Ein Kommentar von Eugen Mannheimer
Egal, welche Schuhe er sich anzieht – sie sind einfach zu groß. Dabei möchte Jan Böhmermann doch so gerne ein spitzzüngiger Satiriker sein, ein souveräner Moderator, ein vom Publikum verehrter Late-Night-Talker oder wenigstens ein brillanter Investigativjournalist. Hat er alles schon probiert, aber sein Intellekt und sein Charakter reichen dafür einfach nicht.
Da kann er strampeln und zappeln, schmähen und geifern, pöbeln und hetzen, wie er mag: Er bleibt doch immer der verklemmte Sonderling, den sie schon auf dem Schulhof alle gehänselt und ihm das Pausenbrot weggenommen haben.
Die Rache des verklemmten Klassenkaspers
Jan Böhmermann wollte es ihnen trotzdem allen heimzahlen. Nicht mehr Klassenaugust sein, sondern ein Satire-Superheld. Und immerhin, „Böhmi“ machte anfangs ein paar originelle, witzige Sachen, sammelte kreative Köpfe um sich und gewann die ersten Fans. Aber mehr als ein Nischenplatz in der großen, weiten Medienwelt war damit erst mal doch nicht drin.
Aus eigener Kraft würde er es nicht schaffen, ganz groß rauszukommen, das wurde ihm schnell klar. Also verkaufte er sich an einen der mächtigsten Paten im Revier. Das ZDF ließ Böhmermann als gelehriges Pferdchen Karriere machen, stellte aber Bedingungen: Hetztiraden, Fäkalsprache, primitive Beleidigungen und unterirdische persönliche Angriffe – alles in Ordnung, aber nur gegen Dissidenten und Gegner der korrekten „grünen“ Lehre.
Kritik an der herrschenden „grünen“ Klasse ist tabu, und die kreativen Köpfe in seinem Team müssen natürlich auch gehen. Wir sind schließlich beim Staatsfunk, da darf es nur linientreuen Agitprop-„Humor“ geben. Gegen alle anderen darf er dafür hemmungslos die Sau rauslassen.
„Böhmi, fass!“ – Das musste man ihm nicht zweimal sagen. In seinem „ZDF Magazin Royale“ hetzt Böhmermann skrupellos gegen alles und jeden, was der „grün“-rot-woken Nomenklatura lästig ist.
Zur Wahrheit und zu ernsthafter Recherche hat Böhmermann ein gestörtes Verhältnis. Den Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Arne Schönbohm stellte er in einer Sendung wegen angeblicher „Russland-Kontakte“ an den Pranger. Von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wurde der verdiente Beamte prompt strafversetzt und durch eine Quotenfrau ersetzt.
Dumm nur, dass Böhmermanns Vorwürfe, die Faeser ungeprüft übernommen hatte, sich längst als haltlos herausgestellt haben. Auf seine Rehabilitation oder wenigstens ein Wort des Bedauerns von der Ministerin oder vom ZDF wartet Schönbohm bis heute vergebens.
„Nazis“ sind immer nur die anderen
Wer auf der richtigen Seite steht, der kann sich eben alles erlauben, selbst totalitäre Menschenverachtung. Das hat Böhmermann schnell herausgefunden.
Und das schon 2010, als Böhmermann bei einem Bühnenprogramm mit fiesem Tuscheln über einen jüdischen Kollegen feixte – „psst – Jude“ – und zusammen mit seinem Geistesverwandten Klaas Heufer-Umlauf über den Comedian Oliver Polak üble antisemitische Witze riss.
Aber klar, „Nazis“ sind immer nur die anderen, für Böhmermann ist „Satire“ dagegen vor allem ein Vorwand zum ungestraften Beleidigen und Überschreiten aller Schamgrenzen.
Seine Mission ist die Spaltung der Gesellschaft
Böhmermanns Auftrag ist die Spaltung der Gesellschaft. Dafür macht er sich sogar zum Kollegenschwein.
Die ARD-Kabarettisten Dieter Nuhr und Lisa Eckhart wagen es, die Leute mit politisch inkorrektem Humor zu unterhalten und sich auch noch über Greta und die „Grünen“ lustig zu machen? Böhmermann diffamiert sie in einer primitiven Parodie als „Rassisten“ und „Antisemiten“ und denunziert ihr Publikum als dumpfe Ausländerhasser.
Die „Böhmi“-Masche: Hetzen, beleidigen, denunzieren
Die Biologin Marie Luise Vollbrecht spricht die einfache Wahrheit aus, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt? Böhmermann beschimpft sie vor laufender ZDF-Kamera als „Scheißhaufen“. Den Rest erledigt der linksradikale „Transaktivisten“-Mob, der sie vor einer Veranstaltung angreift und Besucher zusammenschlägt.
Ein paar FDP-Politiker, Wissenschaftler und Journalisten kritisieren den Klima-Wahn und den Zwangsgebühren-Wucher, von dem er so komfortabel lebt? Böhmermann montiert sie auf ein RAF-Fahndungsplakat und markiert sie so als zum Abschuss freigegebene „Terroristen“.
AfD, FDP, übriggebliebene CDU-Konservative –für den kleinen Agitator Böhmermann ist irgendwie alles „Nazi“, was nicht links-„grün“ ist. Selbst den Namensgeber der AfD-Parteistiftung, den Renaissance-Humanisten Desiderius Erasmus von Rotterdam, macht er zum „islamfeindlichen Antisemiten“.
