Man muss seine Ansprüche schon weit herunterschrauben, um den Phrasendreschereien und rhetorischen Verrenkungsübungen auf einem CDU-Parteitag noch etwas abgewinnen zu können. Der Eiertanz im Paarlauf, den die beiden Unions-Parteivorsitzenden Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) bei dieser Gelegenheit aufführten, hatte dennoch auch seine komischen Momente.
Der eine, Friedrich „Blackrock“ Merz, scholzte anderthalb Stunden lang mit staatstragender Pose um den heißen Brei herum, als wäre er schon Kanzler. Sogar das Angstwort „konservativ“ nahm er mal in den Mund, um die Überreste des von Merkel gründlich abgetöteten gleichnamigen Parteiflügels noch ein letztes Mal zum Zucken zu bringen.
Im neuen CDU-Grundsatzprogramm, das auf dem Parteitag ebenfalls beschlossen wurde, ist davon sowieso nichts zu spüren. Dessen Hauptaufgabe besteht ohnehin darin, es allen recht zu machen und möglichst viele Illusionen zu nähren. Die schwarz-grünen Merkel-Fans sollen sich damit genauso wohlfühlen können wie die lernresistenten Traumtänzer, die immer noch glauben wollen, mit dem sauerländischen Zauderer Merz würde sich irgendetwas ändern an der Wischiwaschi-Politik der Union.
Da kommt der andere ins Spiel, Markus „Wendehals“ Söder. Der gab den kampfeslustigen Pausenclown, stichelte ab und zu gegen die „Grünen“, aber bloß nicht zu fest, und machte ein paar Scherze zum Unions-Dauerbrenner „wer wird Kanzlerkandidat?“
Merz sei „Favorit“, sagte Söder, aber das war der damalige CDU-Parteichef Laschet beim letzten Mal auch schon, bis Söder ihn absägen wollte. Sein Platz sei in Bayern, sagte Söder, aber das hatte er beim letzten Mal auch schon gesagt, bevor er doch noch zur Kanzlerkandidatur drängte.
In den Umfragen zu den Kanzler-Chancen liegt Merz an dritter Stelle und Söder ganz vorne, das lässt ihm natürlich keine Ruhe. Platz zwei belegt der NRW-Ministerpräsident Hendrik „Schwarz-‚Grün‘“ Wüst, der sich gerade einen Merkel-Ähnlichkeitswettbewerb mit seinem schleswig-holsteinischen Amtskollegen Daniel „Genosse“ Günther liefert.
Der würde auch mit der SED-„Linke“ regieren, Wüst am liebsten mit den „Grünen“, Merz auch, aber nicht so gerne. Söder schließt eine Koalition mit den „Grünen“ gerade mal wieder aus und bekommt dafür Applaus, aber das hat nicht viel zu bedeuten, denn Söder wechselt die Positionen schneller als andere Leute ihre Hemden, wenn es nur dem Griff nach der Macht dient.
Einig sind sie sich dagegen alle im demonstrativen Festhalten an der „Brandmauer“ gegen die AfD, mit der die „grüne“ Vorherrschaft im etablierten Parteienkartell abgesichert wird. Da können die Bürger noch so oft Mehrheiten von AfD und CDU herbeiwählen, das Führungspersonal der Union wird diesen Wählerwillen nicht erfüllen. Denn dann müssten sie ja liefern, was sie sonst nur vage und nicht ernst gemeint versprechen.
Beim Anbiedern an die „Grünen“ durch Einschlagen auf die AfD gibt es keine Schamgrenzen. Hendrik Wüst faselt im NS-verharmlosenden „Antifa“-Jargon von der AfD als „Nazi-Partei“, stellt sich auf eine peinliche Links-Demo vor dem Brandenburger Tor und schiebt ebenso wie Söder demagogisch und faktenfrei der AfD die Schuld an der wachsenden Zahl von Angriffen auf Politiker zu, obwohl selbst die offizielle Statistik verrät, dass AfD-Politiker von den Angriffen am häufigsten betroffen sind und die meisten Täter aus dem links-„grünen“ Spektrum kommen.
Doch was kümmert einen Söder schon die Wahrheit, er will die Macht. Und was die netten halbvernünftigen Allgemeinplätze im CDU-Programm und in den Reden der Unions-Bosse angeht: Vergesst sie einfach. Wer CDU/CSU wählt, bekommt am Ende doch wieder „grüne“ Herrschaft.