Fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Terrorakt vom Berliner Breitscheidplatz (13 Tote) ist das Weihnachtsfest 2024 in Deutschland mit dem Blut der Opfer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt getränkt. Die Zahl der Todesopfer stieg am Samstag (21. Dezember) von zunächst zwei auf vorläufig fünf Menschen, darunter ein Kleinkind. Das teilte der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), mit.
Mehr als 200 Menschen wurden demnach bei der Amokfahrt am Freitagabend kurz nach 19 Uhr verletzt. Viele schweben dem Vernehmen nach noch in Lebensgefahr. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer in den nächsten Stunden und Tagen noch steigen könnte. Die Stadt Magdeburg bestätigte, dass es sich um „einen Anschlag“ handelt.
AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schrieb auf der Plattform X: „Die Bilder aus Magdeburg sind erschütternd! In Gedanken bin ich bei den Hinterbliebenen und Verletzten. Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende?“
„Rache für Flüchtlinge“
In der Nacht wurden weitere Informationen über den festgenommenen Täter Taleb Abdulmohsen, einen 50 Jahre alten Facharzt für Psychiatrie aus Saudi-Arabien, bekannt.
Der Attentäter, der sich seit 2006 in Deutschland aufhält und über eine unbefristete Niederlassungs- und Aufenthaltsgenehmigung verfügt, hatte nach MDR-Informationen vor rund einem Jahr in einem mittlerweile gelöschten Post auf der Plattform X geschrieben, der deutsche Staat verfolge Flüchtlinge aus Saudi-Arabien, um deren Leben zu zerstören. Er soll „baldige Rache“ angekündigt haben, berichtete die „Welt“ ergänzend.
Nach vorläufigen Angaben der Ermittler soll es sich um einen „Einzeltäter“ handeln, wie Ministerpräsident Haseloff (CDU) bestätigte. Aus Ermittlerkreisen verlautete: Es gebe wohl keine Mittäter. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet worden sein soll, hätten sich nicht bestätigt. Anfängliche Meldungen, denen zufolge sich in dem BMW Sprengstoff befunden haben soll, bestätigten sich ebenfalls nicht.
Hass auf Deutschland!
Über das genaue Tatmotiv herrschte am Morgen noch Unklarheit. Es verdichtet sich aber der Eindruck, dass der Attentäter einen abgrundtiefen Hass auf sein Gastland Deutschland verspürte. Offen war zunächst, ob der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen der herausragenden Bedeutung des Falles an sich zieht, selbst wenn ein islamistischer Hintergrund ausscheiden sollte.
„Wir wissen nicht, was ihn angetrieben hat, außer dass er Deutschland gehasst hat“, sagt die Frankfurter Islamwissenschaftlerin Prof. Susanne Schröter. Die Tat sei „in höchstem Maße wirr“. Sie zeige, dass man auch als Arzt „nicht gut integriert“ sein könne und die Gesellschaft hasse, „in der man lebt“.
Wohnung durchsucht
Noch am Abend der tödlichen Amokfahrt durchsuchten Spezialkräfte der Polizei mehrere Stunden lang die Wohnung des Arabers in Bernburg (Saale).Details zu den sichergestellten Gegenständen wurden zunächst nicht bekannt gegeben.
Im Juli 2016 wurde Taleb A. als Flüchtling anerkannt. Laut „Spiegel“ soll er vor allem Frauen aus Saudi-Arabien über Fluchtmöglichkeiten beraten und eine Internetseite mit Informationen zum deutschen Asylsystem betrieben haben.
Warnungen aus Riad?
Reuters berichtete unter Berufung auf einen Insider aus Riad, das saudi-arabische Königreich habe die deutschen Behörden vor Taleb A. gewarnt. Dieser habe extremistische Ansichten auf X gepostet. Das Außenministerium Saudi-Arabiens verurteilte den Angriff.
Wurden Hinweise ignoriert?
Hätte der blutige Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg verhindert werden können? Laut einem Medienbericht (Nius) soll eine Frau aus Saudi-Arabien das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 2023 vor dem Attentäter gewarnt haben!
Sie habe sich demnach auf X an die Behörden mit dem eindringlichen Hinweis gewandt: „Er sagte, er werde 20 Deutsche töten und er meint es sehr ernst.“ Sein Name sei Taleb Abdulmohsen, er sei 1974 geboren.
Die Antwort des BAMF soll auf die Onlinewache der Berliner Polizei verwiesen haben.
In einer Email vom September 2023 will die Zeugin die Berliner Polizei informiert haben: „Es ist sehr dringend. Ein Mann hat gesagt, dass er wahllos deutsche Bürger töten will…Er kommt aus Saudi-Arabien und ist Asylbewerber.“
Email ging versehentlich in die USA
Wie die „Welt“ berichtet, kam diese E-Mail aber offenbar nie bei der Berliner Polizei an. Stattdessen sei sie versehentlich an eine Email-Adresse verschickt worden, die in die USA führte, nämlich in die 7.500-Einwohner-Gemeinde Berlin im US-Bundesstaat New Jersey.
Ob der Hinweis via Online-Formular, unabhängig von der Email, trotzdem bei der Berliner Polizei einging, war zunächst unklar.
Angeblich soll auch die Polizei in Nordrhein-Westfalen von einer anderen X-Userin (ehemals Twitter) 2017 auf den Saudi aufmerksam gemacht worden sein und die Hinweise ignoriert haben.
Perfide: Mainstream-Medien legen Spur zur AfD
Die Mainstream-Medien, allen voran das linksgrün-woke Gerüchtemagazin „Spiegel“, versuchen, dem Saudi Sympathien für die AfD anzudichten – wohl vor allem deshalb: In einem FAZ-Interview 2019 beschrieb sich Taleb Abdulmohsen als „aggressivsten Kritiker des Islams in der Geschichte“.
Abdulmohsen kündigte auf X Vergeltung gegenüber dem deutschen Staat an: „Ich versichere euch, dass zu 100 Prozent bald die Rache kommt. Auch wenn es mich mein Leben kostet.“
Schlamperei bei Sicherheit?
Zu den ungeklärten Fragen gehörte am Samstag auch, wie der Attentäter überhaupt trotz aller Sicherheitsvorkehrungen für seine etwa 400 Meter lange Amokfahrt ein so hohes Tempo aufnehmen konnte, um so viele Menschen umzufahren. Terrorismus-Experte Shlomo Shpiro (Universität Tel Aviv) äußerte gegenüber „Welt.TV“ die Vermutung: „Vielleicht wurde Magdeburg ausgewählt, weil es da weniger Sicherheit gab.“ Auch andere Terrorismus-Experten gehen davon aus, dass es eine Sicherheitslücke gegeben haben müsse.
Wirbel um Tweet von Elon Musk
Kanzler Scholz sprach bei einem Besuch am Samstagvormittag in Magdeburg von einer „wahnsinnigen Tat“. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt finden am Wochenende mehrere Gedenkveranstaltungen statt.
Die Altparteien überboten sich mit den üblichen wohlfeilen Betroffenheitsfloskeln. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen (…) Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“ Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) twitterte: „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ich danke allen Einsatzkräften, die sich vor Ort um die Verletzten kümmern.“
Für Wirbel sorgte ein Post des künftigen US-Präsidentenberaters Elon Musk. Er griff den deutschen Regierungschef auf X scharf an: „Scholz sollte sofort zurücktreten“, schrieb der Milliardär und X-Eigner. Musk bezeichnete den Kanzler als „incompetent fool“, was so viel wie „unfähiger Narr“ bedeutet.