Die „grün“-rote Gefahr: Mittelstandszerstörung

Ein starker unternehmerischer Mittelstand und eine stabile, leistungsorientierte und für Aufsteiger offene Mittelschicht in der erwerbstätigen Bevölkerung: Das war in den besten Jahren der Bundesrepublik Deutschland das Fundament für wachsenden Wohlstand und Wirtschaftswunder. Zwei Jahrzehnte Rot-„Grün“ und Merkel haben dieses Fundament ausgehöhlt und brüchig gemacht. Die „grün“-rote Abrissbirne droht dem baufälligen Gebäude des deutschen Wohlstands jetzt mit beschleunigter Geschwindigkeit den Rest zu geben.

Die unauffälligen Weltmarktführer, die „hidden champions“, sind eine tragende Säule des einstigen deutschen Erfolgsmodells: International erfolgreiche mittelständische Unternehmen, oft in Familienbesitz und inhabergeführt, die mit Hochtechnologie von Standorten in der Fläche für den heimischen wie für den Weltmarkt produzieren und so auch abseits der großen Metropolen wertschöpfende und hochwertige Arbeitsplätze schaffen.

Unternehmen wie Heinz-Glas am Rennsteig mitten im Thüringer und Frankenwald, ein Familienbetrieb mit 400jähriger Tradition. Jeder vierte Parfümflakon weltweit kommt aus dem oberfränkischen Betrieb mit seinen 1.500 Mitarbeitern. Oder Wiegand-Glas in der Nachbarschaft, wo 2.000 Mitglieder ein Viertel aller Getränkeflaschen herstellt, die in Deutschland gebraucht werden. Kerngesunde Unternehmen mit solidem Umsatz und vollen Auftragsbüchern. 

Wenn solche Betriebe mit Alarmrufen an die Öffentlichkeit gehen, dann brennt der Kittel am Standort Deutschland. Die explodierenden Energiepreise drohen der Glasbranche am Rennsteig, die mit insgesamt 8.000 Mitarbeitern zu 80 Prozent für den Export produziert, das Genick zu brechen. Jedes Jahr verbrauchen ihre Betriebe soviel Erdgas wie eine 400.000-Einwohner-Stadt. Abschalten ist keine Option: Die gewaltigen Öfen, Schmelzwannen genannt, müssen rund um die Uhr laufen, sonst erstarrt das laufend eingeschmolzene Glas zu tonnenschweren Klumpen: Totalschaden. 

Doch was tun, wenn die Energiekosten sich binnen weniger Wochen verfünffacht haben und fast so hoch sind wie der Jahresumsatz? Ein halbes Jahr könne man noch durchhalten, meint Heinz-Glas-Chefin Carletta Heinz. Dann könnte für ihr 1622 gegründetes Unternehmen nach dreizehn Generationen für immer der Ofen aus sein.

Bei Politik und Behörden stoßen die Glasschmelzer auf taube Ohren. Die „grün“-roten Weltretter im fernen Berlin haben andere Pläne: Sie wollen die „Energiewende“, schwadronieren von Totalausstieg aus fossilen Energieträgern und Windradwäldern, vom „Energieembargo“ gegen den russischen Präsidenten Putin, von Energie-, Mobilitäts- und Konsum-Planwirtschaft. Dass der deutsche Mittelstand über diesen Gesellschaftsexperimenten zugrundegeht, nehmen sie achselzuckend in Kauf, wenn sie es denn überhaupt bemerken.

Denn Heinz-Glas ist nur ein Fall von vielen. Landauf, landab klagen Mittelständler über ruinöse Energiepreise, die nicht nur Gewinne, sondern oft gar den gesamten Umsatz auffressen. 46 Prozent der Unternehmen wollen anstehende Investitionen verschieben, hat das ifo-Institut ermittelt. An Produktionsstopp oder Abwanderung ins Ausland denkt vorerst noch eine Minderheit. Doch das kann sich rasch ändern.

Denn die hohen Energiepreise sind weder vom Himmel gefallen, noch sind sie allein eine Folge des Ukraine-Kriegs. Seit Jahren manipulieren die Regierenden mit Steuern und Abgaben die Preise für Kraftstoffe, Heizöl und andere fossile Energieträge aus ideologischen Gründen nach oben. Hohe Preise sollen die Bürger zum „Umstieg“ zwingen. Aber weil die Alternativen nichts taugen, werden Mittelstand und Mittelschicht immer rücksichtsloser ausgeplündert. Was die Merkel-Regierungen unter indirektem Druck der „Grünen“ begonnen haben, treibt die „Ampel“ unter direkter Regierungsbeteiligung der „Grünen“ jetzt auf die Spitze. Auf die zur Beruhigung versprochenen „Entlastungen“ wartet der strangulierte Mittelstand vergebens.

