Ränkespiele im EU-Parlament: Freund, Feind, Parteifreund?

Was und wer hinter einer infamen Schmutzkampagne gegen den renommierten AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah stecken könnte

Eine DK-Analyse von Eugen Mannheimer

Der sächsische AfD-Europaabgeordnete Maximilian Krah (45, Dresden) sieht sich mit heftigen Vorwürfen konfrontiert: Er stecke angeblich mit drin im EU-Korruptionssumpf. Krah selbst spricht von Verleumdung. Der Deutschland-Kurier erklärt die Faktenlage.

Am 10. Dezember fand in Manhattan die Jahresgala des patriotisch-konservativen „Young Republican Clubs“ (Jugendorganisation der Republikanischen Partei) von New York City statt. Zugegen waren auch die AfD-Europaabgeordneten Nicolaus Fest (60, Wohnort unbekannt) und Maxmilian Krah.
Ein weiterer Teilnehmer, der in diesem Zusammenhang offenkundig eine Rolle zu spielen scheint, war Matthew Tyrmand, ein neokonservativer Aktivist polnisch-jüdischer Herkunft.  Der sorgt aktuell mit der Forderung nach einem Militärputsch in Brasilien für Wirbel.

Fest und Tyrmand verstanden sich augenscheinlich sehr gut und das nicht erst seit der Veranstaltung in NYC. Ein Foto aus Dezember 2021 zeigt beide traut im Europaparlament in Straßburg, damals noch zusammen mit dem ehemaligen AfD-Chef Jörg Meuthen („Zentrumspartei“).

Jener Tyrmand begann nun kurz nach Fests Besuch in New York, englischsprachige Schmähartikel gegen Krah ins Netz zu stellen. Diese haben das liberal-konservative Portal „Tichys Einblick“ (TE) offenbar „inspiriert“, eine heftige Attacke gegen Krah zu reiten.
Autor ist ein gewisser Marco Galina, der, was für ein Zufall, vor drei Wochen in Brüssel bei einem Treffen von Nicolaus Fest mit Vertretern alternativer Medienprojekte auf Kosten des EU-Parlaments anwesend war.

Doch was ist dran an den Vorwürfen, Krah sei in die Korruptionsaffäre mit Katar verwickelt? Eine TE-Fotomontage, die den promovierten Juristen Krah neben der inhaftierten ehemaligen EU-Vizepräsidentin Eva Kaili ( 44 Jahre; Thessaloniki, Griechenland) zeigt, soll dies auch visuell insinuieren. Zudem ist in dem Artikel die Rede davon, die Chinesen hätten dem Dresdner AfD-Politiker Krah eine Reise ins Land der Mitte bezahlt. Krah selbst wurde keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, wie sie bei jeder Verdachtsberichterstattung nicht nur guten journalistischen Gepflogenheiten, sondern auch presserechtlichen Normen entspricht.

Zur China-Reise sagt der AfD-Europapolitiker auf Nachfrage des Deutschland-Kuriers: „Selbstverständlich haben Huawei und China Petroleum nicht meine Flüge und Hotels bezahlt. Allerdings wurde ich zu einem Besuch des Forschungszentrums mit anschließendem Mittagessen eingeladen. Ich war frisch gewählt und mir war die Brisanz eines solches Besuchs bewusst, also habe ich dieses Essen in das Transparenzregister des Parlaments eingetragen.“ Die damalige Reisekostenabrechnung liege beim Parlament auch vor, versichert Krah.

„Haben Sie Geld von China angenommen?“
Krah: „Selbstverständlich nicht. Das werde ich an Eides statt versichern.“

Der AfD-Politiker, der ein vielbeachteter Kolumnist des Deutschland-Kuriers ist, spricht von „Verleumdung“ und will gegen„Tichys Einblick“ juristisch vorgehen. Dies insbesondere mit Blick auf die Behauptung, er stecke ebenfalls im Korruptionssumpf um Bestechungsgelder aus Katar. Eine Unterstellung, die sich offenbar allein darauf stützt, dass Krah im EU-Parlament der Darstellung widersprochen hatte, auf den Baustellen der Fußball-WM wären 6.500 Gastarbeiter umgekommen.

Fakt ist: Die „International Labor Organization“, eine UN-Behörde, gibt die Zahl der Toten auf den WM-Baustellen mit exakt drei an. Plus 37, die außerhalb der Baustelle an Krankheiten, Verkehrsunfällen und anderen natürlichen Todesursachen gestorben sind.

Krah: „Selbst wenn man alle Baustellen Katars, ob WM-bezogen oder nicht, zusammenfasst, kommt man nicht auf 6.500 Tote, eine Phantasiezahl von Soros-NGOs, die heute niemand mehr ernsthaft zitiert.“

Warum ausgerechnet jetzt die Kampagne?

Eine mögliche Erklärung deutete unlängst der Blogger Dennis Deppe an: Am 30. Juli 2023 wird die Liste für die Europawahl 2024 von einer AfD-Delegiertenversammlung aufgestellt. Stand heute gilt der beliebte, fachlich versierte und rhetorisch begabte Krah als gesetzt – anders als Fest!

Hofft Letzterer, das Blatt noch zu seinen Gunsten wenden zu können? Läuft es letztlich auf die alte politische Lebenserfahrung hinaus: „Freund, Feind, Parteifreund?“

In Brüssel macht — mit Hinblick auf die schwindenden Chancen des Noch-Parlamentariers Fest bei der im Juli anstehenden EU-Listennominierung—, derzeit jedenfalls ein weiteres Aperçu die Runde: „Nach Fest kommt ab“.

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