Gigantismus war schon immer ein Markenzeichen von Sozialismus jedweder Couleur: Das Bundeskanzleramt wird in seinem Umfang verdoppelt und damit noch weiter zur ohnehin schon größten Regierungszentrale der westlichen Welt ausgebaut. „Dieser Luxus geht eindeutig zu weit“, schreibt Gunnar Schupelius in der B.Z. gleichermaßen rat- wie hilflos.
Der Berliner Senat hat jetzt den Bebauungsplan für die Vergrößerung des Bundeskanzleramtes auf der gegenüber liegenden Spreeseite genehmigt. Es soll ein „Anbau“ für 400 neue Büros auf einer Nutzfläche von rund 25.000 Quadratmetern entstehen – der „Anbau“ ist damit inklusive eigenem Kindergarten, Wintergärten und Hubschrauberlandeplatz exakt so groß sein wie das jetzige Kanzleramt!
Merkels Vermächtnis
Die Baukosten für das noch von Angela Merkel (CDU) in Auftrag gegebene Projekt werden auf 600 Millionen Euro geschätzt. Sie dürften sich erfahrungsgemäß mindestens verdoppeln. Der Bundesrechnungshof geht schon jetzt von einer sehr viel höheren Summe aus und hat das Vorhaben mehrfach heftig kritisiert. Das hat die „Ampel“-Regierung nicht beeindruckt. Es herrsche „akuter Büromangel“, heißt es im Bundeskanzleramt. 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen.
Die „Raumnot“ kommt nicht von ungefähr: Sie ist das Ergebnis der Kanzlerschaft Merkels. Zwischen 2005 und 2021 wurde die Zahl der Kanzleramtsbürokraten von 460 auf 750 erhöht. Und das sind nur die Beamten und Angestellten im „Kernbereich“. Dazu kommen bei der Beauftragten für Kultur und Medien noch 370 und im Bundespresseamt noch 2.900 Planstellen. Insgesamt wurde der Bereich des Kanzleramts auf 4.106 Mitarbeiter aufgeblasen.
Merkels Nachfolger Olaf Scholz (SPD) will zusätzlich noch einmal 75 neue Planstellen schaffen. Damit würde sich die Zahl der Mitarbeiter im „Kernbereich“ auf 825 erhöhen, berichtete unlängst „Report Mainz“ (ARD). Spötter in der Hauptstadt sagen: „Wenn es so weitergeht, wird also auch der Anbau nicht reichen.“
Übrigens: Das Bundeskanzleramt ist schon jetzt achtmal größer als das Weiße Haus, zehnmal größer als Downing Street No. 10, dreimal größer als der Élysée-Palast! (oys)