Der Fahndungsdruck war am Ende zu groß: Der mutmaßliche Messer-Killer von Solingen hat sich in der Nacht zum Sonntag (25.August) der Polizei gestellt. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 26 Jahre alten Syrer.
Samstagabend, kurz vor 23 Uhr, in der Solinger Innenstadt: Aus einem dunklen Hinterhof am Entenpfuhl kommt ein bärtiger Mann durch den Gewitter-Regen gelaufen. Seine Hände und die Kleidung sind blutverschmiert. Er stoppt vor einem Streifenwagen, der in der Nähe der Goerdelerstraße steht. Dann sagt er zu den Beamten: „Ich bin der, den ihr sucht …“
Inzwischen hat die Karlsruher Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf mit. Die oberste deutsche Anklagebehörde ist automatisch zuständig, sobald sich der Verdacht eines terroristischen Tatmotivs erhärtet. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hat sich zu dem Blutbad bekannt – angeblich aus „Rache für die Palästinenser“.
Wie mehrere Medien überstimmend berichten, soll es sich bei dem Tatverdächtigen um den Syrer Issa al H. handeln. Er kam Ende Dezember 2022 nach Deutschland und stellte einen Asylantrag in Bielefeld. Ein Jahr später erhielt er den bei syrischen Migranten üblichen sogenannten subsidiären Schutz. Bei dem Messer-Killer soll es sich um einen Sunniten handeln. Zeugen wollen ihn häufig in Solingen in der Moschee gesehen haben.
In der Nacht wurden weitere Details bekannt:
► Geboren wurde der mutmaßliche Messer-Killer in Deir el-Zor. Die Stadt im Osten Syriens gilt als einstige Hochburg des IS. Den Sicherheitsbehörden soll der dringend tatverdächtige Syrer bislang aber nicht als islamistischer Extremist aufgefallen sein.
In einem Medienbericht („Welt am Sonntag“) hieß es allerdings unter Berufung auf einen internen Polizeibericht, der Syrer habe laut Zeugen „Allahu Akbar“ ausgerufen, als er zum Auftakt des Solinger Stadtfestes am vergangenen Freitag wahllos Menschen gezielt in den Hals stach. Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56-jährige Frau starben. Vier Schwerverletzte ringen nach letzten Angaben noch immer um ihr Leben.
► Bei der Festnahme soll der Syrer noch seine Kleidung zur Tatzeit getragen haben. Es seien Beweisstücke gefunden worden, teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mit.
Bereits am frühen Samstagabend hatten sich offenbar konkrete Verdachtsspuren verdichtet. Spezialkräfte der Polizei stürmten wenig später eine sogenannte Flüchtlingsunterkunft in Solingen, in welcher der Syrer vermutet wurde, bevor er sich freiwillig stellte. In der Unterkunft gab es eine weitere Festnahme.
Zuvor hatte die Polizei bereits einen 15-Jährigen in Gewahrsam genommen. Der aus Kirgisistan stammende Jugendliche soll sich unmittelbar vor der Tat mit dem mutmaßlichen Messer-Killer über dessen Absichten unterhalten haben. Ihm wird das Nichtanzeigen einer geplanten Straftat zur Last gelegt.
Der dringend tatverdächtige Syrer wird derzeit vernommen. Unklar war zunächst, ob er tatsächlich in Verbindung mit der Terror-Organisation IS steht.