Im Namen der neuen Klimareligion sollen im nordhessischen Reinhardswald, auch bekannt als „Grimms Märchenwald“, Jahrhunderte alte Bäume dem Windradwahn zum Opfer fallen. Der Waldfrevel ruft nicht nur Bürgerinitiativen auf den Plan, sondern auch Biologen. Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, warnt im „Stern“ vor irreparablen Schäden für das Ökosystem.
Der Wald, so der promivierte Biologe, habe eine große Bedeutung für den Klimaschutz – als C02-Speicher und als Schwamm, um Feuchtigkeit im Boden zu binden. Außerdem sei der Wald enorm wichtig für den Artenschutz. Richarz: „Dabei spielen u.a. die Baumarten, ihr Alter und deren Zusammensetzung eine Rolle. Wenn wir wie bei einem Schweizer Käse Löcher reißen, wird dieses Ökosystem geschädigt oder zerstört.“ Problematisch für viele Vogelarten seien aber auch die Anlagen in Norddeutschland auf Äckern und Wiesen.
Welche Auswirkungen hat das?
Biologe Richarz: „Vögel werden nicht nur erschlagen. Windkraftanlagen greifen auch massiv in ihr Verhalten ein. Beispielsweise der Rotmilan oder der Schwarzstorch nutzen den Luftraum über dem Wald zur Balz oder zur Revier-Abgrenzung. Neue Untersuchungen belegen auch Folgen für Vogelarten, an die man im ersten Moment nicht denkt: Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass in Gebieten mit Windrädern die Zahl der Spechte um die Hälfte sinkt.“
Gravierend seien die Folgen auch für Fledermäuse. Richarz erinnert daran, dass alle 25 Fledermaus-Arten in Deutschland besonders geschützt sind: „Sie nutzen den Wald nicht nur zum Jagen. Die Bechsteinfledermaus beispielsweise benötigt einen ganzen Quartier-Komplex mit vielen Höhlen, um zu überleben und sich fortzupflanzen. Werden Bäume gefällt, wird ihr Lebensraum zerstört oder zumindest geschädigt. Ähnlich geht es der Mopsfledermaus, die anstelle von Baumhöhlen hinter abstehender Rinde an alten Bäumen ihre Quartiere bezieht.“
Untersuchungen bestätigen zudem ein neues Phänomen: An Windkraftanlagen sammeln sich Insekten, was wiederum Vögel und Fledermäuse anlockt, die dann zu Tausenden geschreddert werden. Doch darüber regt sich kein „Grüner“ hierzulande auf.