Nicht anders wirkt die Inflation. Sie ist der stärkste Motor der Umverteilung von unten nach oben, die vor allem Mittelstand und Mittelschicht ausbluten lässt. Inflation entwertet Gehälter und senkt die Reallöhne, sie lässt Rücklagen, Altersvorsorge und Rentenansprüche dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne. Schon fünf Prozent Inflation bedeuten: Sparguthaben und Renten sind nach zehn Jahren nur noch weniger als die Hälfte wert. Und die Inflation, einmal aus dem Sack gelassen, wird in Deutschland auf Jahre hinaus sogar noch höher liegen.

Auch hierfür ist die Ursache nicht der Ukraine-Krieg, der allenfalls verschärfend wirkt. Die Inflation galoppiert, weil die Europäische Zentralbank seit Jahren die Schuldenstaaten Europas durch Anleihenkäufe und Aufblähen der Geldmenge finanziert und über Null- und Negativzinsen die Bürger zwangsweise zur Bezahlung der Staatsschulden heranzieht. 

Gleichzeitig lässt die Inflation die Steuereinnahmen steigen – im ersten Quartal 2022 allein in Deutschland um 18 Prozent. Das Umverteilungspotenzial steigt und damit die Macht des Staates über die Bürger, die immer stärker in Abhängigkeit von öffentlichen Almosen geraten. 

Der Staat gibt dagegen das Geld mit vollen Händen aus – für Transfers in alle Welt, für die Mithaftung für Schulden anderer Euro-Staaten, für Energie-Planwirtschaft, für die Subventionierung von Einwanderung und ideologischen Klientelgruppen. Zugleich verfallen Infrastruktur, Bildungswesen und innere SIcherheit, Grundvoraussetzungen für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand. Deutschland lebt schon seit vielen Jahren von der Substanz.

Statt dessen predigt die „grün“-rote Nomenklatura den Bürgern Verzicht und Entbehrung; Politiker überschlagen sich mit Forderungen, wo überall das gewöhnliche Volk den Gürtel enger schnallen, sparen und sich einschränken soll: Frieren und weniger Duschen, das Auto abschaffen und auf Fleisch verzichten, bescheidener Wohnen und keine Einfamilienhäuser mehr bauen.

„Grüne“ und rote Sozialisten lieben die Krise, denn Krisen sind ein willkommener Grund, um die Macht des Staates über den einzelnen auszuweiten, das Leben der Menschen mit immer neuen und engeren Vorschriften bis ins Privateste hinein zu bevormunden, Einschränkungen und Eingriffe ins Privateigentum und in die unternehmerische und persönliche Freiheit zu verordnen.

Zwei Jahre Corona-Maßnahmenpolitik haben im mittelständischen Gewerbe und Einzelhandel bereits einen regelrechten Kahlschlag angerichtet, zahllose Selbständige und Freiberufler aus der Eigenständigkeit in abhängige Beschäftigung oder Sozialleistungsbezug vertrieben und potenzielle Gründer abgeschreckt. Mit einem Fanatiker als Gesundheitsminister ist die Gefahr der Fortsetzung nicht gebannt. 

Der Ukraine-Krieg liefert den Vorwand für weitere tiefe dirigistische Eingriffe. Das Abschneiden von der preisgünstigen und geopolitisch logischen Versorgung mit Erdgas und Öl aus Russland ist für Mittelstand und Mittelschicht ein ruinöser Schlag. Während Milliarden für Waffenhilfe an die Ukraine oder Kriegsflüchtlinge sofort bereitstehen, bleibt die Entlastung der Bürger von den viel zu hohen Steuer- und Abgabenlasten ein laufend verschlepptes Thema für Politiker-Sonntagsreden. Und der „Klimaschutz“ als Generalschlüssel für Planwirtschaft und Dirigismus schwebt sowieso beständig über allem „grün“-roten Regierungshandeln.

Nicht zu vergessen die Bürokratie als bester Freund aller Sozialisten. Verordnungswut, Überregulierung und zentralistische Vorgaben treiben Selbständige und Freiberufler in die Verzweiflung: Ärzte geben entnervt vom Papierkrieg ihre Praxen auf und werden von medizinischen Versorgungszentren geschluckt, Handwerker und bäuerliche Familienbetriebe kapitulieren vor einer unerfüllbaren Flut von Verordnungen und Vorschriften, die nur Großbetriebe und Konzerne noch bewältigen und durchschauen können.

Politisch ist das eine erwünschte Entwicklung: Der Agrar-Riese, der Großkonzern, das Ärztekonglomerat als Neuauflage des „DDR“-Poliklinikums sind einfacher staatlich zu kontrollieren und zu steuern, der abhängig Beschäftigte kann sich der Besteuerung und gesellschaftlichen Lenkung schlechter entziehen als der individuelle Selbständige. Auf der Strecke bleiben Unternehmergeist, Kreativität, Innovationskraft und Produktivität. Ob Kriegs-, Klima-, Öko- oder Corona-Sozialismus: Alle Wege des Sozialismus führen in Entmündigung und Unfreiheit. Wer sich dagegen nicht zur Wehr setzt, wachte ehe er sich’s versieht in staatlicher Gängelung und Mangelwirtschaft wieder auf.

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