Bis heute ist Donald Trump davon überzeugt, dass er vor einem Jahr um seinen Wahlsieg betrogen wurde („it was a fraud“). In der Tat gibt es starke Indizien, die darauf hindeuten könnten, dass der frühere US-Präsident nicht ganz falsch liegt. Jetzt holt Trump zum Gegenschlag aus: Er will mit „Truth Social“ sein eigenes soziales Netzwerk gründen. Es könnte der erste Schritt hin zu einem politischen Jahrhundert-Comeback sein!
Dass der republikanische Kongressabgeordnete Devin Nunes aus Kalifornien sein Amt niederlegt, hätte es wohl kaum in die deutschen Mainstream-Schlagzeilen geschafft, wäre Nunes‘ neuer Chef nicht Donald Trump. Der Kalifornier soll die Trump Media & Technology Group (TMTG) leiten, jenes Medienunternehmen, mit dem der ehemalige US-Präsident ein eigenes soziales Netzwerk mit dem Namen „Truth Social“ auf den Markt bringen will.
Nunes ist nicht irgendwer: Der Republikaner stand immer loyal zu Trump und gilt als enger Vertrauter des ehedem mächtigsten Mannes der Welt. Die spektakuläre Personalie verleiht Trumps Netzwerkprojekt zusätzlich Gewicht. „Dass ein relativ hochkarätiger Politiker wie Nunes, der immerhin Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus war, sich dafür zur Verfügung stellt, finde ich zumindest bemerkenswert“, konstatierte der Politologe Winand Gellner von der Universität Passau gegenüber dem Portal „t-online“.
Trump sinnt auf Rache an Facebook und Twitter
„Truth Social“ – allein schon der Name ist eine Botschaft: Trump schwebt eine Plattform vor, auf der er seine Sicht der Dinge unzensiert verbreiten kann. Trump hatte zuletzt 146 Millionen (!) Follower in den sozialen Medien, bis ihn Facebook, Instagram und Twitter verbannten.
Nicht von ungefähr ist in der Unternehmenspräsentation von TMTG auch unumwunden von einem „Kampf gegen die ‚big tech‘-Firmen des Silicon Valley“ die Rede. „Truth Social“ sieht sich auf Augenhöhe mit Twitter und Facebook. Hinzu kommt mit TMTG+ ein ebenfalls geplanter Streaming Dienst. Dieser will es mit Branchenriesen wie Netflix und Disney+ aufnehmen. Schon in zwei Jahren sollen die Dienste 3,7 Milliarden Dollar Umsatz machen.
Über eine Milliarde Dollar eingesammelt
Trump gibt sich selbstbewusst: „Es ist zwar eine ungeheuer große Herausforderung, aber mir ist klar geworden, dass ich womöglich der einzige Amerikaner bin, der das Sprachrohr, die Mittel, die Erfahrung und den Willen hat, das möglich zu machen.“ Investoren hätten bereits eine Milliarde Dollar zugesagt, ließ TMTG wissen. Darüber hinaus will TMTG knapp 300 Millionen Dollar durch einen Börsengang generieren.
Der Start von „Truth Social“ ist für das erste Quartal 2022 angekündigt. Es könnte der erste Schritt hin zum vielleicht größten Polit-Comeback des Jahrhunderts sein!
Fest steht: Trump drängt zurück in die Öffentlichkeit – und in die Politik. Zwar hat er noch nicht erklärt, bei den Präsidentschaftswahlen 2024 wieder kandidieren zu wollen, aber die Anzeichen dafür mehren sich. Der Ex-Präsident sammelt bereits fleißig Wahlspenden: Mehr als 100 Millionen Dollar sollen es laut „CNN“ bereits sein. Außerdem unterstützt Trump zahlreiche Kandidaten, die bei den Midterm-Wahlen 2022 für die Republikaner antreten.
„They never come back“ mag vielleicht für den Boxsport gelten. In der Politik, zumal in der US-amerikanischen, gelten andere Regeln.