Wer als Jungpolitiker ganz nach oben will, muss auf sich aufmerksam machen. Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende der „Grünen“ und Bundestagskandidatin mit aussichtsreichem Listenplatz in Baden-Württemberg, nahm sich gleich ihre Parteichefin vor: Niemand, wirklich niemand dürfe das „N-Wort“ aussprechen, nicht mal als einer von den Guten, um andere anzuklagen.
Dabei hatte Baerbock selbst doch schon tagelang zerknirscht Selbstkritik geübt. Ein Stück aus dem „grünen“ Tollhaus, das auch aus Monty Python’s „Leben des Brian“ stammen könnte: Gesteinigt wird trotzdem. Damit nicht genug – Baerbock solle nun endlich auch bei den „Quellenangaben“ für ihr zusammenkopiertes Buch „nachlegen“, legte Ricarda Lang selbst nach: „Das ist für mich das, was ich erwarte von einer Kandidatin.“
Steile Ansage von einer schwäbischen Bummelstudentin in Berlin-Kreuzberg, die sich offenbar auch nach achtzehn Semestern noch nicht mal zur Prüfung angemeldet hat. Einen Schmalspurabschluss aus einer Londoner Titelfabrik wie ihre Parteichefin hat Ricarda Lang sich auch noch nicht zugelegt.
Braucht sie auch nicht; wenn alles läuft wie geplant, hat sie im September ihr Bundestagsmandat in der Tasche, mit dem auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung ein komfortables fünfstelliges Monatseinkommen winkt.
Darauf hat die 27jährige „Grünen“-Funktionärin zügig hingearbeitet, kein Wunder, dass da kaum noch Zeit zum Studieren blieb. Gleich nach dem Abitur in die „Grüne Jugend“, mit 23 schon deren Bundessprecherin, und zwei Jahre später gleich Wahl zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der „Grünen“ – so geht Karriereplanung in der politischen Filterblase.
Wer schnell Parteikarriere machen will, muss allerdings auffallen, und das schafft Ricarda Lang ganz mühelos. Feminismus und, naheliegend, „body positivity“, also „Körperbejahung“, nennt sie als politische Schwerpunkte. Damit kann sie dann sogar Politik aus hämischen Netzkommentaren über ihr Übergewicht machen, obwohl das bei aufstrebenden „Grünen“-Funktionärinnen doch gar nichts Besonderes ist.
Parteichef Robert Habeck bekam schon kurz nach seiner Wahl von Ricarda Lang eins mit, weil er positiv Bezug auf Nationalhymne und Patriotismus genommen hatte. So etwas hört man bei der strammlinken und antideutschen „Grünen Jugend“ gar nicht gerne.
Den Doppelmoral-Spagat zwischen bourgeoisem Wohlleben und radikallinker Rhetorik bekommt Ricarda Lang natürlich auch locker hin. In den sozialen Medien behelligt sie die Öffentlichkeit mit grenzwertigen Pool-Fotos bei Roséwein und Tagesfreizeit, und obwohl man in ihrer Partei neben vielem anderen auch Fast Food gerne verbieten würde, ist es ihr auch überhaupt nicht peinlich, im Zug mit einer prallvollen McDonalds-Tüte erwischt zu werden. Die Bösen sind ja die anderen, die sich darüber lustig machen.
Mit dem Sitz im Europaparlament hat es 2019 nicht geklappt, jetzt lockt der Bundestag als Bühne. Es sei denn, die Grünen bleiben weit unter ihren Erwartungen einstellig, dann ist ihr Listenplatz doch nicht so sicher. Wer in Baden-Württemberg wahlberechtigt ist, sollte also wissen, was zu tun ist.