig. Denn es sind ja gerade die Eurokraten, die mit „Klimaschutz“- und CO2-Wahn, mit kontraproduktiven Russland-Sanktionen, Energie-Planwirtschaft und weltfremder Industrie-Zwangstransformation nach Kräften darauf hinarbeiten, die deutsche Industrie zu zerstören und zu vertreiben und dem deutschen Mittelstand das Rückgrat zu brechen. Und ihre „grünen“ und roten Kollaborateure und ideologischen Komplizen helfen dabei im eigenen Land nach Kräften mit.

Das EU-weite Verbot des Verbrennermotors ist der vorläufige Höhepunkt eines Vernichtungsfeldzugs gegen den industriellen Kern Deutschlands und Europas. Über viele Jahre hinweg hat die EU-Kommission mit immer groteskeren Richtlinien und immer absurderen Grenzwerten – Beispiel Stickoxide: Im Straßenverkehr darf ein Dieselmotor nur ein Tausendstel der Emissionen verursachen, die von derselben EU an ganz normalen menschlichen Arbeitsplätzen zugelassen sind – die europäische Automobilindustrie sukzessive stranguliert.

Vernichtungsfeldzug gegen den industriellen Kern

Der Beschluss des EU-„Parlaments“, dass in der EU ab 2035 kein neues Auto mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden darf, bedeutet den gewaltsamen Schlussstrich unter eine 125jährige industrielle Erfolgsgeschichte, wenn er denn von den Regierungen tatsächlich in Kraft gesetzt wird. Die im Herbst 2022 nach jahrzehntelanger Vorbereitung ausgeheckte EU-Richtlinie trifft vor allem die deutsche Industrie ins Mark.

800.000 Arbeitsplätze sind von dem Verbrennerverbot unmittelbar bedroht – 300.000 bei den Herstellern selbst und eine halbe Million bei der Zulieferindustrie. Aufs Ganze gesehen hängt jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland, rund 15 Prozent aller Jobs, von dieser Schlüsselindustrie ab. Ein Fünftel der Wertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft und damit des Wohlstands wird in der Automobilbranche erwirtschaftet. Das alles wird von „grün“-roten Klima-Ideologen und ökonomisch ignoranten EU-Planungsbürokraten mit einem Federstrich zum Abschuss freigegeben.

„Sargnagel für Deutschlands Industrie“

Einen „Sargnagel für Deutschlands Industrie“ nennt der ehemalige Daimler-Vorstand Kurt Lauk den politisch erzwungenen Ausstieg aus dem Verbrennermotor. Bei Diesel- und Ottomotoren hat Europa und insbesondere Deutschland weltweit einen technologischen Vorsprung, den die globale Konkurrenz so schnell nicht aufholen könnte. Es sind die sparsamsten und effizientesten Fahrzeugantriebe der Welt; batterieelektrische Fahrzeuge werden hinsichtlich Energiespeicherung, Wirkungsgrad, Flexibilität und Verfügbarkeit auf absehbare Zeit nicht damit konkurrieren können.

Diese Technologie einfach in die Tonne zu treten ist ökonomischer Selbstmord. Die Gründe dafür sind vor allem ideologisch: Es geht darum, individuelle Mobilität zu beschränken, den Leuten das eigene Auto wegzunehmen, wie einige „Grünen“-Funktionäre ganz ungeniert zugeben. Niemals werden auf deutschen und europäischen Staaten ebenso viele elektrische Fahrzeuge unterwegs sein wie heute mit Verbrennerantrieb. 

Das ist auch gar nicht gewollt. Flatterstrom aus Sonne und Wind kann nicht einmal den gegenwärtigen Strombedarf decken, geschweige denn noch ausreichend Energie für Millionen Elektroautos bereitstellen. Dafür fehlt jegliche technische Voraussetzung. Verbrenner-Aus und Energiewende sind der sichere Weg in eine deindustrialisierte „grüne“ Mangelwirtschaft, in der eine ökosozialistische Planbürokratie die knappe Energie nach Gutdünken rationiert und zuteilt.

Ein großer Sieg für China

Die EU-Nomenklatura hat sich mit dem Verbrenner-Aus nicht nur der ökosozialistischen Ideologie ausgeliefert, sondern auch der globalen Expansionsstrategie Chinas unterworfen; ob in korrupter Absicht oder aus Torheit und ideologischer Verblendung, sei dahingestellt. China hat bewusst Propaganda für batterieelektrische Autos gemacht, um den europäischen Wettbewerbsvorteil auszuschalten; Batterieantriebe sind weit weniger komplex und können in China wie in Europa in vergleichbarer Leistungsfähigkeit gefertigt werden.

Dass die Europäer ihnen so vollständig auf den Leim gehen würden, haben die chinesischen Strategen vielleicht selbst nicht erwartet. Aber den Sieg stecken sie natürlich gerne ein. Selbst denken sie natürlich überhaupt nicht daran, den Verbrennungsmotor ebenfalls abzuschaffen. Diese Kurskorrektur hat China schon vor Jahren vollzogen.

