Die allabendlichen Plapper- und Geschwätzsendungen sind eine unentrinnbare Pest im deutschen Zwangsgebührenfunk. Jede Moderatoren-Nervensäge geht dem Publikum auf ihre Weise auf den Wecker. ZDF-Zeitdieb Markus Lanz nervt verlässlich durch sein mit scheinfreundlichem Skilehrer-Grinsen präsentiertes Oberlehrer-Gehabe, mit dem er den verständnisvollen Schmalspur-Therapeuten heuchelt, um unliebsame Gäste vorzuführen.
AfD-Politiker lädt Markus Lanz nur alle Jubeljahre mal ein, da ist der Südtiroler ganz brav auf der Ausgrenzungslinie der Staatsfunker – die einzige echte Oppositionspartei, die in den Umfragen inzwischen fast ein Viertel der Wähler hinter sich hat, kommt in den Schwafelrunden von ARD und ZDF so gut wie gar nicht vor. Und wenn doch, beißt Lanz sich an ihren Spitzenpolitikern regelmäßig die Zähne aus.
Zum Beispiel an Fraktions- und Parteichefin Alice Weidel. Die hatte Markus Lanz nach langem Gezerre im Mai 2021 in der Sendung, auf dem Höhepunkt der Corona-Hysterie. Weidel warnte damals schon vor einer drohenden Corona-Impfpflicht. Besserwisser Lanz trumpfte auf und warf ihr Fake News vor: Das sei doch gar nicht geplant, das habe keiner vor. Wenige Monate später schon hatten die Maßnahmen-Fanatiker quer durch alle etablierten Parteien den Talkshow-Oberlehrer Lügen gestraft.
Die Masche ist immer die gleiche. Wenn denn mal zu Alibi-Zwecken ein AfD-Politiker eingeladen wird, dann umzingelt ihn der Moderator nach der Methode „alle gegen einen“ mit politischen Gegnern, Pseudo-„Experten“ und Mainstream-Journalisten, die ihn „widerlegen“ sollen, während der Moderator seinem Gast ständig ins Wort fällt und ihn mit penetranten Schulmeistereien aus dem Konzept zu bringen versucht.
Vorbei die Zeiten, da Markus Lanz als Neuling auf der Talkshow-Bühne aufhorchen ließ, weil er mit kritischen Fragen nachbohrte und den politischen Phrasenverkäufern ihre Sprechblasen nicht durchgehen ließ. Vorüber auch die kurzen Lichtblicke, als Lanz auch mal zaghafte Kritiker der regierungsamtlichen Corona-Panikmache zu Wort kommen ließ und dafür von den Böhmermännern und Drostens in die Ecke gestellt wurde.
Davon ist nichts mehr übrig; Lanz hat seine Lektion offenbar gut gelernt. Längst ist er wieder eingenordet und macht es so wie die anderen Propaganda-Lautsprecher, wie Anne Will, Sandra Maischberger und Wie-heißt-er-noch-gleich von „hart aber (un)fair“: Für die „Guten“ gibt es Wohlfühl-Fragen und Gefälligkeits-Stichworte, „gegrillt“ werden nur jene, die der Mainstream nicht leiden kann. Statt Andersdenkender mit eigener Meinung holt auch Lanz sich zur Verstärkung bevorzugt etablierte Kollegen vom Schlage der „Spiegel“-Journaktivistin Melanie Amann ins Studio.
Nach dem Wahlsieg der AfD in Hessen war es deren Spitzenkandidat Robert Lambrou, den Markus Lanz mit seiner selbstgefälligen Masche vorführen wollte. Und wieder ist er damit vor den Bus gelaufen. Über Politik wollten Lanz und seine Talk-Komplizen mit Lambrou gar nicht erst reden. Statt eines Gesprächs inszenierten sie ein Tribunal und spielten mit ihm Zitate-Bingo: Sie konfrontierten ihn reihum mit vermeintlich anstößigen Aussprüchen anderer AfD-Leute – „aber Höcke hat doch gesagt…“ – und verlangte von ihm, dass er sich gefälligst davon distanzieren solle.
Lambrou ließ sich von diesem billigen Schauprozess und den ständigen Wortabschneidereien nicht aus der Ruhe bringen: Man solle die derart an den Pranger gestellten doch selbst befragen. Gipfel der Absurdität: Lanz präsentierte einen Videoschnipsel, in dem der AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl Maximilian Krah unter anderem erklärte, „unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“.
Für jeden Normaldenkenden ist das eine Selbstverständlichkeit, nicht aber für Lanz und seine Scharfrichter. Soll im Umkehrschluss wohl heißen: Wer die verleumderische Theorie einer ewigen deutschen Kollektivschuld nicht anerkennt und sich wie Helmut Schmidt dagegen verwahrt, die gesamte deutsche Geschichte „in ein Verbrecheralbum“ umzuwandeln, der ist aus Etablierten-Perspektive schon ein potenzieller „Rechtsextremist“.
Derart durchschaubare Staatsfunk-Propaganda gegen eine Oppositionspartei dürfte der AfD eher noch mehr Sympathien einbringen. Zumal Markus Lanz ja auch selbst gern auf dem Glatteis ausrutscht, auf das er andere gerne führen möchte. In Lanzens Quassel-Podcast mit dem Philosophendarsteller und Vielschwätzer-Kollegen Richard David Precht ließ letzterer einige platte und grottenfalsche Bemerkungen über orthodoxe Juden fallen. „Antisemitismus“, krähten da die professionellen „Nazi“-Riecher; halbgares Unwissen vermutet der scharfzüngige jüdische Publizist Henryk M. Broder: Lanz und Precht seien eben beide „vor allem Produkte der deutschen Bildungskatastrophe“.
Die beiden haben sich gesucht und gefunden. Wenn Halbbildung auf Halbbildung trifft, kommt nach den Regeln der Bruchrechnung nun mal bestenfalls Viertelbildung heraus. Für eine Karriere als öffentlich-rechtlicher Berufslaberer ist die Lanz-typische Mischung aus Ignoranz und Arroganz nicht nur kein Hindernis, sondern geradezu Voraussetzung. Und so liefert Markus Lanz denn weiter dreimal die Woche die besten Argumente für die Abschaffung des zwangsgebührenfinanzierten Propagandazirkus.