Ahrflut: SMS-Nachrichten bringen auch Dreyer unter Druck

Zwei Minister-Rücktritte folgten bislang dem politischen Totalversagen in der Nacht der Ahrflut vom 14. auf den 15. Juli 2021 mit 180 Toten und unzähligen zerstörten Häusern. Nach dem Rücktritt von Innenminister Roger Lewentz (SPD) in der vergangenen Woche steigt nun auch der Druck auf Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Hintergrund sind jetzt bekannt gewordene SMS-Nachrichten, die den Eindruck vermitteln, dass Dreyer mit der Situation völlig überfordert war. Am 14. Juli 2021 um 21.42 Uhr schrieb die Mainzer Regierungschefin an ihren Innenminister: „Ich höre, dass der Höchststand Hochwasser erst Morgen Mittag erreicht ist? Ist ja wirklich schlimm.“ Dann fragte sie, ob die später zurückgetretene Ministerin Anne Spiegel („Grüne“) informiert sei, diese sei „echt ein bisschen nervös“. Lewentz antwortete, Spiegel habe „ein eigenes Lagesystem“. Das schien Dreyer zu reichen. Sie verabschiedete sich mit den Worten: „Ok. Schönen Abend.“

Während die beiden SPD-Versager noch ihre Handynachrichten austauschten, startete bereits der Polizeihubschrauber „Sperber 2″ zum Aufklärungsflug. Pilot Ingo Braun wird später im Untersuchungsausschuss des Landtages von der „schlimmsten Lage“, die er je erlebt hat, berichten.

Um 0.58 Uhr versuchte Lewentz erneut, Dreyer zu erreichen, um die Ministerpräsidentin über die sich abzeichnende Katastrophe zu informieren. „Liebe Malu, die Lage eskaliert. (…) Es kann Tote geben/gegeben haben“, schreibt er und berichtet von Menschen, die aus ihren absaufenden Häusern verzweifelt Lichtzeichen gegeben hätten. Das schlechte Wetter störe unterdessen auch die Kommunikationskanäle.

Dreyer antwortete erst um 5.33 Uhr: „Lieber Roger, ich bin wieder erreichbar…“. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 134 Menschen ums Leben gekommen.

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