Nur wenige kennen die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland besser als der renommierte Medienjournalist und Autor Hans-Peter Siebenhaar. Er gilt zugleich als Deutschlands härtester Kritiker des Zwangsgebühren-Systems. ARD und ZDF sind für ihn „die Nimmersatten“. Für den Medienexperten steht nicht erst seit dem Skandal um die fristlos gefeuerte RBB-Intendantin Patrica Schlesinger fest: Das System ist krank!
Für Siebenhaar kommt der Fall Schlesinger indes nicht überraschend: „Seit vielen Jahren werden ARD und ZDF immer wieder von Skandalen wie Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme und Verschwendung erschüttert. Tiefgreifende Konsequenzen für einen transparenten und effizienten öffentlich-rechtliche Rundfunk wurden aber von den Bundesländern bislang nicht gezogen.“
Der Medien-Experte fordert laut „Focus“: „Wir brauchen keine Nebenerwerbsgremien, sondern kompetente Kontrolleure, die Verschwendung von Gebührengeldern, Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme verhindern. Die Bundesländer müssen den Mut zu Reformen aufbringen. Warum können die Gebührenzahler, die schließlich die Eigentümer von ARD und ZDF sind, die Kontrollgremien nicht direkt wählen – und bei Versagen auch abwählen.“
Im Übrigen: Kein anderer öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Europa könne auf Gebühreneinnahmen von mehr als 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2021 zurückgreifen. Siebenhaar: „Hinzu kommen noch hunderte von Millionen Euro an Einnahmen aus Werbung und kommerziellen Aktivitäten wie Rechtehandel und Merchandising.“
Frankreich habe gerade die Rundfunkgebühr abgeschafft. In Großbritannien sei eine Reform der BBC geplant. „Doch ARD und ZDF dürfen wie zu Zeiten Konrad Adenauers vor über 60 Jahren schalten und walten“, kritisierte Siebenhaar.