So ein Bundesgeschäftsführer wühlt in einer Partei ja meistens im Hintergrund: Organisationskram, Strippenziehen, selbst im Haifischbecken überleben – für einen Mann, einen weißen noch dazu, bei den „Grünen“ auch nicht immer einfach – und Wahlkämpfe managen. Ab und zu kommt aber auch so ein Strippenzieher mal ins Rampenlicht: Um eine neue Wahlkampagne vorzustellen, oder wenn aus der ersten Reihe jemand Mist gebaut hat. Gleich zwei Gründe also, warum „Grünen“-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner zuletzt öfter in den Schlagzeilen war.
Kellner, Jahrgang 1977, gehört bei den „Grünen“ zur Generation Baerbock, und Annalena Baerbock heißt auch sein Problem. Der 44jährige – im thüringischen Gera aufgewachsen, in Brandenburg Parteikarriere gemacht, im Berliner Schickimicki-Viertel Prenzlauer Berg (wo sonst) zu Hause – gilt eigentlich als „Habecks Mastermind“, jetzt muss er für dessen Pannen-Covorsitzende den Ausputzer machen: Ihre Plagiate als „Kleinigkeiten“ und die Vorwürfe kritischer Journalisten als „Rufmord“ abtun, öffentlich behaupten, dass niemand sie absägen wolle, und zwischendurch auch noch die Saar-„Grünen“ in den Senkel stellen, weil die es doch tatsächlich gewagt haben, einen Mann auf Platz eins der Landesliste zu wählen. So was geht im grünen Quoten-Sozialismus bekanntlich gar nicht und muss nach Merkel-Manier umgehend rückgängig gemacht werden. Weil er selbst spurt, darf Michael Kellner auch auf Platz zwei der brandenburgischen Landesliste der „Grünen“ für den Bundestag kandidieren – hinter Annalena.
Und jetzt musste Kellner, seit acht Jahren Bundesgeschäftsführer, auch noch die Wahlkampagne der „Grünen“ vorstellen. So richtig inspiriert war die von ihm gegründete parteieigene Werbeagentur „Neues Tor 1“ dabei offensichtlich nicht. Die Wahlkampfsprüche sind fades pseudo-originelles Prenzelberg-Blabla über Bienen, Rassismus, Klima, Weltretten, Europa undsoweiter, die Hauptbotschaft – „Bereit, weil ihr es seid“ – klingt irgendwie nach sozialistischer Jungpionier-Losung. Dafür klebt auf jedem Plakat ein penetranter „Briefwahl jetzt!“-Button. Briefwahl als Regelfall hebelt das Wahlgeheimnis aus und nützt den Etablierten, das wissen auch die Öko-Sozialisten. Wahlen werden beim Auszählen gewonnen, lehrte schon Väterchen Stalin.
Und noch was fällt auf: Von „Bundeskanzler“ oder „Kanzlerkandidatin“ ist in Kellners Kampagne nirgends hervorgehoben die Rede, obwohl das doch eigentlich mal der zentrale Wahlkampf-Clou werden sollte. Die Skandal-Magnetin und Möchtegern-Kanzlerin Annalena Baerbock taucht zwar auch auf einem Plakatmotiv aus, aber nur als eine von vielen, neben Robert Habeck und einem halben Dutzend Allerweltsfiguren. Und alle Gesichter sind, ebenso wie die ganzen Plakate, in dasselbe abschreckende bleiche Giftgrün getaucht. Das hat Michael Kellner sich wohl von unserer „Grüne Vollpfosten“-Grafik für den „Deutschland-Kurier“ abgeschaut. So gesehen: Passt schon, die Kampagne.