Bundestags-Resolution zur Hungersnot in der Ukraine: Russlands Botschafter reagiert mit Befremden

Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU/CSU, „Grünen“ und FDP haben einen überparteilichen Antrag erarbeitet, in dem sie sich für die Anerkennung des sogenannten Holodomor (millionenfacher Hungertod) in der Ukraine als Genozid (Völkermord) aussprechen. Der Antrag soll in dieser Woche im Bundestag beraten und beschlossen werden. Während der neue ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew, die Initiative erwartungsgemäß begrüßte, sieht sich der Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland, Sergej J. Netschajew, zu einer Klarstellung und historischen Einordnung veranlasst.

In einem Zeitungsbeitrag schreibt der russische Botschafter: „Mit großem Bedauern und Befremden haben wir der deutschen Presse entnommen, dass einige Bundestagsabgeordnete dazu aufrufen, die massenhafte Hungersnot, die zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in der UdSSR herrschte, als Genozid am ukrainischen Volk anzuerkennen. Ein Narrativ, das schlichtweg antihistorisch und wahrheitswidrig ist sowie dem gesunden Menschenverstand widerspricht.“ Aus historischen Dokumenten werde  ersichtlich, dass infolge der Hungersnot, die 1932/1933 große Teile der UdSSR traf, insgesamt sieben Millionen Menschen, darunter ca. 2.5 Millionen im russischen Kernland und 1,5 Millionen auf dem Gebiet Kasachstans, starben. 

Netschajew: „Der Hunger war massenhaft und suchte sich seine Opfer nicht aus. Er begann mit einer starken Dürre und daraus resultierender Missernte, mit denen außerordentliche Maßnahmen der Sowjetregierung im Rahmen der Zwangskollektivierung einhergingen. Diese harten Maßnahmen wurden in ausnahmslos allen Agrargebieten der UdSSR umgesetzt. Infolgedessen wurden von der Hungersnot nicht nur die Ukraine, sondern auch der Süden Weißrusslands, die untere Wolga, Kasachstan, das Don-Gebiet, das Kubangebiet, der Nordkaukasus, der Südural und Westsibirien betroffen. Es waren nicht nur Ukrainer, die hungerten und starben, sondern auch Russen, Belarussen, Tataren, Baschkiren, Kasachen, Tschuwaschen, Wolga-Deutsche sowie andere Völker.“

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