Geopolitik: Was ist deutsches Interesse?

Eine exklusive Analyse des Publizisten Dimitrios Kisoudis für den Deutschland-Kurier

Ja, man muss sich zu jedem Konflikt äußern. Denn es ist überall auf der Welt derselbe Konflikt, der ausbricht. Und von seinem Ausgang hängt ab, ob sich Deutschland aus dem Schlamassel befreien kann. Man muss aber vom deutschen Interesse ausgehend Stellung beziehen.

Worin besteht das deutsche Interesse? Es besteht zuallererst darin, das Joch der Wokeness abzuschütteln, die Zuwanderung zu stoppen, die Geschlechterrollen zu normalisieren und wieder Anschluss an den globalen Energiehandel zu finden. Das grundlegende Problem ist die US-Hegemonie über Europa. Sie bedingt und befestigt Antirassismus, Gender Mainstreaming und Energiemangel. Von der Reeducation bis zu Grenzöffnung und Sprengung von Nord Stream zieht sich der lange Weg nach Westen. Er endete nicht im Heil, sondern im Unheil.

Die Grundlage der US-Hegemonie bilden Petrodollar und Fiat Money. Die USA drucken Dollar, wie sie wollen, weil das Geld nicht mehr an Gold gebunden ist. Um Inflation abzuwenden, lassen sie den Dollar – unter Drohungen – als Reservewährung im Energiehandel in die restliche Welt abfließen: our currency, your problem. Auf diesem Prinzip fußt die US-Vorherrschaft über Eurasien. Deutschland ist zu schwach, um sich aktiv von den USA und ihrer Imperialideologie zu befreien. Es ist darauf angewiesen, dass diese Herrschaft von allein, von außen bricht.

Die BRICS-Staaten unternehmen gerade zahlreiche Initiativen, um den Petrodollar zu brechen und die Entdollarisierung einzuleiten. Vor allem wickeln sie den Energiehandel in eigenen Währungen ab. Eine rohstoffgebundene Währung wird diskutiert. So zwingen sie die USA, den ohnehin schon von Sachwerten gelösten Dollar auch vom Ölhandel abzukoppeln und einen weiteren riskanten Schritt in die Virtualität zu gehen. Für Europa und Deutschland öffnet sich dadurch die Tür zur Freiheit, die man aus eigener Kraft nicht öffnen konnte.

Ein wichtiger Baustein zur Entdollarisierung ist der Friedensschluss zwischen Iran und Saudi-Arabien. Die schiitische und die sunnitisch-wahhabitische Regionalmacht haben nach Jahren des Streits und der Stellvertreterkonflikte – auf Vermittlung der Volksrepublik China – wieder wechselseitig Botschaften eröffnet. Mit Saudi-Arabien droht der Grundstein des Petrodollars aus dem Westen herauszubrechen. Deutschland hat ein eminentes Interesse daran, dass dieser Schritt glückt und das Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und Iran befriedet wird.

Von diesem vorrangigen Interesse aus sind Konflikte auch im Nahen Osten zu beurteilen. Nicht von Fernsehbildern oder anderen ‚moralischen‘ Druckmitteln aus. Weder ist Deutschlands Interesse identisch mit demjenigen Israels noch hängt es vom Wohl der Palästinenser ab. Und den Konflikt kann man auch nicht beurteilen, indem man die Palästinenser mit den Zuwanderern hierzulande gleichsetzt und die Israelis mit der deutschen Mehrheitsbevölkerung. Diese Sicht zeugt von politischem Provinzialismus und hat nichts mit der Realität zu tun.

Die Parallele geht schon deshalb nicht auf, weil Außenpolitik andere Bedingungen hat als Innenpolitik. Es war gerade Deutschlands Verwestlichung, die zu einer Orientalisierung im Inneren geführt hat: Die Anwerbung türkischer ‚Gastarbeiter‘ geschah im Kontext der NATO-Mitgliedschaft beider Länder. Und es dürfte Deutschlands Veröstlichung nach außen sein, die eine innere Verdeutschung wieder ermöglicht. Wer den Westen als Bezugsgröße heranzieht, um globale Konflikte zu begreifen, ist auf dem Holzweg. Deutschland hat nie zu diesem Westen gehört. Und wird es niemals tun.

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