Von Aloys Krause
In Fällen von Migrantengewalt lesen (seltener hören) wir immer häufiger, der Täter oder der Tatverdächtige sei Syrer. Der Terror-Anschlag von Solingen, bei dem ein syrischer Islamist drei Menschen erstach, war der vorläufige Höhepunkt in diesem Jahr. Sind Syrer brutaler und gefährlicher als andere Zuwanderergruppen?
Es war ein unvorstellbar grausames Verbrechen, für das sich vier Syrer im Alter von 36 bis 42 Jahren jetzt vor dem Saarbrücker Landgericht verantworten müssen. Im saarländischen Primsweiler fesselten sie im März dieses Jahres ihren Chef mit Kabelbinder und Klebeband, prügelten ihn in einer Monteurswohnung zu Tode.
Laut Staatsanwaltschaft legten sie ihr Opfer dann mit Bauch und Gesicht nach unten auf ein Bett. Weitere Schläge und Tritte folgten. Sie zogen ihm die Hose herunter und einer der Angeklagten urinierte auf ihn. Anschließend rasierten sie dem ebenfalls aus Syrien stammenden Mann, für den sie im Glasfaser-Ausbau arbeiteten, den Bart ab. Eine besondere Form der Demütigung.
Immer wieder heißt es im Zusammenhang mit migrantischen Gewalttaten, der Tatverdächtige oder die Tatverdächtigen seien Syrer. Sind Syrer besonders grausam und brutal?
Allein drei schockierende Migranten-Verbrechen fanden 2024 in Nordrhein-Westfalen statt. Jedes Mal war der Täter ein Syrer.
▶ Am 23. Juni prügelte im Kurpark von Bad Oeynhausen ein polizeibekannter Syrer (18) den 20 Jahre alten Philippos T. zu Tode. Der junge Mann (Vater Grieche) war gerade vom Abiturball seiner Schwester gekommen.
▶ Zwei Monate später, am 23. August, erstach der Syrer Issa al H.(26) auf dem Stadtfest in Solingen wahllos drei Menschen. Der Syrer, der mit der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) in Verbindung gebracht wird, hätte längstens abgeschoben gehört.
▶ Am 28. September attackierte in Essen ein Macheten-Syrer (41) aus Rache an seiner Ex-Frau die Familie ihres neuen Partners, zündete zwei Wohnhäuser an, rammte mit einem Transporter mehrere Ladengeschäfte. Bilanz: 17 Schwerverletzte, zwei lebensgefährlich verletzte Kinder.
Allein aufgrund dieser drei spektakulären Fälle kann sich leicht der Eindruck aufdrängen, Syrer seien brutaler und rücksichtsloser als andere migrantische Gewalttäter. Doch das wäre eine unzulässige Relativierung von Gruppenvergewaltigungen, Tötungsdelikten und Fällen von schwerer Körperverletzung, an denen auch Afghanen und Iraker sowie Nord- und Schwarzafrikaner gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil überproportional häufig beteiligt sind.
▶ Fakt ist jedoch: Syrer führen die Kriminalstatistiken im Zuwanderungskontext an. In absoluten Zahlen sind Syrer am häufigsten noch vor den Afghanen tatverdächtig, wie aus Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) hervorgeht.
Gewaltaffiner Kulturkreis
Die Frage, ob Syrer „schlimmer“ als andere Migrantengruppen seien, lässt sich aus Sicht von Kriminologen so pauschal nicht bejahen. Zweifelsohne ist Syrien ein Land, das von Krieg und Islamismus sowie durch archaische Traditionen geprägt ist. Syrer legen vor der illegalen Einreise nach Deutschland ihre Herkunft und Sozialisation nicht ab – ebenso wenig allerdings tun das Afghanen und Iraker. Alle drei Zuwanderergruppen kommen aus gewaltaffinen Bürgerkriegsländern, in denen Steinzeit-Islamismus herrscht. Syrer haben insoweit kein Alleinstellungsmerkmal. Trotzdem fallen sie – jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung – überdurchschnittlich oft auf. Warum?
Schon jeder 20. Syrer lebt in Deutschland
Die Erklärung dafür, warum Syrer „gefühlt“ häufiger als andere Migrantengruppen scheinbar besonders oft grausame Gewaltverbrechen begehen, liegt auf der Hand: Es ist ihre zahlenmäßige Dominanz unter Migranten nahöstlicher bzw. mittelorientalischer Provenienz.
Das wird schnell klar, wenn man sich die Zahlen syrischer Massenmigration nach Deutschland, hier wiederum speziell in das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, vergegenwärtigt.
▶ Lebten 2010 rund 30.000 Syrer in Deutschland, so waren es nach der Nichtschließung der Grenzen durch Angela Merkel (CDU) Ende 2015 schon knapp 370.000. Heute sind es rund 970.000. Die Zahl der in Deutschland lebenden Syrer nähert sich also der Millionengrenze. Mehr als jeder Dritte lebt in Nordrhein-Westfalen.
Aus keinem Land hat die Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren mehr Migranten aufgenommen als aus Syrien. Inzwischen ist bereits jeder 20. Syrer nach Deutschland „geflüchtet“.
Zum Vergleich: Ende 2023 lebten laut dem Portal Statista etwa 419.000 Afghanen in Deutschland – also nicht einmal halb so viele wie Syrer. Iraker (281.000) waren noch einmal deutlich weniger vertreten.
Die Dosis macht das Gift
Laut „Mediendienst Integration“ sind syrische Einwanderer tendenziell jünger als die Allgemeinbevölkerung: Ihr Durchschnittsalter liegt bei rund 25 Jahren.
Die überwiegende Mehrheit der Syrer, die seit 2015 Asyl in Deutschland beantragt haben, ist arabisch (mehr als 60 Prozent), eine noch größere Mehrheit (mehr als 90 Prozent) ist muslimischen Glaubens. Das macht sie nicht per se gefährlicher als Afghanen (99 Prozent Muslime) oder Iraker (97 Prozent Muslime).
FAZIT: Syrer sind bezogen auf das Thema Gewaltaffinität im Vergleich zu anderen Migrantengruppen (Afghanen, Iraker, Nordafrikaner) kein ethnischer „Sonderfall“ – ihre Dosis (fast eine Million) macht das sprichwörtliche Gift.