Im Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist ein offener Machtkampf zwischen Parteichefin Wagenknecht und der thüringischen Landesvorsitzenden Katja Wolf entbrannt. Wolf will um jeden Preis mit einer sogenannten Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD in Erfurt regieren; Wagenknecht will das nicht. Sie pocht auf eine klare Distanzierung von der Kriegstreiberei der CDU-Bundesspitze.
Damit spitzt sich der Streit innerhalb des BSW zu. Für Wolf und ihre Genossen in Thüringen geht es um Ministerposten, für Wagenknecht um die eigene Glaubwürdigkeit vor allem mit Blick auf die Bundestagswahl 2025. Politische Beobachter schließen nicht aus, dass es in letzter Konsequenz zu einem Parteiausschluss der Thüringer BSW-Chefin kommen könnte, sollte Wolf die Regierungsbeteiligung in Erfurt wichtiger sein als Wagenknechts Antikriegs-Programmatik.
Hintergrund: Nachdem die Spitzen von CDU, SPD und BSW am Wochenende den Weg für Koalitionsverhandlungen in Thüringen freigemacht hatten, intervenierte die BSW-Gründerin und Bundesvorsitzende Sahra Wagenknecht. Sie forderte eine Distanzierung der Thüringer CDU vom eigenen Bundesvorsitzenden Friedrich Merz.
Der CDU-Chef hatte in einer „entsetzlichen Rede“ (Wagenknecht) vergangene Woche im Deutschen Bundestag „faktisch einen Kriegseintritt Deutschlands gegen Russland“ gefordert, empörte sich die BSW-Vorsitzende. Mit der CDU könne man nur in Koalitionen eintreten, wenn sich die jeweilige vom BSW mitgetragene Landesregierung „von solchen Positionen klar abgrenzt“.
Die Thüringer CDU wies das Ansinnen als „abenteuerlich“ zurück, Wolf lobte die „pragmatische Zusammenarbeit“ mit der CDU in Thüringen.