Russlands Botschafter zum Ukraine-Konflikt: „Die Situation ist viel ernsthafter als im Kalten Krieg!“

Zur Beendigung des Krieges in der Ukraine brauche es endlich einen Friedensplan, mahnt der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, in einem ausführlichen Interview mit dem „Deutschlandfunk“ (dlf). Zugleich kritisiert er den Westen scharf. Dieser habe die Ukraine zu einem „Anti-Russland“ gemacht.

Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej J. Netschajew, hat den Westen aufgefordert auf, endlich konkrete Vorschläge für einen Friedensplan im Ukraine-Krieg vorzulegen. Erst dann werde Moskau beurteilen, ob man darüber reden könne. Zugleich gibt der Diplomat dem Westen und der NATO die Verantwortung für den Krieg: „Es geht um die Sicherheit unseres Landes“, sagte Netschajew.

„Vielleicht waren wir Russen zu naiv“

Bedrückt zeigt sich der ausgebildete Germanist über die abgebrochenen deutsch-russischen Beziehungen. Man habe nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg der Aussöhnung beschritten und ein einmaliges Netzwerk in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft oder Kultur aufgebaut. „Vielleicht waren wir ein bisschen zu naiv“, so der Botschafter, der 1977 seine diplomatische Karriere in der ehemaligen DDR begann.

Netschajew betonte: „Es muss einen Friedensplan geben, eine reale, absolut klare und deutliche Substanz. Erst dann können wir beurteilen, ob es sich lohnt, auf dieser Grundlage zu sprechen. Wenn es wieder mal um eine neue Redaktion der früheren, der sogenannten Selenskyj-Formel, dieser Punkte geht, in einer anderen Fassung, in einer anderen Redaktion, dann ist es für uns absolut inakzeptabel.“

„NATO ist total im Konflikt mit Russland“

Netschajew warnte erneut und unmissverständlich davor, dem Regime in Kiew Raketen längerer Reichweite zu liefern, die Gebiete der Russischen Föderation erreichen können. Der Botschafter warf westlichen Politikern vor, es gehe ihnen darum, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen, „unsere Wirtschaft zu zerfetzen“

Sergej Netschajew stellte wörtlich klar: „Wir werden die Situation als absolut neu interpretieren. Damit sind die NATO-Länder mit dieser Erlaubnis total im Konflikt gegen Russland. Diese sind absolut klar Konfliktparteien. Welche Folgen sein werden, das möchte ich gerne natürlich in erster Linie von den Experten hören. Aber die Folgen kommen und das ist klar. Das ist eine neue Situation, womit wir uns befassen werden.“

Das ausführliche Interview mit dem russischen Spitzendiplomaten führte der Hörfunk-Journalist und Politologe Moritz Küpper in der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin. Es kann als Podcast auf der Dlf-Internetseite nachgehört und als Wortlaut-Text nachgelesen werden.

 

 

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