Der russische Botschafter in Deutschland, Sergei Netschajew, hat das Angebot von Kreml-Chef Wladimir Putin bekräftigt, die Gaslieferungen Russlands an Deutschland wieder aufzunehmen. Putin hatte erklärt, wenn die Bundesregierung es wollte, könnte innerhalb einer Woche durch einen immer noch intakten Strang der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wieder Gas fließen.
Dazu sagte Netschajew in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass: „Der Vorschlag unseres Präsidenten war eindeutig genug und wurde hierzulande gehört.“ Der Botschafter bedauerte: „Eine konstruktive Reaktion beobachten wir bislang nicht.“
Der Botschafter verwies darauf, dass es auch in Deutschland auf regionaler und Wirtschaftsebene mehrfach Vorschläge gegeben habe, Nord Stream wiederherzustellen und in Betrieb zu nehmen. Das wäre ein „extrem vorteilhafter Schritt im Sinne der Bundesrepublik und ihrer Bürger“.
Der russische Botschafter konstatierte: „Derzeit beschäftigt man sich in Deutschland lieber mit weiteren Sanktionspaketen gegen Russland. Die nationalen Energieinteressen geraten an der Stelle ins Hintertreffen. Leider bleibt das Primat der Politik vor der Wirtschaft hierzulande unangreifbar.“
Deutliche Warnung vor „Taurus“-Einsatz
In dem Tass-Interview wurde der Diplomat auch darauf angesprochen, wie er die Situation um das geleakte Gespräch hochrangiger deutscher Luftwaffen-Offiziere bezüglich eines möglichen Einsatzes von weitreichenden „Taurus“-Marschflugkörpern in der Ukraine bewerte. Netschajew sieht in dem abgehörten Telefonat „einen weiteren Beleg dafür, dass Berlin in den Ukraine-Konflikt gänzlich verwickelt ist. Zumal diese Geschichte mit einer außerordentlich aggressiven militaristischen Rhetorik einhergeht, die auf hoher politischer Ebene in Deutschland erklingt.“ Öffentliche Äußerungen „einiger Politiker“, die Bundeswehr und die deutsche Gesellschaft „kriegstüchtig“ zu machen und sie für einen militärischen Konflikt mit Russland zu rüsten, oder gar „den Krieg nach Russland zu tragen“ und russische Ministerien und Infrastrukturobjekte anzugreifen, nannte der Botschafter ein „sehr beunruhigendes Signal“.
Netschajew unterstrich zugleich: „Wir stellen jedoch fest, dass nicht die gesamte deutsche Staatsführung diesen Ansatz teilt.“ Es werde „sehr wohl verstanden, was für Konsequenzen diese Eskalation haben könnte“. Gleichwohl sollte man sich in Deutschland darüber „bewusst sein, dass jegliche Planungen, die mit der Möglichkeit von Angriffen auf zivile Infrastruktur in Russland, einschließlich der Krim-Brücke, verknüpft sind, de facto eine Beteiligung an der Vorbereitung von Terroranschlägen bedeuten“, warnte der Diplomat.