Im Raketenwerfertempo trommelt sie für Waffenlieferungen, stellt Ultimaten, hält Brandreden an die kriegsunwilligen Deutschen und will sich nicht mal von der „Angst“ vor einem Atomkrieg aufhalten lassen. Immer geladen und gefechtsbereit wie eine Panzerhaubitze gibt die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Karl Lauterbach des Ukraine-Kriegs: Keine Maßnahme ist der eisernen Rüstungslobbyistin hart, schnell und radikal genug.
Den verweichlichten Deutschen will die FDP-Dame mit dem strengen Kurzhaarschnitt und dem Domina-Auftreten den Rücken mit dem Ladestock geradeziehen. Die Bundeswehr muss neu ausgerichtet werden, jawoll. Dafür braucht sie einen „Feind“, und zwar Russland.
Viel zu lange hätte man in den vergangenen Jahren schon Russland nicht mehr als „Feindbild“ empfunden. Damit ist jetzt Schluss. Mit Differenzierungen, wie sie anfangs noch hie und da zu hören waren – man stelle sich gegen Putin, aber nicht pauschal gegen „die Russen“ –, hält die Kampfmaschine der FDP sich gar nicht erst auf. Wenn hier lebende Russen auf der Straße angefeindet werden wie vor kurzem noch Ungeimpfte, haben sie dann wohl eben Pech gehabt.
Im Nato-Lobby-Club „Deutsche Atlantische Gesellschaft“, dessen Vorstand Strack-Zimmermann als Vizepräsidentin angehört, hört man solche Kalte-Krieger-Töne sicher gerne. Mit Bundeskanzler Olaf Scholz versteht sie sich dagegen nicht so gut. Der ist ihr ein bisschen zu schlapp. Deutschland müsse „schnellstmöglich 50 Schützenpanzer Marder direkt an die Ukraine“ liefern, setzt sie ihm die Pistole auf die Brust.
Schon im April hatte sie Scholz‘ Eignung zum Kanzler offen in Frage gestellt, faktisch also seinen Rücktritt gefordert, weil er beim Waffenliefern an die Ukraine einfach nicht forsch genug voranmarschiert. Als der Kanzler nicht gleich in die Ukraine pilgern wollte, war sie ihm mit Parlamentskollegen von Union und „Grünen“ schon mal vorausgereist, um, na klar, den Druck für schnelle Waffenlieferungen zu erhöhen.
Waffen, Waffen, Waffen müssen nun mal her, auch wenn die Lieferungen zu einem „langen Zermürbungskrieg“ führen. Da ist sie sich mit der „grünen“ Außenministerin Annalena Baerbock ganz einig, die schon wieder über die „kriegsmüden“ Deutschen lamentiert. An der von den „Grünen“ gewollten Kriegssteuer auf „Übergewinne“ arbeitet die Ampel-Koalition auch schon, wie man hört. Strack-Zimmermanns Parteichef, der FDP-Vorsitzende und Finanzminister Christian Lindner, wird da schon nicht im Wege stehen.
Ja, Marie-Agnes Strack-Zimmermann kostet es voll aus, dass sie zum Ausklang ihrer politischen Karriere noch mal mitten im Rampenlicht steht. Auch das hat sie irgendwie mit Karl Lauterbach gemeinsam. Nach langen Jahren als Kommunalpolitikerin und Parteifunktionärin war die mittlerweile 64-Jährige 2017 doch noch in den Bundestag gewählt worden, hatte sich auf die Verteidigungspolitik verlegt und bekam nach dem Wiedereinzug 2021 den Vorsitz im Verteidigungsausschuss.
Sogar als Verteidigungsministerin war Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeitweise gehandelt worden. Nach Lage der Dinge muss man fast schon wieder froh sein, dass das Ressort dann doch an die SPD ging und von Kanzler Scholz mit einer unmotivierten und überforderten Quotenfrau besetzt wurde. Nicht auszudenken, was die von Feindbildern besessene FDP-Walküre auf diesem Posten schon alles angerichtet hätte.