Es ist eine traurige Nachricht, die ganz Deutschland betroffen macht: Rouven L., der junge Polizeibeamte, der beim Messer-Terror von Mannheim mit brutalen Nackenstichen niedergestreckt wurde, hat nicht überlebt! Zwei Tage nach dem Amoklauf des Afghanen Suleiman A. (25) erlag er seinen schweren Stichverletzungen. Das teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Was bisher über den mutmaßlichen Islamisten und Messermörder bekannt ist:
▶ Ein schmuckloser Wohnturm im südhessischen Heppenheim an der Bergstraße (rd. 25.000 Einwohner): Hier im neunten Stock lebte der vollbärtige Messerstecher von Mannheim in einer Dreizimmerwohnung (90 Quadratmeter, 800 Euro Miete). Gegen den 2014 nach Deutschland gelangten Afghanen Suleiman A. (25) wurde am Wochenende Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen. Der mit einem Bauchschuss von der Polizei niedergestreckte Attentäter war den Angaben zufolge nach einer Not-OP zunächst noch nicht vernehmungsfähig.
„Welcome“ steht auf der braunen Fußmatte vor der Wohnungstür im neunten Stock. Der im afghanischen Herat geborene Suleiman A. lebte hier zurückgezogen mit Frau und zwei kleinen Kinder. Gäste waren hinter der dunklen Holztür trotz des einladenden Fußabtreters nicht willkommen. Niemand in dem Hochhaus ahnte, dass sich in der Anonymität des neunten Stockwerks ein mutmaßlicher Islamist hasserfüllt radikalisierte.
Nachbarn läuft es eiskalt den Rücken runter
„Man muss ja im Nachhinein froh sein, dass einem nichts passiert ist“, sagt einer der Mitbewohner im Hochhaus. „Der fährt VW Passat und geht mit einem Messer auf Deutsche los, das passt nicht zusammen.“
Ein anderer sagt: „Der war unauffällig, man hat sich im Aufzug ganz normal gegrüßt. Aber in letzter Zeit, so ungefähr seit einem Jahr, fiel mir auf, dass er sich verändert hat. Vorher war er hilfsbereit, dann ist er plötzlich kälter geworden. Er war auf einmal verschlossener. Und auch aggressiver.“
Was wusste die Frau?
An der Tür des Attentäters öffnet niemand. Die Wohnung wurde offenbar überstürzt verlassen. Die Frau von Suleiman A., die laut Nachbarn immer Kopftuch trug, verschwand mit den Kindern noch vor dem Eintreffen der Polizei. Wusste sie von den Anschlagsplänen ihres Mannes?
Bei dem Angriff am Freitagvormittag (31. Mai) auf dem Marktplatz in der Innenstadt von Mannheim hatte der Afghane wie im Blutrausch mit einem Langmesser auf mehrere Menschen eingestochen, bevor er durch einen gezielten Bauchschuss von einem Polizisten niedergestreckt wurde. Anlass war eine Kundgebung der Bürgerbewegung „Pax Europa“ mit Michael Stürzenberger. Der Islamkritiker erlitt u.a. schwere Schnittverletzungen im Gesicht.
Polizist war Organspender
Der etwa Ende 20 Jahre alte Polizist Rouven L., dem der Attentäter auf dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes zweimal sein Langmesser in den Nacken gerammt hatte, war zuletzt in ein künstliches Koma versetzt und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen worden. Er verstarb am Sonntag (2. Juni) in einer Mannheimer Klinik. Für ihn hatte zuletzt kaum noch Hoffnung bestanden.
Nach Angaben aus seinem persönlichen Freundeskreis wurde der Beamte wohl auch deshalb noch eine Zeit lang künstlich am Leben gehalten, weil er Organspender ist. Rouven L. wollte anderen Menschen ein neues Leben schenken – dabei hatte er mit seinen nicht einmal 30 Jahren selbst noch so viel vor!
Kollegen des Polizisten seien wie am Boden zerstört, viele hätten sich aktuell dienstunfähig gemeldet, heißt es aus Polizeikreisen. Laut „Bild“ wurde angeblich eine „Großschadenslage“ ausgerufen.
Wer sind die anderen Opfer?
Bei den weiteren verletzten Personen handelt es sich zufolge um vier Männer im Alter von 25 bis 59 Jahren. Unter ihnen befinden sich ein kasachischer sowie ein irakischer Staatsbürger. Ein Opfer konnte das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen. Die anderen Verletzten befinden sich weiterhin in stationärer Behandlung, so auch Michael Stürzenberger. Ein 54-Jähriger, der bei dem Terroranschlag ebenfalls lebensbedrohlich verletzt wurde, soll sich inzwischen außer Lebensgefahr befinden.
Kritik am Verhalten der Polizei
Viele Menschen haben im Netz das erschütternde Tat-Video gesehen und diskutieren über die schockierenden Szenen. Kritisch diskutiert wird auch über das Vorgehen der Polizei.
▶ Wie konnte es zu der Bluttat kommen, obwohl so viele Einsatzkräfte rund um den Mannheimer Marktplatz im Einsatz waren?
Ohne Zweifel, für die Beamten war es eine Extremsituation! Aber hätte die Polizei nicht frühzeitiger eingreifen müssen?
Ein Polizeiexperte erläutert: „Bei den Einsatzkräften handelt es sich den Uniformen nach um Kräfte einer Einsatzhundertschaft. Am Anfang des Videos ist zu sehen, wie sie abgesetzt des Standes stehen. Wahrscheinlich handelt es sich um Kräfte zum Schutz der Veranstaltung.“
▶ Warum rang ein Polizist nicht den Attentäter nieder, sondern einen Helfer?
Im Video ist bei genauem Hinsehen zu erkennen: Ein Mann mit einem blauen Oberteil schlägt irrtümlicherweise auf einen Helfer ein, der den Attentäter am Boden hält. Der Polizist stürzt sich daraufhin auf den Mann im blauen Oberteil und wird wenige Sekunden später vom Attentäter angegriffen.
Der Experte erklärt: „Das Verheerende bei solchen Taten ist die Chaos-Phase. In dieser ist den Einsatzkräften häufig nicht klar, wer Täter und wer Opfer ist. Im Video sehen wir die Opferperspektive, weswegen für uns als Betrachter sehr klar ist, wer Freund und Feind ist. Die Polizeikräfte haben dieses Wissen nicht. Daher müssen diese innerhalb von Sekunden entscheiden, wer Opfer und wer Täter ist.“