Das „Grummeln“ in der SPD wird nicht nur lauter, es wird auch immer prominenter! Vor einer eilends ohne Scholz angesetzten Krisen-Schalte des SPD-Vorstandes sprach sich nach dem sozialdemokratischen „Urgestein“ Franz Müntefering jetzt auch der frühere Parteichef Sigmar Gabriel für Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten aus. Der schließt inzwischen nur noch aus, dass er Papst wird.
In der SPD nehmen die Zweifel an einem Kanzlerkandidaten Scholz Orkanstärke an – Gegenwind kommt vor allem auch aus dem mitgliederstärksten NRW-Landesverband. Hintergrund: Auf Basis der jetzigen Umfragewerte hat ungefähr jeder zweite bis dritte Genosse kaum eine Chance, bei Neuwahlen in den Bundestag zurückzukehren.
Wird Scholz noch in der Luft entmachtet?
Die SPD-Führung plant für heute Abend, 19. November, eine Krisen-Schalte zur K-Frage. Der, um den es geht, ist dann auf dem Rückflug vom G20-Gipfel in Brasilien. Wenn Olaf Scholz in Berlin landet, könnte er bereits entmachtet sein!
Was anfangs nur ein „Grummeln“ (Fraktionschef Rolf Mützenich) war, ist inzwischen zu einem unüberhörbaren Sturmgrollen geworden. Nun meldeten auch zwei führende SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem mächtigen Landesverband Nordrhein-Westfalen Zweifel an einem Kanzlerkandidaten Scholz an.
Abgesang auf den Kanzler
„Im Zentrum steht die Frage, was die beste politische Aufstellung jetzt für diese Bundeswahl ist. Dabei hören wir viel Zuspruch für Boris Pistorius“, teilten die beiden Vorsitzenden der NRW-SPD-Landesgruppe im Bundestag, Dirk Wiese und Wiebke Esdar, mit. Sie berichteten von einer kritischen Debatte in den Wahlkreisen.
Es klingt bereits wie ein Abgesang auf den gescheiterten Ampel-Kanzler: „Mit einigem Abstand werden seine Arbeit und seine Entscheidungen für unser Land mit Sicherheit weitaus positiver beurteilt werden“, sagten die beiden einflussreichen Genossen.
Für Scholz hochgefährlich: Esdar und Wiese sind zugleich Vorsitzende der mächtigen Strömungen innerhalb der SPD-Fraktion – die eine als Sprecherin der Parlamentarischen Linken, der andere als Sprecher des eher rechten Seeheimer Kreises!
Wohl der Partei steht an erster Stelle
Mit Thüringens SPD-Landeschef Georg Maier rückte ein weiterer Genosse von Scholz ab. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) stellte er die Frage, „ob aus Sicht der Partei ein Wechsel bei der Kanzlerkandidatur nicht besser wäre.“ Das Wohl der Partei müsse immer vorgehen.
Aufstand gegen „Weiter so“
So sieht es auch der frühere Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel. „An der Basis der SPD steigt jeden Tag der Widerstand gegen ein ‚Weiter-so‘ mit Kanzler Scholz. Und der SPD-Führung fallen nur Beschwichtigungen und Ergebenheitsadressen ein“, schrieb der frühere Bundesaußen- und Bundeswirtschaftsminister bei X. Jetzt sei mutige politische Führung gefragt. Wer das laufen lasse, bringe die SPD unter 15 Prozent.
Pistorius in Lauerstellung
Aufhorchen lässt im politischen Berlin immer mehr ein Satz, der nicht gesagt wurde: „Ich stehe für eine Kandidatur nicht zur Verfügung.“ Stattdessen wird Boris Pistorius mit der Äußerung zitiert, man sollte in der Politik nie irgendetwas ausschließen. Das Einzige, was er definitiv ausschließen könne, „ist, dass ich noch Papst werde.“