Lange hatten staatliche Corona-Hilfen Firmenpleiten verhindert. Nach dem Ende der – mit Blick auf die Bundestagswahl – politisch gewollten Insolvenzverschleppung nimmt die Zahl der zahlungsunfähigen Betriebe jetzt aber deutlich zu. Aufgrund der ausgelaufenen Corona-Sonderregelungen für überschuldete Unternehmen sei die Zahl der Insolvenzanträge im September um 25 Prozent gegenüber Vorjahr gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt auf Grundlage vorläufiger Meldungen mit. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen zog stark an – und zwar um 78 Prozent im Vergleichsmonat Juli!
Um eine Pleitewelle in der Corona-Krise abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Seit dem 1. Mai gilt die Insolvenzantragspflicht jedoch wieder vollumfänglich. Ausnahmen gibt es nur noch für Betriebe, die im Sommer Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten haben.
Erster Energie-Anbieter pleite: Kunden ohne Strom und Gas
Die angespannte Lage auf dem Strom- und Gasmarkt hat erstmals im laufenden Jahr zur Insolvenz auch eines Energieanbieters geführt. Die mittelständische Otima AG aus Neuenhagen bei Berlin ist zahlungsunfähig. Wie das Unternehmen auf seiner Webseite verkündete, wurde Insolvenz angemeldet, Strom- und Erdgaslieferungen an die Kunden seien eingestellt worden.
Als Gründe führt die Firma an, dass die Großhandelspreise sich binnen kürzester Zeit vervierfacht hätten. Dies habe zu einem „massiven Anstieg der Vorauskasse- und Sicherheitsleistungen“ geführt, welche das Unternehmen an seine Partner zu leisten hatte. Eine Weitergabe dieser Kosten an die Kunden sei aufgrund langfristig zugesagter Preiskonditionen vielfach nicht möglich gewesen.