Nach sieben vergeblichen Anläufen hat es „Mr. Brexit“ im achten Anlauf endlich ins britische Parlament geschafft. Den Tories macht der national-konservative Nigel Farage (60) mit seiner patriotischen Parteien-Neugründung „Reform UK“ das Leben schwer. Sie erreichte auf Anhieb 14 Prozent der Stimmen bei den Wahlen in Großbritannien. In Siegeslaune spricht er davon, dass er noch große Pläne habe.
Der sogenannte Rechtspopulist und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage zieht erstmals ins britische Parlament ein. Der Chef der Reformpartei setzte sich deutlich im südostenglischen Wahlkreis Clacton-on-Sea durch. Farage benötigte acht Versuche, um ein Mandat für das Unterhaus zu erringen. Der 60-Jährige saß jahrzehntelang für die rechte Ukip-Partei im EU-Parlament und gilt als treibende Kraft hinter dem Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens. Er wird daher auch als „Mr. Brexit“ bezeichnet.
Mit seiner überraschenden Kandidatur hat Farage zur vernichtenden Wahlniederlage der scheinkonservativen Tories beigetragen. Außer dem Parteichef zieht auch Lee Anderson für die sogenannten Rechtspopulisten ins Parlament ein. Der ehemalige Vizegeschäftsführer der Tories war erst vor einigen Monaten zu Reform UK übergelaufen.
Farage will die Briten-CDU auslöschen
Farage wandte sich noch in der Nacht in einer Videobotschaft an seine Anhänger und sprach von einem „beinahe unglaublichen Ergebnis“ für seine Partei: „Leute, das ist riesengroß.“ Sein Plan sei es, mit seiner migrationskritischen Partei im Laufe der kommenden Jahre eine nationale Massenbewegung aufzubauen, sagte Farage in einer Rede.
Farages erklärtes Ziel ist, die Tories durch eine wirklich konservative Bewegung unter seiner Führung zu ersetzen. In fünf Jahren sei auch das Amt des Premierministers im Bereich des Möglichen, sagte Farage, dessen großes Vorbild Ex-US-Präsident Donald Trump ist, mit dem der Brite nach eigenen Angaben befreundet sein will. Angesichts der innerparteilichen Streitereien bei den sogenannten Konservativen werde er de facto Oppositionsführer im Unterhaus sein, hatte Farage schon während des Wahlkampfs erklärt.
Die Tories dürften tatsächlich vor einem kompletten Neubeginn stehen. Die frühere Innenministerin Suella Braverman, aussichtsreiche Kandidatin auf die Nachfolge von Ex-Premier Rishi Sunak, spekulierte bereits über eine mögliche Aufnahme von Farage in ihre Partei.
Folgt man hingegen Farage, so dürfte wohl eher umgekehrt ein Schuh draus werden: Er will die Tories, die inzwischen zu einer Art Briten-CDU mutiert sind, auslöschen.