Peter Leibinger, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), reiht sich ein in die Riege hochrangiger Wirtschaftsvertreter, die fünf Minuten nach zwölf auf einmal Alarm schlagen angesichts des unübersehbaren und dramatischen Niedergangs des Industriestandorts Deutschland.
„Der Wirtschaftsstandort befindet sich in seiner historisch tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik, doch die Bundesregierung reagiert nicht entschlossen genug“, kommentiert Leibinger die Zahlen des aktuellen Industrieberichts, der für die deutsche Industrieproduktion das vierte Jahr des Schrumpfens in Folge vorhersagt. Das sei „keine konjunkturelle Delle, sondern ein struktureller Abstieg“, warnt Leibinger durchaus zutreffend. Der Wirtschaftsstandort Deutschland befinde sich „im freien Fall“.
Struktureller Abstieg
Das ist keine Übertreibung, sondern eine so bittere wie zutreffende Zustandsbeschreibung. Irritierend an diesen deutlichen Worten ist allenfalls, dass sie erst so spät kommen. Deutschland steckt bereits seit über drei Jahren tief in Stagnation und Rezession fest. Die Warnrufe Leibingers und anderer Industrielenker erfolgen erst zu einem Zeitpunkt, an dem der Absturz der deutschen Wirtschaft bereits zur unkontrollierten Schussfahrt geworden ist.
Eine Viertelmillion Arbeitsplätze sind bereits verlorengegangen – durch Betriebsschließungen, Abwanderungen ganzer Branchen und Betriebe und durch Stellenverlagerungen ins Ausland. Ebenso viele Stellen sind im gleichen Zeitraum im öffentlichen Sektor entstanden – der einzigen Wachstumsbranche, die Deutschland noch verbleibt.
Staatsfinanzierte Strohfeuer
Nur Sozialisten können das für eine gute Nachricht und für zufriedenstellenden Ersatz halten. Erkauft wird dieses staatsfinanzierte Strohfeuer mit ausufernder Staatsverschuldung und Steuerbelastung, die von dem rapide schrumpfenden produktiven Kern der Volkswirtschaft erbracht werden muss.
Und dieser Kern erodiert in atemberaubendem Tempo. 50.000 Jobs hat die deutsche Automobilindustrie in nur einem Jahr verloren. Die deutschen Hersteller richten sich mit Hochdruck auf die neuen Märkte in China und USA aus und stampfen dort neue Produktionskapazitäten aus dem Boden.
Der industrielle Kern erodiert
Volkswagen produziert in einem neuen US-Werk die wiederbelebte Marke „Scout“, in China entsteht ein zweites Wolfsburg. Das alte Wolfsburg könnte über kurz oder lang als Industriemuseum enden. Die Hersteller und Aktionäre werden weiterhin ihre Profite machen, nur eben nicht in Deutschland und Europa. Die großen Zulieferer folgen ihnen, die kleinen Betriebe, die einst den Wohlstand in die Fläche brachten, bleiben auf der Strecke.
Eine nie dagewesene Pleitewelle fegt infolgedessen über das Land und dezimiert den Mittelstand. Die Zahl der Insolvenzen könnte im kommenden Jahr von 25.000 auf 30.000 steigen, befürchten Kreditversicherer. Die Forderungsausfälle könnten den astronomischen Wert von 65 Milliarden Euro erreichen.
Pleitewelle fegt durchs Land
Im ersten Halbjahr 2025 meldeten nach Zahlen von Creditreform rund 11.900 Unternehmen Insolvenz an – das sind 9,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 141.000 verlorene oder gefährdete Arbeitsplätze sind davon betroffen. Kleine und mittlere Unternehmen mit 11 bis 50 Mitarbeitern erfasst die Insolvenzwelle besonders heftig. Die Zahl der Pleiten stieg bei ihnen zuletzt um 17 Prozent.
Der Niedergang betrifft die gesamte produktive Industrie. 41 Prozent der Industriebetriebe planen 2026 einen weiteren Stellenabbau. Die deutsche Stahlindustrie liegt faktisch bereits im Koma: Sie zählt nur noch 70- bis 80.000 Beschäftigte, in der Spitze waren es einmal mehr als 300.000. Die großen Hersteller planen weitere dramatische Stellenstreichungen, ThyssenKrupp will seine Belegschaft bis 2030 von jetzt nur noch 27.000 auf dann 16.000 reduzieren.
