Frankreich-Wahlen: Volksfront-Bündnis verhindert Durchmarsch der Patrioten – Le Pen: „Unser Sieg ist nur aufgeschoben“

Nach der zweiten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich hat die Ikone der französischen Rechten, Marine Le Pen, von einem nur „aufgeschobenen Sieg“ ihrer Partei Rassemblement National (RN) gesprochen. „Die Flut steigt. Sie ist dieses Mal nicht hoch genug gestiegen, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben“, sagte Le Pen im Fernsehsender TF1 nach Bekanntwerden der ersten für den RN unterm Strich enttäuschenden Prognosen. 

Le Pen betonte aber auch: „Ich habe zu viel Erfahrung, um von einem Ergebnis enttäuscht zu sein, bei dem wir unsere Anzahl an Abgeordneten verdoppeln.“ Auch wenn die Hoffnungen auf einen Sieg oder sogar die absolute Mehrheit sich nicht erfüllt hätten, sei der RN trotzdem die stärkste Partei in Frankreich.

„Bündnis der Schande“

Die Partei, die in der ersten Wahlrunde vor einer Woche mit 33 Prozent noch vorne gelegen hatte, landete bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen nur noch auf dem dritten Platz hinter dem linksgrünen Wahlbündnis und dem Regierungslager von Präsident Emmanuel Macron. Der Grund: Zahlreiche Kandidaten hatten ihre Bewerbung zugunsten der Macron-Volksfront zurückgezogen. RN-Parteichef Jordan Bardella sprach von einem „Bündnis der Schande“.

Politische Blockade und Chaos drohen

Präsident Macron kann zunächst weiter im Amt bleiben, auch wenn unklar ist, wie angesichts der weit auseinander liegenden Positionen der Links-Sozialisten und des liberalen Macron-Lagers eine mehrheitsfähige Regierung zustande kommen soll. Denn trotz ihres Überraschungserfolgs bleiben die Linken weit von einer absoluten Mehrheit in der Nationalversammlung entfernt. Diese liegt bei 289 Sitzen. Damit wird die Bildung einer Koalitionsregierung nötig, die in Frankreich unüblich ist.

Hohe Wahlbeteiligung

Laut französischen Medienberichten kommt das Linksbündnis auf 182 Sitze, das Lager von Präsident Macron auf 168 Sitze und der rechte Rassemblement National auf 143 Sitze. Die Wahlbeteiligung betrug 67,5 Prozent und war damit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Premierminister Gabriel Attal kündigte noch am Wahlabend seinen Rücktritt an, will aber bis zur Bildung einer neuen Regierung im Amt zu bleiben.

In der Nacht kam es in Paris und anderen Großstädten erneut zu Ausschreitungen. Linke Chaoten zündeten Barrikaden an und warfen mit Feuerwerkskörpern, die Polizei setzte Tränengas ein. In Paris versammelten sich tausende Demonstranten auf dem Place de la République, um den Wahlsieg des Linksbündnisses zu bejubeln. 

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