„NZZ“-Chefredakteur Eric Gujer: „Deutschland mutiert zur Erziehungsanstalt!“

Es ist ein „must read“! In einem brillanten Leitartikel unter der Überschrift „Der grüne Zeitgeist belagert die Deutschen“ rechnet der Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ), Eric Gujer, mit dem Ökosozialismus im Nachbarland ab: Die deutsche Gesellschaft mutiere zur „Erziehungsanstalt, die ihren Insassen beibringt, welches Auto sie fahren, welche Heizung sie benutzen und wie sie korrekt sprechen sollen“, konstatiert das Schweizer Leitmedium.

Mit Blick auf das Umfragehoch der AfD stellt „NZZ“-Chefredakteur Eric Gujer einleitend fest: „In der deutschen Politik gärt es. Der Höhenflug der AfD ist dafür nur ein Symptom, die eigentliche Ursache liegt woanders. Die Bürger sind der Mischung aus Verboten und moralischen Forderungen überdrüssig, die zunehmend ihr Leben bestimmt. Die Gesellschaft mutiert zur Erziehungsanstalt, die ihren Insassen beibringt, welches Auto sie fahren, welche Heizung sie benutzen und wie sie korrekt sprechen sollen.“ Jedoch lehne eine Mehrheit der Deutschen die Abschaltung der restlichen Atomkraftwerke genauso ab wie das erzwungene Aus für den Verbrennungsmotor und für fossile Heizungen.

„Gender-Firlefanz“

Der renommierte Schweizer Journalist kommt sodann auf das Meinungsdiktat des Staatsfunks hierzulande zu sprechen: Sie, die Deutschen, „möchten auch nicht mit Gendersprache behelligt werden. Diese ist zwar im Vergleich zur Zukunft der Energieversorgung ein Detail, aber deswegen umso ärgerlicher. Selbst Jüngere, von den Älteren ganz zu schweigen, lehnen den modischen Firlefanz mehrheitlich ab. Das hindert die öffentlich-rechtlichen Sender nicht daran, hingebungsvoll zu gendern, obwohl sie dazu verpflichtet wären, für ihre Zwangskunden Programm zu machen und nicht gegen sie.“

Eric Gujer analysiert: „Hier äußert sich im Kleinen ein Geist der Belehrung und Bevormundung, der inzwischen die ganze Politik durchzieht. Der Ungeist hat einen Namen: Es ist der grüne Zeitgeist. Dank dem geduldigen Marsch durch die Institutionen reicht er weit über das hinaus, was eine einzelne Partei bestimmen kann. Er ist längst ein gesellschaftliches Phänomen.“

„Wer nicht grün wählt, macht sich schuldig“

Während früher CDU und SPD den „vorpolitischen Raum“ kontrolliert hätten, von den Gewerkschaften bis zu den Kirchen, „haben unterdessen die Grünen die kulturelle Hegemonie erobert“, stellt der Autor fest und verweist darauf: „Evangelische Kirchentage lassen sich nicht mehr von grünen Parteitagen unterscheiden: derselbe hohe Ton der Moral, derselbe Endzeitglaube. Ungewiss ist nur, was zuerst kommt – das Jüngste Gericht oder die Klimakatastrophe.“

Auch in den deutschen Medien schwinge der Zeitgeist sein Zepter. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und im Mainstream der überwiegend linksliberalen privaten Presseerzeugnisse ohnehin, „aber selbst bei einem klugen Journalisten einer bürgerlichen Zeitung“, lese man, wie Gujer zitiert, Sätze wie diese:

«Es wird ernst. Der 6. Juli war wohl der heißeste Tag, den die Erde seit Beginn der Messungen je gesehen hat. Und in einem kleinen Land namens Deutschland erklären CDU und CSU die Grünen zum Hauptgegner. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen.»

Der „NZZ“-Chefredakteur schlussfolgert: „Wer nicht Grüne wählt oder deren Politik billigend in Kauf nimmt, macht sich mitschuldig am Hitzetod der Menschheit. Sehr viele Journalisten denken so. Sie lassen sich auch nicht dadurch beirren, dass die Katastrophenmeldungen vom heißesten Tag eben nicht auf Messungen beruhen, sondern auf Computermodellen. Solche Modellierungen liefern keine Fakten…“

„Mal kurz die Welt retten“

Über diese Modelle müsste eigentlich im Konjunktiv berichtet werden, nicht im Indikativ, wie dies die meisten Medien tun, schreibt Gujer weiter, wundert sich jedoch nicht: „Aber wer hält sich mit den Regeln seines Handwerks auf, wenn er mal eben kurz die Welt retten muss?“.

„Der Italienreisende Lauterbach“

Dem politisch-medialen Komplex schreibt der „NZZ“-Chef ins Stammbuch: „Journalisten und Politiker erzeugen Stimmungen, die man ohne jede Dramatisierung hysterisch nennen kann.“ In diesem Zusammenhang zitiert Gujer aus dem jüngsten Hysterie-Tweet des deutschen Bundesgesundheitsministers. Die Mittelmeerländer würden nicht einfach unter einer Hitzewelle leiden, sondern «der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.» Das schreibe „der Italienreisende“ Karl Lauterbach (SPD), der bereits in der Pandemie dem Volk „Angst und Schrecken“ eingejagt habe. Die von ihm herbeigeredeten «Killervarianten» seien zwar nie aufgetaucht – „aber Hauptsache, eine Untergangsprophezeiung“.

„Der Widerstand wird größer“

Mit Blick auf das Umfragehoch der AfD folgert Gujer: „Es ist das unterschwellig Religiöse an diesem Zeitgeist, was vielen Menschen sauer aufstößt.“ Gujer verweist auf ein „Welt“-Interview kürzlich mit dem Demoskopen Manfred Güllner, Chef des SPD-nahen Forsa-Instituts. Selbst dieser scheue sich nicht, die gegenwärtige Lage in Deutschland als eine «Art Diktatur» zu bezeichnen. Eine kleine elitäre Minderheit der oberen Bildungs- und Einkommensschichten zwinge der großen Mehrheit der Andersdenkenden ihre Werte auf.

Ein neuer Mensch soll „gezüchtet“ werden

Dem linksgrünen Zeitgeist genüge es aber nicht, sich auf einzelne wirklich große Probleme wie die Energiewende zu konzentrieren: „Darüber kann und muss man streiten wie über die Zukunft des Sozialstaats oder die schleichende Deindustrialisierung Deutschlands“, fordert Gujer und resümiert: „Das sind die dicken Bretter, die zu bohren schon der Soziologe Max Weber der Politik empfahl. Sie allein bedeuten eine Herausforderung. Rational vorgehende Politiker würden Prioritäten setzen und sich auf ein Thema konzentrieren. Doch die säkulare Religion will mehr und erzeugt damit den Eindruck der permanenten Belagerung. Sie will das Leben in allen seinen Bereichen erfassen und umgestalten. Deswegen widmet sie sich auch vermeintlichen Trivialitäten wie der Gendersprache.“

Der „NZZ“-Chefredakteur warnt: „Die Gesellschaftspolitik ist das eigentliche Kampffeld, auf dem sich die Grünen und ihre Vorfeldorganisationen verbissen tummeln. Sie wissen, dass sie nur so kulturelle Hegemonie erlangen und sichern. Den Bürgern gibt das jedoch das Gefühl, Versuchstiere in einem Experiment zur Züchtung des neuen Menschen zu sein.“

Quelle

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