In Deutschland werden immer mehr arme Menschen noch ärmer durch ihre exorbitant hohen Wohnkosten. Das belegt zum zweiten Mal in Folge eine Studie des Paritätischen Gesamtverbandes. Demnach sind 5,4 Millionen mehr Menschen armutsgefährdet als nach konventionellen Berechnungen, die keine Wohnkosten wie Strom oder Gas berücksichtigen. Im Durchschnitt geben die so definierten Armen 43,8 Prozent ihres Einkommens für reine Wohnkosten aus – was eine direkte Folge auch des Energiekosten-Horrors ist, nicht zuletzt wegen der eskalierenden Sanktionspolitik der EU gegen Russland.
Statt 13 Millionen müssen demnach 18,4 Millionen Menschen in Deutschland als arm gelten. Das sind 22,3 Prozent der Gesamtbevölkerung, also schon mehr als jeder Fünfte! Vor einem Jahr waren es noch 21,2 Prozent.
Das eigene Zuhause werde zur „Armutsfalle“, sagte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes und Mitautor der Expertise. Er warnte vor einer „Abwärtsspirale, an deren Ende immer öfter die Wohnungslosigkeit steht.“
Einige Gruppen sind demnach überproportional von Wohnarmut betroffen. Besonders hoch fällt die Wohnarmut mit 31 Prozent bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren und bei älteren Menschen ab 65 Jahren mit 29 Prozent aus. 31 Prozent aller Paare mit drei oder mehr Kindern sind ebenfalls von Wohnarmut betroffen und bei Alleinerziehenden sind es vier von zehn Haushalten.
Durchweg in allen Bundesländern liegt die Wohnarmut über der regulär ermittelten Armut, besonders stark ist der Abstand in Hamburg, Berlin und dem Saarland.