Zum zweiten Mal in Folge sind die Reallöhne in Deutschland im vergangenen Jahr gesunken. Die hohe Inflation zehrte die teils überdurchschnittlichen Zuwächse der Bruttolöhne komplett auf. Das Statistische Bundesamt beziffert den Rückgang der Reallöhne durch die hohe Inflation vorläufig auf 0,1 Prozent.
Zwar stiegen die Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen um rund 3,1 Prozent. Aber der Zuwachs wurde durch den Anstieg der Verbraucherpreise mehr als aufgezehrt, so dass unter dem Strich sogar ein Minus herauskam.
Für das laufende Jahr rechnen Ökonomen erneut mit Reallohn-Einbußen, weil die Inflation noch stärker ausfallen dürfte als 2021. Das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut „ifo“ hatte jüngst seine Inflationsprognose für 2022 von 3,3 auf 4,0 Prozent heraufgesetzt. Das wäre der stärkste Anstieg seit 1993, als die Teuerung nach der Wiedervereinigung im Schnitt 4,5 Prozent betrug. Grund für den anhaltenden Inflationsdruck sind vor allem die hohen Energiepreise. Einer aktuellen Umfrage zufolge wollen immer mehr Unternehmen die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen weiter anheben – sprich: die Kosten an die Endverbraucher durchreichen.
Ökonomen gehen davon aus, dass die Gewerkschaften wegen der hohen Inflation kräftige Lohnabschlüsse durchsetzen werden, um Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer abzumildern. Stark steigende Personalkosten wiederum würden einen Teufelskreislauf von immer weiter steigenden Preisen und Löhnen in Gang setzen.
Von wegen „die Inflation ist nur vorübergehend…“