Es ist ein beispielloser und ungeheuerlicher Vorgang: Bei den Vorbereitungen des G7-Außenminister-Treffens im Rathaus von Münster wurde das historische Kreuz aus dem Friedenssaal entfernt. In dem symbolträchtigen Raum, in dem das Ende des Dreißigjährigen Krieges besiegelt wurde, tagten in dieser Woche die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Japans, Kanadas und der USA. Das Ratskreuz stammt aus dem Jahr 1540 und ist damit in etwa so alt wie die hölzerne Schrankwand, vor der es steht.
Das Auswärtige Amt (AA) erklärte, das Kreuz sei in Absprache zwischen dem AA-Protokoll und der Stadt Münster entfernt worden. Der Oberbürgermeister von Münster, Markus Lewe (CDU!), redete sich heraus, Baerbocks Außenamt habe die Bitte um Entfernung damit begründet, dass Menschen mit einem unterschiedlichen religiösen Hintergrund an dem Treffen der Außenminister teilnehmen würden. Eine solche Bitte sei bislang noch nie an die Stadt gerichtet worden, heißt es dagegen entsetzt aus Kreisen der Verwaltung.
Das Bistum Münster reagierte mit Befremden: „Aus unserer Sicht ist diese Bitte und Maßnahme nicht nachvollziehbar. Sie bringt leider ein verkürztes Verständnis von Toleranz zum Ausdruck.“ Das Kreuz stehe für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit sowie die Überwindung von Gewalt und Tod – und damit „genau für die Zielsetzungen, die die Außenminister mit ihrem Zusammenkommen in Münster anstreben“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung des Bistums.