An der Zwangsgebührenleine lässt sich risikolos gegen alles kläffen, was sich draußen vorm Gartenzaun tut. Nur ab und zu bekommt Böhmermann doch mal einen Tritt zurück, vom türkischen Staatspräsidenten Erdogan zum Beispiel, den er in einem „Schmähgedicht“ mit allem überkübelte, was ihm an Fäkal- und Vulgärvokabular so einfiel. Dann schreit der Pinscher des Establishments „Ätsch, Satire!“, versteckt sich flink hinter den Hosenbeinen seines ZDF-Herrchens und bettelt bei Merkels Kanzleramtsminister um Hilfe.
Harald Schmidt, dessen Sidekick Böhmermann kurzzeitig sein durfte, hatte den feig-großmäuligen Profilneurotiker früh durchschaut: Als Moderator sei er ungeeignet, aber als „Krawallschachtel“ werde Böhmermann es noch weit bringen.
„Krawallschachtel“ auf dem öffentlich-rechtlichen Medienstrich
Der große Harald Schmidt war souverän genug, sich selbst mit ironischer Distanz als „Mediennutte“ zu beschreiben, und war gerade deshalb keine. Jan Böhmermann dagegen ist das Paradebeispiel einer solchen, aber er würde sich lieber die Giftzunge abbeißen, als die erbärmliche Wahrheit zuzugeben.
Und was gibt es Trostloseres als eine in die Jahre gekommene Bordsteinschwalbe, die sich nicht eingestehen will, dass ihre besten Jahre schon vorbei sind, und die trotzdem immer weitermacht, weil sie ja nichts anderes kann. Das öffentlich-rechtliche Bordell ist voll von solchen abgehalfterten Presstituierten, Jan Böhmermann ist da nur einer der bekannteren Fälle.
Da ist dann auch der sechste Grimme-Preis, den Böhmermann vor kurzem bekommen hat, samt all den anderen TV- und Medienauszeichnungen, mit denen man als linientreuer Agitator im Zwangsgebührenfernsehen routinemäßig so überschüttet wird, nur ein dürftiges Trostpflaster.
Keiner mag Jan Böhmermann
Denn die bittere Wahrheit ist doch: Niemand mag Jan Böhmermann, immer noch nimmt ihn keiner so richtig ernst. Sogar der „Spiegel“, selbst ein treuer Hofhund der Mächtigen, rümpft die Nase über „Ficki, Kacki, Böhmi“, den „Sozialkundelehrer mit Tourette“.
Schon klar, die beachtliche Twitter-Blase, die er seinem privilegierten Status als Mietmaul der Öffentlich-Rechtlichen verdankt, die johlt und grölt jedesmal mit, wenn ihr „Böhmi“ wieder eine Zote raushaut oder unter die Gürtellinie schlägt. Aber „Freunde“ sind das nicht, eher eine virtuelle Hooligan-Horde, als deren „Comandante“ sich der Schreibtischtäter Böhmermann fühlen darf.
Immer schön nach unten treten
Jetzt ist er nicht mehr der Underdog, jetzt darf er selber treten, und zwar immer schön nach unten gegen Schwächere, die keinen Staatsfunk mit vom Zwangsgebührenzahler prall gefüllter Kriegskasse hinter sich haben und sich nicht so leicht wehren können. Mal hetzt er als Corona-Einpeitscher gegen Ungeimpfte und gegen Kinder, die er mit Pestratten vergleicht, mal lässt er einen Kinderchor Hasslieder gegen Kritiker der autoritären Corona-Maßnahmenpolitik singen.
Auf Twitter, das er seit 2009 mit über zehntausend Botschaften zugemüllt hat, fühlt Böhmermann sich besonders wohl. Dort kann er nicht nur ungestraft austeilen, sondern auch ungeniert den Blockwart spielen, Feinde aufspüren und markieren und seine „Blocklisten“ anschwellen lassen, die von seiner Meute fleißig kopiert und weiterverbreitet werden.
Bösartige Feiglinge, die Macht über andere bekommen, waren zu allen Zeiten die besten Werkzeuge totalitärer Ideologien. Was dem Stasi-Chef Mielke sein „Sudel-Ede“ war, der „DDR“-Fernseh-Agitator Karl-Eduard von Schnitzler, das sind im „grünen“ Gesinnungsstaat die Böhmermänner.
Das ZDF benutzt ihn gerne für die propagandistische Drecksarbeit unter dem Deckmantel der „Satire“ und nimmt die Beschwerdeflut, die seine Sendungen auslösen, auch noch als Bestätigung. Wenn Böhmermann mal „Journalist“ spielen darf, wird es ebenfalls schnell unappetitlich. Arne Schönbohm, der wegen Böhmermann-Desinformation strafversetzte ehemalige BSI-Chef, erwägt eine Klage wegen Rufschädigung und auf Schadensersatz.
Stasi-reife Zersetzungsoperationen
Noch dubioser war Böhmermanns Rolle in der Stasi-reifen Zersetzungsoperation gegen den damaligen österreichischen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der 2019 über das inszenierte „Ibiza“-Kompromittierungsvideo stürzte – Böhmermann plauderte schon vorher aus, dass da „etwas kommt“. Der Versuch, den CSU-Politiker Christian Schmidt mit Unterstellungen und Weglassungen als EU-Repräsentanten in Bosnien-Herzegowina zu demontieren, ging dagegen voll daneben.
Bei solchen Gelegenheiten mag Böhmermann sich dann mal so richtig wichtig fühlen, fast wie einer von den Großen. Aber er bleibt doch, was er ist: Ein hasserfüllter kleiner Hetzer am Rockzipfel der Mächtigen, ein feiger Fiesling aus dem Bodensatz der Medienkloake. Im Grunde also ein ganz armseliger Tropf.