Dass Teenager sich oft fanatisch in Dinge versteigern und überzeugt sind, die Welt in Gänze verstanden zu haben, ist nichts Neues. Neu ist hingegen, dass ein solcher Teenager plötzlich vor der Weltgemeinschaft Gehör findet. Vor Journalisten, Politikern, Kirchen- und Kulturfunktionären, also jenem erlauchten Personenkreis, der gemeinhin als »Meinungsmacher« bezeichnet wird. Der Teenager, dem dieses Husarenstück gelungen ist, heißt Greta Thunberg.
Sechzehn Jahre ist Greta alt, aus Schweden, die beiden Zöpfe adrett wie in einer Bullerbü-Idylle geflochten. Dass sie am Asperger-Syndrom leidet, gibt sie selbst unumwunden zu und sieht darin sogar einen Grund für ihren Protest. Die Krankheit ließe sie die Welt in »Schwarz und Weiß« sehen und mache sie so »realistischer« für Probleme.
Ob das medizinisch so haltbar ist, darf angezweifelt werden, aber ganz sicher sind Schwarz-Weiß-Dualismen kein guter Indikator für eine realistische Sicht auf die Welt und die komplexen Zusammenhänge, welche das Klima bedingen. Für Greta sind die Feinde des Klimas und somit der Welt indessen schnell benannt: Der Mensch an sich, CO2 und der Reichtum »Weniger« auf Kosten vieler Arme.
Das sind genug Stichworte, um das Teenager-Mädchen für zeitgeistig orientierte Politik und Medien interessant zu machen. Kannte Greta vor einem Jahr außerhalb Schwedens kaum eine Person, ist sie seit ihrem Auftritt auf der UN-Klimakonferenz in Kattowitz zum internationalen Star der Umweltbewegung aufgestiegen. Mit ihr erhält die Klimareligion ihre erste Heilige: ein kleines Mädchen, das gleich einer Johanna von Orleans das Banner ihrer Ideologie vor sich herträgt.
Gewichtigen Anteil daran hat zum einen, dass Gretas Themen derzeit auf fruchtbaren Boden fallen. Im linksgrünen Schweden natürlich und selbstverständlich auch in Deutschland, das mit Klima-Daueralarmismus und Umfragewerten für die Grünen von bis zu 20 Prozent der skandinavischen Villa Kunterbunt in nichts nachsteht. Unangepasst ist an Greta also gar nichts, sie spricht lediglich nach, was andere längst vorgegeben haben. Was das Mädchen auf großer Bühne sagt, wird bereits in unseren Schulen behauptet, durch Medien propagiert und von Kanzeln gepredigt.
Ein bestelltes Feld also für Greta, die mit ihrer kindlichen Unschuld die ideale Gallionsfigur der Klimabewegung abgibt. Doch nicht nur ihre Kindlichkeit und die Emotionalität ihrer zeitgeistkonformen Meinung sind Katalysatoren des erstaunlichen Erfolges, sondern auch die Ambitionen ihrer Eltern. Beide haben relativ erfolglose Künstlerkarrieren hinter sich und veröffentlichten 2018 gemeinsam mit Greta ein Buch über den Klimawandel.
Nichtregierungsorganisationen und Politiker haben den Wert der kindlichen Greta inzwischen erkannt. Längst mehren sich Stimmen, die junge Schwedin für den Friedensnobelpreis auszuzeichnen, darunter etwa die der grünen Bundestagsabgeordneten Lisa Badum. Badum und die Grünen wissen, dass ein kindliches Mädchen mit Weltuntergangsängsten vielleicht die mächtigste Waffe im Kampf um die Meinungshoheit in Bezug auf den menschengemachten Klimawandel ist. Wir werden in Zukunft also noch viel von Greta Thunberg hören.
Jan Nolte
Jan Nolte ist seit 2014 Mitglied der AfD und sitzt seit Oktober 2017 als Abgeordneter für den Wahlkreis Frankenberg im Bundestag. Er ist außerdem Mitglied im Verteidigungsausschuss, wo er sich schwerpunktmäßig mit den Themen Cyber-Warfare und Digitalisierung auseinandersetzt.