Tesla und Co. können sich über Unsummen Geld aus der digitalen Wirtschaft freuen, während die Vertreter konservativer Antriebstechnologien von der Politik im Stich gelassen werden.
Arbeitsplätze, Technologieführerschaft bei Verbrennungsmotoren, Produktionsstandorte, Industriespionage durch die Chinesen – den Orthodoxen der Klimawandelreligion in der bundesdeutschen Politik scheint das alles egal. Hauptsache, die unausgegorenen Konzepte der Elektromobilität werden ohne echte Markttauglichkeit populärer und immer populärer. Noch allerdings scheint der Verbraucher nicht zu ziehen, denn eCars haben nicht ganz die gewünschte Konjunktur. Zwar meldet die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, dass die Verkaufs- und Zulassungszahlen für Elektroautos aktuell in die Höhe schnellen, weil die Bundesregierung im Zuge des 130 Milliarden schweren Corona-Konjunkturpaketes die Fördergelder für Elektroautos erhöht hat. »Statt der bisherigen Höchstsumme von 6.000 Euro sind nun bis zu 9.000 Euro Zuzahlung möglich«, heißt es auf der Website, doch der Marktanteil bleibt vergleichsweise bescheiden. Vor dem Hintergrund der massiven politischen Unterstützung und zusätzlicher Eingriffe kletterte der Absatz von Elektroautos nach vorläufigen Schätzungen der International Energy Agency (IEA) weltweit auf über drei Millionen und erreichte einen Marktanteil von über 4%, was 2020 zu einem Rekordjahr für die Elektromobilität macht. Dies entspricht einem Wachstum der weltweiten Verkäufe von über 40% gegenüber den 2,1 Millionen verkauften Elektroautos im Jahr 2019 und markiert eine Rückkehr zu den zweistelligen Wachstumsraten, die im Zeitraum 2010–2018 beobachtet wurden. Heute sind weltweit mehr als 10 Millionen Elektroautos auf den Straßen unterwegs. Liest sich beeindruckend, ist aber eher bescheiden, denn noch beträgt der Anteil der Elektrofahrzeuge an den gesamten Autoverkäufen nur ein Zehntel des Anteils an den Verkäufen konventioneller SUVs.
Doch die ideologisierte grüne Politik erhält Hilfe von den Turbo-Gewinnern der eCommerce-Branche, die zu jetzigen Corona-Zeiten gerade richtig abzocken. So hat etwa der US-amerikanische Elektroauto-Entwickler Rivian von Amazon, von Investmentfirmen und weiteren Geldgebern 2,65 Milliarden Dollar eingesammelt, »um den Marktstart eines Geländewagens, eines Pick-ups und eines Lieferwagens für Amazon vorzubereiten«, wie im Netz zu lesen ist. Auch der Autobauer Ford hat sich seit 2019 in der nun abgeschlossenen Finanzierungsrunde engagiert. Immerhin kassierte Rivian, die als Tesla-Konkurrenz gilt, rund acht Milliarden Dollar von den Investoren. Amazon hatte zusätzlich angekündigt, über einen längeren Zeitraum hinweg 100.000 Lieferwagen bei Rivian kaufen zu wollen. Man darf gespannt sein, was die beachtliche Marketing-Macht, die sich aufgrund der geflossenen Beträge formieren wird, an Schaden auf den Automärkten anrichtet. Aber nicht nur Schäden in den Märkten und bei deren Teilnehmern, ob in Handel oder Produktion, auch Schäden in der Umwelt. Der Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, Volker Schmidt, warnte unlängst vor den fatalen Folgen des Umstiegs auf Elektromobilität. Sie sei die derzeit klimaschädlichste Antriebsart und die EU unterliege in Sachen CO2 einem gigantischen Selbstbetrug, verriet der Manager der ›Osnabrücker Zeitung‹: »Allein die Herstellung des Akkus setzt bei Mittelklassefahrzeugen um die 17 Tonnen CO2 in die Luft. Dafür muss ein Diesel oder ein Benziner erst einmal 200.000 km fahren, um auf diese Menge CO2 zu kommen. Und auch das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn beim heutigen Strommix mit rund 55 Prozent aus fossilen Energieträgern tankt das E-Auto überwiegend Kohle. Dann können es sogar über 500.000 Kilometer sein, die der Verbrenner klimafreundlicher ist als der reine Elektroantrieb.«
Hans Peter Stauch
Jahrgang 1952, ist seit 2016 Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Er ist der verkehrspolitische Sprecher der dortigen AfD-Fraktion. Darüber hinaus liegen seine Themenschwerpunkte auf Fragen der Umwelt-, Klima- und Energiepolitik.