Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, hat in einem Gespräch mit der Moskauer Zeitung „Iswestija“ scharfe Kritik an der deutschen Bundesregierung und deren Haltung im Ukraine-Konflikt geübt. Eindringlich warnte er vor der Lieferung von Kampfjets an das Marionetten-Regime in Kiew. Es seien schon jetzt alle möglichen ‚roten Linien‘ überschritten worden.
Ausführlich ging Netschajew auf die Diskussion innerhalb der NATO jetzt auch über die Lieferung von Kampf-Flugzeugen an die Ukraine ein. Dazu stellte der hohe Moskauer Diplomat fest:
„Wir haben die Erklärung der deutschen Regierung über die Ablehnung gegenüber der Idee, Kampfflugzeuge an Kiew zu liefern, gehört. Tatsache ist jedoch, dass die Liste der deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine ständig erweitert wird. Berlin ist von der Lieferung von Helmen dazu übergegangen, das Kiewer Regime mit modernen tödlichen Waffensystemen vollzupumpen, u.a. mit Kampfpanzern, Haubitzen, Mehrfachraketenwerfern und Flugabwehrkanonen. Für deren Reparatur und Wartung werden Logistik- und Servicezentren in Drittländern eingerichtet. Die Bundesregierung hat in ihrem Bestreben, Russland eine ‚strategische Niederlage‘ zuzufügen, längst alle möglichen ‚roten Linien‘ überschritten. Wir haben also diesbezüglich keine Illusionen.“
Netschajew kommentierte in dem Interview auch Informationen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, denen zufolge EU- und Nato-Staaten erwägen würden, sogenannte „Friedenssoldaten“ in die Ukraine zu entsenden, um die Konfliktparteien zu trennen.
Russlands Botschafter kann Deutschland von einer Beteiligung an einem solchen Vorhaben nur abraten: „Die Entsendung von Truppen wäre gleichbedeutend damit, Deutschland in einen bewaffneten Konflikt mit Russland zu ziehen.“
Netschajew glaubt aber, dass Berlin „zumindest zu diesem Zeitpunkt“ eine solche Eskalation zu vermeiden versuche. Im Übrigen halte er es für unwahrscheinlich, dass die deutschen Wähler solchen Plänen zustimmen würden. „Es ist einfacher, mit den Händen anderer Menschen zu kämpfen“, fügte der Botschafter an.
Kein Interesse an Nord Stream-Aufklärung
Netschajew warf der Bundesregierung erneut vor, die Aufklärung der Sabotageakte an den deutsch-russischen Nord Stream Pipelines in der Ostsee zu hintertreiben. Das Verhalten der deutschen Behörden sei „kaum konstruktiv“.
Wörtlich führte der russische Botschafter in diesem Zusammenhang aus: „Unsere mehrmals bekräftigten offiziellen Vorschläge, die darauf abzielen, bei der Ermittlung der Sabotage so weit wie möglich mitzuwirken, die Transparenz der Untersuchung zu sichern und ihr den internationalen Charakter zu verleihen, werden ignoriert.“
Netschajew erinnerte daran, dass es um das größte internationale Infrastrukturobjekt gehe, das unter Beteiligung deutscher Unternehmen und im Interesse des deutschen Staates gebaut wurde. In der Bundesrepublik Deutschland „sollte man“ nach den Worten des Botschafters „daran interessiert sein, eine klare Vorstellung vom Geschehen zu bekommen. Dem Land wurde nämlich ein erheblicher materieller Schaden zugefügt. Wahrscheinlich interessiert man sich jedoch mehr für die Verheimlichung der unbequemen Tatsachen.“