Seit dem endgültigen Atomausstieg Deutschlands im April dieses Jahres sind die Strom-Importe aus Frankreich laut Medienberichten sprunghaft angestiegen. Sie schossen im ersten Halbjahr 2023 auf einen Rekordwert von 18 Terawattstunden noch oben und haben sich damit gegenüber dem Vergleichsjahr 2020 mehr als vervierfacht. Hochgerechnet aufs Jahr könnte sich der Import-Strom aus Frankreich sogar verachtfachen, erwarten Experten. Über die Hälfte der französischen Stromerzeugung stammt aus Kernkraftwerken.
Unterdessen hat die staatliche „Électricité de France SA“ (EDF), größter Strom-Produzent Europas, wegen drohender eigener Versorgungsengpässe im Nachbarland Kürzungen bei der Strom-Produktion angekündigt. Instandhaltungsarbeiten an den zum Teil veralteten Kernkraftwerken sowie Korrosionsprobleme sind ein Grund dafür, warum zeitweise fast nur die Hälfte aller 56 französischen Atomreaktoren in Betrieb ist. In der Folge war die Strom-Produktion im Jahr 2022 auf 279 Terawattstunden auf den tiefsten Stand seit fast 30 Jahren gesunken. Aktuell sind nur noch 61 Prozent der französischen Atomstrom-Kapazitäten verfügbar – Tendenz weiter fallend.
In dieser für Frankreich immer heikleren Situation muss Europas größter Stromversorger EDF nun auch noch Deutschland zusätzlich mit Strom versorgen. Da der Strom in Deutschland nach Angaben der Bundesnetzagentur nur ausreicht, wenn genügend Energie aus Frankreich importiert wird, tangieren Deutschland die Versorgungsengpässe in Frankreich unmittelbar. Denn die staatliche EDF versorgt zuerst die französischen Kunden, bevor sie auch nur eine Kilowattstunde Strom ins Ausland exportiert.