„Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“, lautet ein kultiger Werbeslogan. Für mehr als 600.000 Menschen in Deutschland muss das wie bitterer Hohn klingen: Sie gelten zwar nicht als obdachlos, dafür aber als „wohnunglos“. Aus dem jetzt vorgelegten Jahresbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) geht hervor, dass rund Zweidrittel der als „wohnungslos“ geltenden Menschen Deutsche sind.
Bedeutet: Diese Menschen haben keinen mietvertraglich abgesicherten oder eigenen Wohnraum. Sie leben bei Verwandten oder Freunden sowie u.a. in Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege.
Unter den jungen Menschen in Wohnungsnot finden sich demnach besonders viele Frauen. Jede vierte wohnungslose Frau ist jünger als 25 Jahre. Unter den männlichen Wohnungslosen ist jeder sechste unter 25 Jahre alt.
Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation bei der BAGW: „Jeder zweite wohnungslose junge Mensch kommt bei mehr oder weniger guten Freunden oder Bekannten unter. Was zunächst harmlos klingt, ist in der Realität oft geprägt von provisorischen, manchmal sehr kurzfristigen Behelfslösungen und einem Leben in Unsicherheit. Denn woanders unterzukommen bedeutet auch, tagtäglich auf das Wohlwollen der Gastgeber angewiesen zu sein. Nicht selten ergeben sich daraus gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, beispielsweise wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt wird. Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend.“
Zur Erinnerung: Aktuell fehlen Schätzungen zufolge 800.000 Wohnungen in Deutschland. 400.000 neue Wohnungen wollte die Ampel jährlich bauen. Im vergangenen Jahr entstanden laut dem Statistischen Bundesamt gerade einmal 294.000 neue Wohnungen-