Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D. Harald Kujat, hat vor der Lieferung weitreichender westlicher Waffen an die Ukraine und einer Freigabe gegen Ziele im russischen Kernland gewarnt. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Kujat, das Regime in Kiew versuche, „den Westen mit in diesen Krieg hineinzuziehen“. Ukrainische Angriffe auf Militär-Infrastruktur im russischen Kernland stellten ein enormes Risiko dar, weil das angegriffene russische Frühwarnsystem Teil des nuklear-strategischen Gleichgewichts der beiden Supermächte Russland und USA sei.
Kujat betonte: „Wenn jetzt weitreichende Waffen geliefert werden, dann werden die Möglichkeiten der Ukraine, solche Ziele anzugreifen, die für Russland eine existenzielle Bedeutung haben, steigen – und damit auch das Risiko, dass dieser Krieg ausgeweitet wird.“ Der Westen müsse aufpassen, nicht ständig neue rote Linien zu überschreiten und schließlich an einen „Point of no return“ zu kommen, so der frühere Vorsitzende des NATO-Militärausschusses weiter wörtlich.
Der ranghohe deutsche Ex-General äußerte sich auch zu der aus seiner Sicht aussichtslosen militärischen Lage der Ukraine. Vor diesem Hintergrund sei der „10-Punkte-Friedensplan“ des ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj illusorisch. Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sich dennoch dafür ausspreche, sei das ein „Irrweg“, sagte Kujat. Scholz sollte wie Indien und andere Staaten den chinesischen Vorschlag für Verhandlungen unterstützen, die Selenskyj allerdings weiter ablehnt.
Komme es nicht zu Verhandlungen, erwartet Kujat eine „katastrophale militärische Niederlage“ der Ukraine, zu der auch der Westen einen Beitrag geleistet habe. Außerdem könne es für die Unterstützung durch die USA ein Verfallsdatum geben, wenn im November Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt werden sollte.