In einem bemerkenswerten Interview mit der US-amerikanischen Zeitschrift „The American Conservative“ entwickelt die Kanzlerkandidatin und Parteivorsitzende der Alternative für Deutschland Alice Weidel grundsätzliche Gedanken zur Position Deutschlands im Verhältnis zur Weltmacht USA und zur Europäischen Union und über eine interessengeleitete deutsche Außen- und Sicherheitspolitik.
Alice Weidel zitiert Johann Gottlieb Fichte und geht auf den US-amerikanischen Grundkonflikt zwischen Isolationisten und Expansionisten ein. Zu hoch für die Propagandaklempner von der „Bild“-Zeitung, die mit ein paar halbverdauten Stichworten und Gedankenfetzen aus Weidels Ausführungen ein peinliches Denunziationsstück nach dem Geschmack denkabstinenter Vulgäratlantiker zusammengenagelt hat. Anstelle der „Bild“-Desinformation lohnt ein Blick in das amerikanische Original des Interviews.
„The American Conservative“ ist ein gut gewählter Ort, um über deutsche und amerikanische Interessenpolitik nachzudenken. Der konservative Vordenker und Publizist Patrick Buchanan gründete die Zeitschrift 2002 im Widerspruch zum ideologischen Imperialismus der „Neokonservativen“ („Neocons“), nachdem diese unter George W. Bush die USA in das Abenteuer des Irak-Kriegs gestürzt hatten.
Das war nur konsequent: Seit den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist Buchanan der führende Vertreter jener starken Strömung im US-Konservatismus, die eine Verzettelung amerikanischer Kräfte für globale Hegemonialpolitik unter dem Deckmantel universalistischer Werte ablehnt und das Wohl und die Stärken des eigenen Landes und seines geopolitischen Raumes in den Mittelpunkt stellt.
Meist wird diese Position unter dem Schlagwort „Isolationismus“ zusammengefasst. Von daher ist es kein Zufall, dass „The American Conservative“ dem Lager von Donald J. Trump nahesteht, der diese mächtige, wenn auch bislang nicht vorherrschende Position in zeitgemäßer Form aufgegriffen und damit zum zweiten Mal eine Präsidentenwahl gewonnen hat.
Alice Weidel nimmt auf genau diese Kontroverse zwischen „Neocons“ und Interventionisten auf der einen und „Isolationisten“ auf der anderen Seite Bezug, wenn sie auf die Forderung Donald Trumps eingeht, die Europäer und insbesondere Deutschland müssten die eigene Sicherheit stärker in die eigene Hand nehmen. Sie geht dabei von der Lage Deutschlands als „besiegte Nation“ aus, die – wie Johann Gottlieb Fichte, der Philosoph des Idealismus, in seinen „Reden an die Deutsche Nation“ ausführt, ihre Selbständigkeit und ihren Freiheitssinn eingebüßt und es sich in der Unterwerfung unter die Vormundschaft des Hegemons USA bequem gemacht habe.
Die Weltmacht USA müsse sich also entscheiden, wie sie ihre Führungsrolle künftig ausüben wolle: Als „Imperium“, dessen Interessen sich Deutschland wie eine „Kolonie“ unterzuordnen habe und nicht über seine eigene Energiepolitik entscheiden dürfe? Dann könnten sie auch nicht erwarten, dass man ihre Kriege mitkämpfe – „slaves don’t fight“, Knechte kämpfen nicht. Als strahlender Sieger der Geschichte könnten die USA so handeln, sie müssten sich aber auch klar dazu bekennen.
Wenn Deutschland aber selbst Verantwortung für seine Sicherheit übernehme, dann müssten die USA auch die damit verbundene Freiheit und ihre Konsequenzen akzeptieren. Dann müssten sie beispielsweise hinnehmen, dass Deutschland selbst entscheide, ob es seinen Energiebedarf auch aus Russland und über die „NordStream“-Gasleitung decke. Denn zur Freiheit gehöre eben auch, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Aus diesen differenzierten Überlegungen wird im „Bild“-Propagandaraster dann: „Weidel nennt Deutsche ‚Sklaven‘ der USA“ – bei so viel bösartiger Begriffsstutzigkeit erübrigt sich jeder Kommentar.
Zur Entscheidungsfreiheit gehört freilich eine einsatzbereite Armee mit der Fähigkeit zur Landesverteidigung; das lautstarke Kriegsgeschrei der CDU, während Deutschland die militärischen Fähigkeiten fehlten, erinnere an „wilde sexuelle Phantasien von Impotenten“ – noch eine Metapher von Alice Weidel, über die „Bild“ sich theatralisch ereiferte. Eine AfD-Regierung werde diese „groteske Scharade“ beenden und mehr, aber auch effizienter in Deutschlands Verteidigungsfähigkeit investieren – „wir können uns nicht länger leisten, so viel Geld für so wenig auszugeben“.
Echte Pazifisten müssten in der Lage sein, Kriege zu führen, und sie trotzdem vermeiden, erklärt Weidel in unausgesprochener, aber klarer Abgrenzung zur grundsätzlichen Militärfeindlichkeit der Wagenknecht-Partei. Wer den Frieden beschwöre, ohne sich verteidigen zu können, sei „kein Pazifist, sondern ein Schneemann, der auf einen möglichst langen Winter hofft“.
Gegenüber der EU macht Alice Weidel ebenfalls klare Ansagen. Deutschland brauche die EU nicht, um zu überleben, umgekehrt sei dies aber sehr wohl der Fall. Die EU verhalte sich aber geradezu entgegengesetzt und erwarte, dass Deutschland auf die Wahrnehmung vitaler Interessen verzichte, um „das europäische Projekt“ nicht zu gefährden. Das sei historischer Unsinn: „Entweder die EU lernt, unsere nationalen Interessen zu berücksichtigen, oder sie wird verschwinden.“
In einem weiteren Abschnitt des Interviews drückt Weidel ihre Anerkennung für die Unterstützung durch „X“-Chef Elon Musk aus. Mit seiner „brennenden Freiheitsliebe“ habe der Unternehmer Elon Musk die üppig finanzierten linken Meinungsmanipulatoren herausgefordert. Die Wut der EU-Eliten auf Musk habe vor allem einen Grund: „Sie fürchten uns, sie fürchten die Freiheit, und über allem anderen fürchten sie die Meinungsfreiheit.“
Alice Weidel schlägt einen Ton der historischen Reflexion und Argumentation an, den man im internationalen Diskurs von einem führenden deutschen Politiker lange nicht mehr gehört hat. Im „Land der Freien“ wird man ihre klaren Worte zweifellos eher schätzen und verstehen als bei den „Neocon“-Propagandaverstärkern von der „Bild“.
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