Zu besichtigen war an diesem zweiten Juli-Wochenende die protzige Abgehobenheit des Systems in seiner ganzen Pracht – man könnte auch sagen: der herrschenden politischen Klasse in ihrer ganzen spätrömischen Dekadenz! „Ihr Sylt so schön!“, schmachtete „Bild“ über das frisch gebackene Brautpaar Christian Lindner (43) und Franca Lehfeldt (33) im 10.000 Euro teuren Brautkleid. Während sich Deutschland immer ärmer „grünt“, ließ es der harte Kern des Altparteien-Kartells auf der Insel der „Schönen und Reichen“ so richtig krachen – abgeschirmt hinter den Dünen im Schickimicki-Strandlokal „Sansibar“ vor unliebsamen 9-Euro-Ticket-Gästen.
Drei Tage lang feierten der FDP-Vorsitzende, Bundesfinanzminister Christian Lindner, und die WELT-Journalistin Franca Lehfeldt Hochzeit auf der mondänen Nordsee-Insel Sylt. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz, der kürzlich angesichts der galoppierenden Inflation den Deutschen karge Zeiten in Aussicht stellte („Wir werden uns das eine oder andere nicht mehr leisten können“), reiste mit Gattin Charlotte im selbstpilotierten zweimotorigen Privatjet an. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) gab dem Paar die Ehre.
Während der Bräutigam die Braut im offenen schwarzen Porsche über die Insel chauffierte, sicherten Sprengstoff-Spürhunde und ein großes Polizeiaufgebot auf Kosten vermutlich der Steuerzahler die „Traumhochzeit“ der Klatschpresse. Der frühere ZDF-Journalist Wolfgang Herles brachte es auf den Punkt: „Wer als Mitverantwortlicher so demonstrativ in den Verfall hinein feiert, ist dekadent.“
Gipfel des Hochmuts kommt vor dem Fall
Herles bilanziert im liberal-konservativen Meinungsmagazin „Tichys Einblick“: „Der wichtigste Minister der Republik heiratet in Saus und Braus auf Sylt. Es ist, das lässt sich nicht leugnen, zugleich die Feier seines gesellschaftlichen Aufstiegs. Die politische Klasse steht Spalier. Wäre sie nicht schmerzresistent, würde sie demütig auf jede Demonstration von Eigenliebe verzichten. Dieses Gipfeltreffen der Unbescheidenen ist ein Gipfel des Hochmuts. Der kommt vor dem Fall.“
Übrigens: „Grünen“-Prominenz hatte sich trotz Einladung dann doch lieber rar gemacht – es wäre bei der eigenen Klientel nicht gut angekommen: Zur falschen Zeit am falschen Ort! Oder, mit anderen Worten: Kaltwasser predigen und Schampus trinken! (oys)