Auch der Rest der Welt setzt weiter auf Diesel- und Benziner-Fahrzeuge. Weltweit bleibt die Idee eines Verbrennerverbots auf den Einflussbereich der EU-Nomenklatura begrenzt, sieht man vom „woken“ US-Bundesstaat Kalifornien ab, der ebenfalls einen solchen Wahnsinnsbeschluss gefasst hat. Andere sind klüger und gehen den umgekehrten Weg: Der US-Bundesstaat Wyoming etwa verbietet per Gesetz ab 2035 den Verkauf von – Elektroautos, wegen der negativen Auswirkungen des E-Auto-Wahns auf die eigene Wirtschaft.

Die Jobs sind nicht weg, nur woanders…

Man kann sich also leicht ausrechnen, wohin die E-Auto-Planwirtschaft der Europäischen Union führen wird. Die großen europäischen Hersteller werden weiter Verbrenner-Autos bauen, nur eben nicht in Deutschland und Europa, sondern in China, Indien oder den USA. Für die Aktionäre stimmt die Kasse trotzdem. 

Auf der Strecke bleiben aber die Zulieferer; die großen werden den Konzernen nach Übersee folgen, die kleinen werden aufgeben. In die Röhre schauen werden in jedem Fall hunderttausende Familien, die in Deutschland bislang in Wohlstand von den attraktiven und gut bezahlten produktiven Arbeitsplätzen in der Automobilbranche leben konnten. Ihre Jobs werden zwar nicht weg sein, aber eben woanders.

Auf Europas Straßen wird es dann in einigen Jahrzehnten aussehen wie auf Kuba, wo auch sechzig Jahre nach der Einführung des Sozialismus die liebevoll gepflegten Oldtimer aus vorsozialistischen Zeiten als heißbegehrte Schätze über den Asphalt rollen. Oder, wahrscheinlicher, das unsinnige Verbrennerverbot ist nicht durchzuhalten und fällt wieder. 

Große Teile der Industrie werden dann aber schon abgewandert sein. Die Autos werden dann eben, teuer und nicht mehr für jeden erschwinglich, aus Übersee importiert. Für viele kleinere Länder ohne eigene Autoindustrie wird das vielleicht keinen so großen Unterschied machen. Für Deutsche, Franzosen, Italiener wird es eine neue und unangenehme Erfahrung sein.

Im Griff des Drachen

In jedem Fall wird die Deindustrialisierung die deutsche Volkswirtschaft schwächen und in noch größere Abhängigkeit von China stürzen. Verbrennerverbot, Energiewende und Russland-Sanktionen vertreiben die produktive Industrie dorthin und in die USA, wo Subventionen und billige Energie locken; und die Ideologieprojekte „Elektromobilität“ und „Erneuerbare Energien“ schaffen neue Abhängigkeiten von Rohstofflieferungen des Weltmarktbeherrschers China, gegen den die vermeintlich ach so schlimme Abhängigkeit von Importen aus Russland wie die gute alte Zeit erscheinen wird. 

Der Energiemarkt bleibt global, auch wenn Deutschland und die EU noch so absurde Sonderwege gehen. Russisches Gas und Öl, das wir nicht mehr abnehmen, geht jetzt eben nach China und Indien, von wo wir die weiterverarbeiteten Produkte teuer zurückkaufen. „Mit unserer grünen Politik senken wir die Weltmarktpreise und subventionieren Chinas schmutzige Industrie. China profitiert von unseren Sanktionen und wird noch stärker“, analysiert der frühere ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Mit „extremistischer Klimapolitik“ und außenpolitischem Moralismus in den ökonomischen Suizid

Der Ökonom bringt es auf den Punkt: „Deutschland ist dabei, durch seine extremistische Klimapolitik die eigene Industrie zu ruinieren, und wir setzen damit ein Negativbeispiel für die ganze Welt.“ China und andere aufstrebende Staaten würden „einen Teufel tun, uns zu folgen, wenn wir unsere Unternehmen mit Energieverboten aus dem Land jagen und den Lebensstandard der Bevölkerung ruinieren“, rechnet Sinn mit der „Klimaschutz“-Propaganda ab. 

Deutschland müsse den „außenpolitischen Moralismus“ aufgeben und den Ausgleich mit China suchen, fordert Sinn. Danach sieht es freilich nicht aus. Brüssel und die „Grünen“ wollen das Verbrennerverbot bis zum bitteren Ende durchziehen, auch wenn einige europäische Länder wie Ungarn und Italien Zweifel anmelden und der deutsche FDP-Verkehrsminister Volker Wissing kurz vor dem ökonomischen Suizid noch mal halb zurückzuckt. 

Derweil schicken sich die Maulhelden der Moralpolitik schon an, sich von den Amerikanern in den nächsten Wirtschaftskrieg gegen China treiben zu lassen – trotz der fatal gestiegenen neuen Abhängigkeit. Und Märchenkanzler Scholz stellt sich hin und schwadroniert vom nächsten „Wirtschaftswunder“, während die Wirtschaft vor seiner „grünen“ Politik in heller Panik die Flucht ergreift.

Wie man es auch dreht und wendet: Die Selbstkastration Deutschlands und Europas, die sich im Namen der „grünen“ Ideologie selbst aus dem globalen Wettbewerb ausschalten, ist in der Geschichte der Menschheit wahrscheinlich ohne Beispiel. Die Historikerin Barbara Tuchman könnte, wäre sie noch am Leben, ihrem zeitlosen Klassiker über die „Torheit der Regierenden“ ein aktuelles und groteskes Kapitel hinzufügen.

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