Vor zwei Wochen trat die „Grünen“-Parteispitze zurück, jetzt hat es auch in der SPD geknallt: Nach einer Serie von katastrophalen Wahlergebnissen erklärte Generalsekretär Kevin Kühnert seinen Rücktritt und auch Rückzug aus der Politik – angeblich aus „gesundheitlichen Gründen“.
In einem zweiseitigen Brief an die „lieben Genossinnen und Genossen“ schreibt der 35-Jährige: „Ich habe unsere Parteivorsitzenden Saskia (Esken) und Lars (Klingbeil) vor wenigen Tagen informiert, dass ich vom Amt des SPD-Generalsekretärs heute zurücktrete. Für ihr Verständnis und ihre Empathie danke ich den beiden ebenso, wie für unsere besonders enge und freundschaftliche Zusammenarbeit.“
Kühnert will auch nicht mehr in den Bundestag: „Ich habe außerdem die Vorsitzenden der SPD Tempelhof-Schöneberg darüber informiert, dass ich auch für eine erneute Kandidatur bei der kommenden Bundestagswahl nicht zur Verfügung stehe.“
Selbst führende Genossen hat es kalt erwischt! Kühnert schmeißt hin und verabschiedet sich komplett aus der Politik.
„Kann nicht über mich hinauswachsen“
Als Grund für den Rücktritt gibt Kühnert gesundheitliche Gründe an. Er könne „im Moment“ nicht über sich „hinauswachsen“, schreibt der 1,70 Meter große SPD-Politiker, „weil ich leider nicht gesund bin. Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen“, schreibt Kühnert. Zu gesundheitlichen Details äußerte er sich nicht.
In der Hauptstadt wird deshalb auch über andere, politische Rücktrittsgründe spekuliert. Der SPD-Generalsekretär steht schon länger in der Kritik. Ihm wird partei-intern die Serie heftiger Wahlschlappen der Genossen mit angelastet.
So war die SPD bei der Europawahl im Juni auf 13,9 Prozent abgestürzt. Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September hatte es die SPD mit Ach und Krach in den Landtag geschafft. Für die sogenannte Kanzlerpartei eine einzige Blamage!
Lediglich in Brandenburg hatte die SPD vor zwei Wochen mit 30,9 Prozent einen Wahlsieg errungen. Wohl auch, weil sich Ministerpräsident Dietmar Woidke im Wahlkampf deutlich von der SPD-Bundespolitik distanziert hatte.
Am Nachmittag wollten die Parteichefs Saskia Esken und Lars Klingbeil eine Erklärung abgeben. SPD-Insider erwarten, dass sich nach Kühnerts Rücktritt vor allem Esken nicht mehr lange an der Parteispitze wird halten können.