Die Bundesregierung plant offenbar den Abriss des deutschen Erdgasverteilnetzes. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck („Grüne“), soll Vertreter von Stadtwerken auf einer Veranstaltung vergangene Woche aufgefordert haben, mit den Planungen für den „Rückbau“ des Netzes zu beginnen. Das berichtete „Welt am Sonntag“ aus Teilnehmerkreisen.
Graichen, ein Schwager des früheren „Grünen“-Bundesgeschäftsführers Michael Kellner, habe in der Runde auf den Zeitplan für die „Dekarbonisierung der Volkswirtschaft“ verwiesen. „Natürlich ist im Jahr 2045 da kein Gas mehr in den Netzen“, wird der Staatssekretär zitiert, der zuvor die linksgrüne sogenannte Denkfabrik „Agora Energiewende“ geleitet hatte.
Setzt sich das Bundeswirtschaftsministerium mit seinen Plänen durch, wäre das ein radikaler Einschnitt in die bisherige Struktur der deutschen Energieversorgung, vergleichbar mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem Ende der Kohleverstromung. Bislang ging die Energiewirtschaft davon aus, dass die Gas-Pipelines weiter genutzt werden und schrittweise auf den Transport von klimaneutralen Brennstoffen wie Wasserstoff, Biogas und synthetischem Methan umgerüstet werden.
Bei den Energieversorgern und in der Wirtschaft stößt das Vorhaben denn auch auf heftigen Widerstand. „Es ist nicht zielführend, so mir nichts, dir nichts den Rückbau der Gasverteilnetze in den Raum zu stellen“, kritisiert Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), in dem mehr als 900 Stadtwerke organisiert sind. Damit würde eine bestehende Infrastruktur im Wert von mehreren hundert Milliarden Euro vernichtet.