Buhrufe gab es zum Auftakt der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele auf dem roten Teppich für die „Grüne“ Claudia Roth, und die hatte sie sich auch voll und ganz verdient. Für die dargebotenen üblichen Regietheater-Mätzchen war sie zwar nicht verantwortlich, dafür aber für die Schnapsidee des Jahrzehnts, die sie kurz vor der Eröffnungspremiere noch in die Welt hinaustrompetet hatte: Um wieder mehr Besucher nach Bayreuth zu locken, sollten die Wagner-Festspiele nicht nur „vielfältiger, bunter, jünger“ warden, sondern auch mal andere Musik als immer nur die großen Werke von Richard Wagner spielen.
Nun gibt es zweifellos viele Grüne, warum die Besucher nicht mehr den Grünen Hügel stürmen und sich um die Karten reißen wie ehedem. Der Niedergang des zahlungskräftigen und zahlungswilligen Bildungsbürgertums im allgemeinen und der Bayreuther Festspiele im besonderen spielt dabei wohl den größeren Part: Die Komponisten-Enkel Wieland Wagner, der die Festspiele nach dem Krieg zu neuer Blüte brachte, und Wolfgang Wagner, der sie bis ins erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts führte, waren Vollblut-Theatermänner, seine Tochter und Nachfolgerin Katharina Wagner ist mehr im links-woken Zeitgeist zu Hause.
Dass man eine Weltmarke wie die Wagner-Festspiele dadurch revitalisiert, dass man sie verwässert und der Beliebigkeit ausliefert, funktioniert jedenfalls garantiert nicht. Eine Idee, wie sie halt einer Claudia Roth so einfällt, die in ihrer einzigen Tätigkeit außerhalb der Polit-Blase als „Managerin“ der Punk-Band „Ton, Steine Scherben“ dieselbe ruck-zuck in die Pleite gewirtschaftet hatte.
Sowieso müsste man für Roths seltsamen Plan erst einmal Stiftungsurkunde und Rechtsgrundlage der Institution Festspiele in die Tonne treten. Mit Rechtsbruch haben „Grüne“ zwar grundsätzlich keine Probleme, doch der Protest gegen Roths Vorstoß war einhellig: „Schwachsinnig“, meinen eingefleischte Wagner-Kenner; die bayerische Staatsregierung drückte sich nur unwesentlich zurückhaltender aus, selbst der sonst zu jeder „Grünen“-Schmeichelei bereite Wendehals-Söder sprach von „Quatsch“.
Eine Claudia Roth lässt sich allerdings von Kritik und Argumenten schon mal gar nicht aufhalten, das steht ebenfalls fest. Wenn es um ihre ideologischen Vorurteile geht, ist Claudia Roth bombenfest lernresistent.
Das Debakel mit den israelhassenden Pseudo-Künstlern auf der „Documenta 15“ im Jahr 2022 hat sie nicht klüger gemacht; auf der Berlinale in diesem Frühjahr durften sich als „Pro-Palästina-Aktivisten“ getarnte Antisemiten unter Roths Augen gleich wieder austoben. Linker Antisemitismus ist bei Claudia Roth nicht Panne, sondern Programm.
Ihre Aufgabe als „Kulturstaatsministerin“ versteht Roth ganz primitiv und simpel so: Überall, wo der Bund Geld gibt, muss die „grün“-links-woke „Vielfalts“-Ideologie aufgedrückt werden. Kunst und Kultur ist für Claudia Roth kein Wert, sondern nur Transmissionsriemen für „grüne“ Manipulation und Volkserziehung.
Auch Bayreuth und Richard Wagner bleiben nicht verschont. Die einst so mächtige private „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ kann für die Festspiele nicht mehr so viele Spendengelder aufbringen, der Freistaat und der Bund müssen einspringen? Dann muss Bayreuth auch nach ihrer ideologischen Pfeife tanzen, nicht nur bei den Inszenierungen und bei der Auswahl der Künstler, auch das Publikum soll „diverser“ werden – wo auch immer sie das hernehmen will.
Die andere Konstante in Claudia Roths kulturellem Wüten ist der tiefsitzende Hass auf Deutschland und alles Deutsche. „Nie wieder Deutschland“ war die Parole, hinter der sie nach dem Fall der Mauer schon marschierte; bis heute hat sie kein Problem damit, auf linksradikale Kundgebungen unter Slogans wie „Deutschland du mieses Stück Scheiße“ zu gehen.
Genauso behandelt sie das Land und seine Kultur auch. Wo sie kann, tilgt sie jeden Hinweis auf spezifisch Deutsches. Das „Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ in Oldenburg, eine der letzten Institutionen, die sich noch mit dem Verfassungsauftrag beschäftigte, das kulturelle Erbe der Deutschen im Osten Europas und der Vertreibungsgebiete zu pflegen, muss auf Geheiß der „Kulturstaatsministerin“ die „Deutschen“ aus ihrem Namen streichen; auch dort soll es nur noch vage um „Osteuropakompetenz“ gehen.
Deutschland kommt in der beschränkten Welt von Claudia Roth lediglich im Zusammenhang mit NS-Verbrechen, Schuld, Bewältigung und Migration als Wiedergutmachung vor. Hunderte Millionen macht sie für neue „Erinnerungsorte“ los. Ihr vor kurzem vorgestelltes „Rahmenkonzept Erinnerungskultur“ ist ein Horrorkatalog.
Roths „Erinnerungspolitik“ ist primitive Schwarzweißmalerei mit finsteren alten und neuen Nazis, Kolonialverbrechern, Demokratiefeinden auf der einen Seite, mit Migranten, linken „Demokratieförderern“ und Kämpfern gegen „Rassismus“ und „Kolonialismus“ als Lichtgestalten, über deren oftmals linksextreme Lobbyisten und Agitatoren ein reicher Geldsegen ausgeschüttet werden soll.
Das wurde sogar dem linksgewirkten Kultur-Establishment zu platt und zu übergriffig. Ihre törichten Einlassungen zur Umfunktionierung der Bayreuther Festspiele haben selbst bei der sonst den „Grünen“ so wohlgesonnenen FAZ offenbar das Fass zum Überlaufen gebracht.
Ein Kommentar bezeichnet Claudia Roth als „Gefahr für die Kunstfreiheit in unserem Land“ und konstatiert: „Seit Kurt Hager und Margot Honecker hat es in Deutschland keinen Versuch mehr gegeben, auf die Inhalte von Kunst und Bildung solch einen politischen Einfluss zu nehmen, wie ihn die Staatsministerin sich anmaßt.“
Hat jemand etwas anderes erwartet? Natürlich ist jemand wie Claudia Roth hinter der schrillen Fassade von Clownerie, Einfalt und Unbildung brandgefährlich. Sie ist schließlich eine „Grüne“.