Mitglieder der Bundesregierung haben den insolventen Zahlungsdienstabwickler »Wirecard« offenbar noch unterstützt, als sie schon wussten (oder zumindest hätten wissen müssen), dass gegen den DAX-Konzern ermittelt wird. Vor allem eine Frage rückt immer mehr in den Vordergrund des mutmaßlichen Betrugsskandals: Wie tief steckt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit drin?
Derzeit gibt es zur Causa »Wirecard« aus dem Kanzleramt verdächtig wenig zu hören. Eine Regierungssprecherin bestätigte lediglich: Merkel habe bei ihrer China-Reise im September 2019 das Thema »angesprochen«. Es ging damals um einen geplanten Eintritt von »Wirecard« in den chinesischen Markt.
Das Bundesfinanzministerium erklärte, es habe das Kanzleramt vor der China-Reise Merkels zum Fall »Wirecard« informiert. Dabei sei »auf Arbeitsebene« auf die seinerzeit bereits öffentlich bekannt gewordenen Vorwürfe bezüglich zahlreicher Ungereimtheiten bei dem Zahlungsdienstabwickler hingewiesen worden.
Der Skandal bringt die Bundesregierung immer mehr in Erklärungsnot. Dabei geht es vor allem um die Frage, wann genau die Bundesregierung und die Kanzlerin von den Vorgängen bei »Wirecard« wussten.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) war einem Bericht seines Ministeriums zufolge schon seit dem 19. Februar 2019 darüber informiert, dass die Finanzaufsichtsbehörde Bafin »wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Verbot der Marktmanipulation« ermittelte. »Wirecard« hat inzwischen Luftbuchungen in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und Insolvenz angemeldet.
In der kommenden Woche tritt der Finanzausschuss des Deutschen Bundestages zu einer Sondersitzung zusammen, um Licht in den Wirtschaftskrimi zu bringen. Es werden bereits erste Stimmen laut, die ein Erscheinen Merkels fordern.