Es war einmal eine ehrgeizige Jungjournalistin, die zog aus der rheinländischen Provinz in die Welt hinaus, um eine ganz große Investigativreporterin zu werden. Sie versuchte auch alles richtig zu machen: Sie studierte irgendwas Passendes mit Laberwissenschaften – Politik und „European Studies“ –, mühte sich ab bei DAPD und „Financial Times Deutschland“ – beide längst pleite –, bei „Hart aber fair“ und WDR, schaffte es schließlich zum Relotius-Magazin „Spiegel“, wo sie seit nunmehr zehn Jahren als Politikredakteurin firmiert; sie hängte sich an die „MeToo“-Welle dran und bekam immerhin einen Axel-Springer-Preis, und mit einem Kollegen zusammen hat sie zuletzt auch noch ein Buch zusammengenagelt über „Geheimagentinnen“ und wie sie „die deutsche Geschichte geprägt“ haben könnten.
Nur so richtig ernst nehmen will sie immer noch keiner.
Die Rede ist übrigens von Ann-Katrin Müller, im „Spiegel“-Hauptstadtbüro seit einigen Jahren für den publizistischen Kampf gegen die AfD und andere finstere „rechte“ Gesellen zuständig. Aber eigentlich versteht sich die Mittdreißigerin eher als so eine Art Geheimagentin im Auftrag des Guten. Voller Kleine-Mädchen-Schwärmerei begeistert sie sich darüber, dass Internet-Hacker als „Freizeit-Ermittler Nazis stoppen“, indem sie – gern auch, zwinker, zwinker, mit „illegalen“ Methoden – persönliche Informationen sammeln, Identitäten aufdecken und an die Behörden, oder auch den „Spiegel“, weitermelden. Eigentlich also gewöhnliche Denunzianten mit hoher krimineller Energie, aber weil im Kampf „gegen rechts“ der Zweck offenbar alle Mittel heiligt, ist ihnen Frau Müllers ehrfürchtige Bewunderung sicher.
Geheimagenten leben gefährlich, richtige Investigativreporter natürlich auch. Frau Müller möchte gerne beides sein und lässt deshalb auch keine Gelegenheit aus, sich selbst zur verfolgten Jägerin nach der Wahrheit zu stilisieren. Da sei sie mal „bei einer AfD-Veranstaltung von zwei Sympathisanten der Partei bedrängt und bedroht“ worden, raunt sie im Kurzinterview zum Thema „Risiko“, und dass sie sogar mal „über jemanden berichtet habe, der angedroht hatte, mich an einer Laterne aufzuknüpfen“.
Klingt ganz schön gefährlich, nach Bond-Girl und so. Von Strafanzeigen oder konkreten Ermittlungsergebnissen gegen solche Übeltäter hat man dann allerdings wieder nichts mehr gehört. Waren dann wohl doch nur die üblichen Netz- und Straßen-Pöbeleien, mit denen sich jeder AfD-Politiker oder nonkonforme Publizist die Wände tapezieren kann.
Was die „Spiegel“-Heldin dann tatsächlich mal als Artikel in das Hamburger Fachmagazin für kreatives Politgeschreibsel bringt, kann mit dem hochtrabenden Selbstbild regelmäßig nicht so ganz mithalten. Wenn irgendein Informant der Geheimagentin Ann-Katrin irgendwas zusteckt, dann trompetet sie es auch heraus. Gegenrecherche ist nicht so ihr Ding, steht beim Relotius-Blatt ja auch sonst nicht mehr allzu hoch im Kurs. Selbst wenn sie mal pro forma nachfragt, lässt sie sich davon noch lange nicht die schöne Geschichte kaputtmachen.
Eine dubiose E-Mail eines „weißrussischen Diplomaten“, der zum Treffen in einem AfD-Bundestagsbüro lädt? Frau Müller druckt es, auch wenn keiner der Involvierten die Räuberpistole bestätigen mag. Eine abstruse und natürlich ergebnislose Strafanzeige gegen den AfD-Außenpolitiker Petr Bystron, dem ein Winken auf einer Veranstaltung als „Hitlergruß“ ausgelegt wurde? Frau Müller spekuliert, das sei ja alles nicht so „eindeutig“. Ein paar Linke und „Grüne“ behaupten wild und faktenfrei, „AfD-Mitarbeiter verbreiten Angst und Schrecken im Regierungsviertel“? Frau Müller macht gleich einen Fünf-Spalten-Artikel daraus.
Kein Wunder also, dass seriöse Hauptstadtjournalisten vorsichtshalber lieber die Finger davon lassen, wenn die Hauptstadt-Relotia Ann-Katrin Müller wieder mal glaubt, sie hätte einen Knüller ausgegraben. Die verhinderte Investigativreporterin lässt sich dadurch natürlich trotzdem nicht von ihrer geheimen Mission abbringen.
Frau Müller sucht in belanglosen AfD-Chats, die man ihr zugespielt hat, nach versteckten Umsturzsignalen, findet knallhart heraus, dass die mit großem Medienspektakel im Zuge einer dubiosen „Reichsbürger“-Razzia verhaftete Ex-AfD-Abgeordnete Malsack-Winkemann tatsächlich auch andere AfD-Politiker gekannt hat, dämonisiert den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke zum „wahren Chef der AfD“, der nichts weniger als die Bundesrepublik abschaffen wolle, und wirft der AfD „Stimmungsmache“ vor, weil sie vor dem Strom-Blackout gewarnt hat, und das ein halbes Jahr, bevor die Warnungen von den Bundesbehörden selbst kamen.
Zwischendrin findet Geheimagentin Müller auch noch Zeit, unbarmherziges Durchgreifen des Staates gegen den von ihr unhinterfragt für bare Münze genommenen „Reichsbürger“-„Terror von rechts“ einzufordern, der unter Verfolgungswahn leidenden SPD-Wichtigtuerin Jasmina Kuhnke aka „Quattromilf“ eine unkritische Lobhudelei zu widmen und den ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen als finsteren „rechten“ Drahtzieher hinzustellen.
Und natürlich ist für die „Spiegel“-Spürnase auch vollkommen klar, dass die vom Journalistenchor vielgeliebte „grüne“ Außenministerin seit neuestem nicht etwa wegen ihrer törichten Sprüche und kapitalen Fehlleistungen auf dem diplomatischen Parkett kritisiert wird, sondern weil eine „Kampagne gegen Baerbock von kremlnahen Accounts gestartet und befeuert“ worden sei. Ja, was auch sonst?
Das alles trägt sie in dem unangenehmen moralisierenden Plapperton vor, den man aus dem linksradikalen „Grünen“-Kindergarten schon zur Genüge kennt. Dabei war sie doch mal Journalistin geworden, weil sie „Dinge aufdecken möchte und es wichtig finde, dass man mächtigen Menschen auf die Finger schaut“. Doch statt an den „Mächtigen“ arbeitet sie sich mit kleinkarierten Pseudo-Enthüllungen an der Opposition ab und am Denunzieren von „demokratiefeindlichen Personen“, was immer sie gerade darunter verstehen mag.
Eine richtige Investigativjournalistin wird aus ihr so wohl nicht mehr, dafür reicht es einfach nicht. Aber für einen festen Platz in den Quasselrunden des öffentlich-rechtlichen Zwangsgebührenfunks ist das allemal noch genug. Und wenn sie weiter brav die Richtigen verbellt, dann plappert sie auch morgen noch.