Ein Gastbeitrag des bildungspolitischen Sprechers der AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Hans-Peter Hörner.
Das arbeitgebernahe „Institut der Deutschen Wirtschaft“ hat den MINT-Frühjahrsreport 2022 vorgelegt. Anstatt die wahren Gründe für die dort aufgezeigte Misere in den naturwissenschaftlich-technisch-mathematischen Fächern klar zu benennen, küssen die Wirtschaftsforscher die Hand, die sie füttert.
Kann man keinem übel nehmen, schwierig wird es jedoch, wenn die Fehlentwicklungen in der deutschen Bildungs- und Ausbildungslandschaft missdeutet und in mangelhafter Kausalität dargestellt werden. Im Institutsreport ist zu lesen, dass „die MINT-Arbeitskräftelücke auf einen April-Rekordwert in Höhe von 320.600 fehlenden MINT-Arbeitskräften“ gestiegen ist. Ohne die angeblichen Erfolge durch die Zuwanderung läge die Zahl sogar bei über 600.000 fehlenden Arbeitskräften mit MINT-Hintergrund, so jedenfalls die Kölner Wirtschaftsforscher. Die Qualität von akademischer, beruflicher oder anderer Ausbildung wird von den Kölnern einfach beiseite gewischt. So kann man in dem Report lesen: „Die Gesetze der Technik und der Naturwissenschaften sind von globaler Natur und gelten mithin weltweit, sodass der Entstehungsort des MINT-spezifischen Know-hows weitgehend irrelevant für dessen potenzielle Nutzung ist.“ Also egal, ob an der Université nationale du Rwanda oder an der ETH Zürich, ob an der Schota-Rustaweli-Universität in Batumi oder an der TU München, überall fällt der Apfel schließlich Richtung Erde. Genau deshalb sind auch angeblich 600.200 MINT-Akademiker mit eigener (sic!) Migrationserfahrung 2019 in der Bundesrepublik erwerbstätig gewesen. Interessant ist der Hinweis, dass von den 134.000 Zuwanderern, die in den Bereichen Forschung und Entwicklung arbeiten sollen, 106.500 eine MINT-Qualifikation haben. Ergo: Damit ist der „MINT-Anteil unter den Zuwanderern höher als unter den Nicht-Zuwanderern.“
Doch daran hat natürlich nicht der Zustand des deutschen Ausbildungssystems Schuld. Wie die Kölschen Jecken dem „Zoch“, so folgen die Institutsökonomen dem offiziellen Narrativ: Der Ukraine-Krieg ist verantwortlich. Und zwar für „die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und damit auch […] den kurzfristigen MINT-Bedarf“. Dabei hat das Internetportal azubiyo.de längst festgehalten, dass durch die zunehmende Digitalisierung […] vor allem im MINT-Bereich der Bedarf an Fachkräften [wächst]. Seit Jahren [sic!] spricht man hier auch von einem Fachkräftemangel.“ Dieser findet seine Ursache in der allerdings kriegsfernen Vernachlässigung der MINT-Fächer. Olaf Köller von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften in München: „Was nützt es, wenn in der frühen Bildung Begeisterung für Mint vermittelt wird, dann aber in der Sekundarstufe II das Fach Informatik aufgrund von Lehrermangel nicht angeboten wird.“ Nicht nur Lehrermangel, sondern auch die Absenkung von Prüfungsstandards auf der Grundlage eines aggressiven grün-linken Egalitarismus tragen zur mangelnden Leistungsqualität und einer Gleichmacherei aller bei. Dies wird vom „Institut der Deutschen Wirtschaft“ geflissentlich übergangen, denn die Arbeitgeberverbände sind für viele weitere zugewanderte „Fachkräfte“. Schließlich scheinen durch eine bedingungslose Freizügigkeit von Arbeitskräften die Kosten der Beschäftigung durch das „grenzenlose“ Arbeitskräfteangebot geringgehalten zu werden, nach dem Motto „Was viel da ist, kostet weniger als Selteneres“.
Auch die abstoßende Willfährigkeit deutscher Manager gegenüber nicht nur der Baden-Württembergischen Regierungspolitik schlägt sich in dem Report nieder. Unter dem Zwang, Fördermittel zu erhalten, Arbeitsplätze, den Shareholdervalue und Renditen zu sichern und auch die eigenen Boni satt steigen zu lassen, soll der Mangel an MINT-Arbeitskräften durch Zuwanderung gelöst werden. Die „größten Engpässe bestehen in den Bereichen Energie/Elektro und IT“, was gut wie ein gewisses Körperteil auf den Eimer in den geplanten Umbau der deutschen Industrielandschaft und Energiewirtschaft passt. Hier sollten die das Institut finanzierenden Unternehmen und Arbeitgeberverbände endlich der Wieder-Aufwertung der deutschen Schulen und Ausbildungsstätten und der Restitution bewährter Ausbildungsstandards das Wort reden. Dann gäbe es keine per Ukas verordneten Notenanhebungen im Fach Mathematik, weil das Mathematik-Abitur in 2021 „viel zu schlecht ausgefallen ist“. Dadurch sollte „der Punktedurchschnitt rechnerisch an die Ergebnisse der vergangenen Jahre angeglichen werden.“ So geschehen in Mecklenburg-Vorpommern unter der SPD-Ministerin für Wissenschaft usw. des Landes, Bettina Martin.
Hans-Peter Hörner ist AfD-Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg.