Die Katze ist aus dem Sack: Merz-CDU will Schwarz-„Grün“!

VON ALOYS KRAUSE

Auch wenn sich Friedrich Merz (CDU) aus taktischen Gründen noch bedeckt hält, so scheint doch ziemlich klar zu sein, wohin die Deutschland-Reise mit dem Unions-Kanzlerkandidaten gehen soll: vom Ampel-Regen in die schwarz-„grüne“ Traufe! Daran lässt CDU-Bundesvorstandsmitglied Daniel Günther nicht den geringsten Zweifel.

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, der in Kiel mit den „Grünen“ regiert, ist der Wortführer der innerparteilich noch immer tonangebenden linksgrünen Merkelianer. Ganz im Sinne der Patriarchin schwärmt Günther von den Ökosozialisten als einen „verlässlichen Partner“, der vieles mit der CDU gemeinsam habe.

Dem „Deutschlandfunk“ (dlf) gab das CDU-Nordlicht in dieser Woche ein aufschlussreiches Interview. Es ist in der politischen Debatte weitgehend untergegangen, weil in den Redaktionsstuben der Mainstream-Medien aktuell andere (Schein-) Themen heiß diskutiert werden: Platzt die Chaos-Ampel am eskalierenden Rentenstreit? Endet das „Brombeer“-Koalitionsgewürge in Sachsen mit Neuwahlen? Mutieren die „Grünen“ zu einem Bündnis Robert Habeck? Darüber kommen für Deutschland weit wichtigere, weil strategische Fragen viel zu kurz:

▶ Wohin steuert die CDU unter Friedrich Merz?

▶ Wer regiert spätestens nach der Bundestagswahl in einem Jahr?

▶ Wer führt das Land zurück auf den Pfad von Augenmaß und Vernunft?

Machen wir uns nichts vor: Nicht nur die Konjunkturaussichten sind düster, die politischen Aussichten sind es auch – solange die CDU an ihrer idiotischen Brandmauer zur AfD festhält.

Friedrich Merz, sollte er die Wahl gewinnen, scheint fest entschlossen zu sein, sofern es rechnerisch möglich wäre, Deutschland noch tiefer ins Chaos zu führen. Denn darauf würde es mit Schwarz-„Grün“ hinauslaufen. Deutschland wäre die eine Chaos-Regierung los und würde die nächste bekommen – das Land käme „vom Regen in die Traufe“, wie der Volksmund sagt.

Alles Grüne macht der Merz

„Der Merz ist ein vernünftiger Mann, ein Konservativer. Der würde niemals mit den Grünen regieren“. So oder so ähnlich hört man es am Stammtisch, im Sportverein, beim Skat oder in weinseliger Runde mit Freunden und Bekannten. Allein der Wunsch ist hier der Vater des Gedankens!

Das hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther im Deutschlandfunk überaus deutlich gemacht. Stellvertretend für den Bundesvorsitzenden Friedrich Merz, wie man wohl unterstellen darf. Der CDU-Chef selbst hält sich nach außen noch bedeckt, um den Scheinfrieden mit CSU-Chef Markus Söder nicht frühzeitig zu gefährden.

Günther lässt aber bereits jetzt keinen Zweifel daran, wohin mit Merz als Kanzler die Reise nach Möglichkeit gehen soll: in eine schwarz-„grüne“ Chaos-Koalition! Das ist ganz offensichtlich auch der Preis, den Merz den Merkelianern in der CDU für seine Kanzlerkandidatur zahlen musste.

Aus Unionskreisen ist zu hören, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, hinter dem der mitgliederstärkste CDU-Landesverband steht und der in Düsseldorf (wie Günther in Kiel) mit den „Grünen“ regiert, habe Merz diese Zusage als Bedingung dafür abgenommen, dass er den Sauerländer überfallartig im Alleingang zum Kanzlerkandidaten ausrief und die übertöpelte CSU vor vollendete Tatsachen stellte.

Affront gegen Söder aus dem Norden

Die schwarz-„grünen“ Claims jedenfalls werden in der CDU schon jetzt abgesteckt. Offen kritisierte CDU-Nordlicht Günther CSU-Chef Markus Söder für dessen (bislang) ablehnende Haltung zu einer Koalition mit den „Grünen“. Der CDU-Politiker sagte im Deutschlandfunk, es sei ein „Zeichen von Schwäche“, wenn man nur sage, mit wem man nicht regieren wolle.

Der Kieler Regierungschef, übrigens ein vehementer Befürworter eines AfD-Verbots, betonte mit Blick auf die von ihm geführte schwarz-„grüne“ Koalition in Schleswig-Holstein, er nehme die Grünen als verlässlichen Partner wahr, mit dem man vertrauensvoll zusammenarbeite.

Der „Genosse Günther“, wie ihn manche in der CDU nennen, sagte über die Ökosozialisten wörtlich: „Sie sind verlässlich in der Koalition, man kann mit ihnen vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Bei aller Häme, so Günther weiter, dürfe die Union nicht vergessen, dass die „Grünen“ für wichtige Themen stehen. Und mit Blick auf den Klimaschwindel unterstrich er: „Und dafür muss auch eine Union stehen, als eine Partei, die ja immer die natürlichen Lebensgrundlagen im Mittelpunkt gehabt hat.“

Es liege kein Segen darin, in die reine Auseinandersetzung nur mit den „Grünen“ zu gehen, sagte Günther weiter und zeigte der Söder-CSU die Grenzen auf: „Da sollten wir uns jetzt nicht auch von den Tönen aus dem Süden ablenken lassen.“

Der bayerische Ministerpräsident, CSU-Chef Markus Söder, hatte Koalitionen der Union mit den „Grünen“ zuletzt mehrfach eine klare Absage erteilt. Die Ökosozialisten seien der Hauptgrund für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands. Einschränkend muss man allerdings an dieser Stelle fürs Protokoll festhalten: Es ist noch nicht allzu lange her (Stichwort Baum-Umarmer), da biederte sich auch Söder den „Grünen“ an!

Grünes Jackett im Schrank

Der CDU-Vorsitzende und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz sieht die „Grünen“ zwar „derzeit“ nicht als Traumpartner der Union, hält sich aber eine Tür offen, falls die Ökosozialisten ihren Kurs unter ihrer neuen (von Robert Habeck dominierten) Führung ändern und in den Umfragen wieder zulegen sollten.

Tipp an Friedrich Merz: Vielleicht sollte der Sauerländer vorsorglich wieder sein grünes Samtjackett aufbürsten und die grüne Krawatte  bereithalten, mit denen er vor vier Jahren auf einem „Spiegel“-Cover demonstrativ für Schwarz-„Grün“ warb.

Liebesgrüße von der Habeck-Vertrauten

Die designierte neue „Grünen“-Vorsitzende Franziska Brantner sandte derweil schon mal Liebesgrüße an Merz & Co.: Wenn „verantwortungsvolle“ CDU-Politiker mit den Ökosozialisten regieren würden, bekämen sie „unglaublich viel“ zustande, säuselte die aus dem „grün“-schwarzen Baden-Württemberg stammende Habeck-Vertraute.

Ins schwarz-„grüne“ Harmoniebild passt: Die CDU gab dieser Tage einen Empfang für Angela Merkel anlässlich ihres 70.Geburtstages. Die frühere Masseneinwanderungskanzlerin wünschte ihrem Erzrivalen Friedrich Merz „alles Gute“ für die Kanzlerkandidatur.

Es ist erst ein paar Monate her, da hatte Merkel bei der offiziellen Verabschiedung des Alt-„Grünen“ Jürgen Trittin bedauert, dass in ihrer Amtszeit Schwarz-„Grün“ nicht zustande gekommen sei. Was nicht ist, kann ja noch werden: Deutschlandfunk-Hörer jedenfalls können das schwarz-„grüne“ Gras schon wachsen hören!

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