Kratzen an der Oberfläche
Wenn es um die Konsequenzen geht, verfällt BDI-Präsident Leibinger allerdings wieder ins Ungefähre, mahnt allgemein eine „wirtschaftspolitische Wende mit klaren Prioritäten für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum“ an und fordert „Strukturreformen“, Konzentration auf Investitionsausgaben und Bürokratieabbau.
All das ist richtig, kratzt aber erst mal nur an der Oberfläche. Andere Industrielenker reden bereits deutlicher Klartext: Die künstliche Verteuerung von Energie durch den sogenannten CO2-Preis werde die Deindustrialisierung wahnsinnig beschleunigen, warnt Markus Kamieth, Chef des einst stolzen Vorzeige-Chemiekonzerns BASF, der bereits unübersehbar seine Zelte in Deutschland abbricht.
CO2-Luftsteuer treibt die Deindustrialisierung
Christian Kullmann, Chef des Evonik-Konzerns, geht ebenfalls scharf mit der Lüge vom „markwirtschaftlichen Instrument“ der CO2-Bepreisung. Die „Klima“-Kaiser stehen ohne Kleider da: Was Friedrich Merz immer noch als „Marktwirtschaft“ anpreist, ist in Wahrheit eine willkürlich verhängte Steuer auf Luft, ein aberwitziges Machtinstrument von Ideologen, die unter dem Vorwand des „Klimaschutzes“ Krieg führen gegen billige Energie und die individuelle Freiheit durch Wohlstand, um Bürger und Wirtschaft in die Abhängigkeit vom Staat zu treiben und eine ökosozialistische Plan- und Kontrollwirtschaft einzuführen.
„Wie auf der Titanic“
Der TUI-Vorstandsvorsitzende Sebastian Ebel kommt sich vor wie auf der „Titanic“: „Die Tanzkapelle spielt auf, alle feiern mit, aber das Schiff ist schon umgekippt, und keiner tut etwas.“ Und selbst unter den Arbeitnehmervertretern haben einige erkannt, dass es ihnen endgültig an den Kragen geht, wenn sich nicht schnell etwas ändert.
Die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der drei großen baden-württembergischen Autozulieferer Bosch, ZF und Mahle fordern von der Bundesregierung die Abkehr vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035, denn „ein hartes Verbrenner-Aus wäre für die europäische Automobilindustrie fahrlässig“.
Sterben auf Raten statt sofortiger Hinrichtung
Das ist noch untertrieben, und im weiteren Text der Stellungnahme wird die ganze Crux auch deutlich: „Wir stellen die CO-Neutralität nicht infrage, aber wir brauchen mehr Zeit, um diesen Wandel hinzubekommen“, beschwichtigt Bosch-Betriebsrat Frank Sell.
Das ist nichts anderes als Betteln um ein Sterben auf Raten anstatt sofortiger Hinrichtung. Und bei den Industriebossen sieht es nicht besser aus. Allzulange haben sie der Politik und den weltfremden links-„grünen“ Klimaideologen und Wolkenschlossbauern nach dem Munde geredet und deren abstruse Forderungen übernommen und nachgebetet.
Im Würgegriff der „Klima“-Ideologie
Selbst jetzt, da das Desaster offen zutage liegt, wagen sie es nicht, mit der verhängnisvollen „Klima“-Ideologie zu brechen, die Deutschland und die EU noch immer fest im Würgegriff hält, während der Rest der Welt sich längst aus Selbsterhaltungstrieb wieder von dieser zerstörerischen Wahnvorstellung verabschiedet.
Solange Gewerkschaften und Wirtschaftsvertreter ihre Hauptaufgabe darin sehen, die AfD und damit die einzige politische Kraft zu bekämpfen, die den Kern des Problems klar benennt und Auswege aufzuzeigen versucht, werden auch Ansagen wie die von BDI-Präsident Leibinger lediglich Begleitmusik zum Niedergang bleiben und nicht das sehnlich erwartete Signal zur Umkehr.