Es war (und ist noch immer) der Sommerloch-Klassiker schlechthin: »Mallorca soll deutsch werden«, titelte die ›Bild‹-Zeitung 1993 und zitierte dazu einen CSU-Hinterbänkler. »Reinquatschen« nennt man das im Boulevard-Jargon. Im Vergleich dazu erscheint die Sommerloch-Story 2020 gähnend langweilig – und die Mainstream-Schreiberlinge machten sich nicht einmal die Mühe, jemandem »reinzuquatschen«.
In der ›Süddeutschen Zeitung‹ hieß es dieser Tage unter Berufung auf zwei anonyme angebliche Mitglieder des CDU-Bundesvorstandes, in der Union werde folgendes Szenario diskutiert:
►Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, im Rennen um den CDU-Vorsitz und damit implizit um die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien hoffnungslos abgeschlagen, könnte sich um die Nachfolge Frank-Walter Steinmeiers als Bundespräsident bewerben. Dessen Amtszeit endet im Frühjahr 2022 und nach Lage der Dinge (keine rot-grüne Mehrheit in der Bundesversammlung) hat »Eule«, wie Steinmeier wegen seiner kauzigen Physiognomie genannt wird, kaum Chancen auf eine Wiederwahl.
Unterstellt, dass es dieses Planspiel in der Union wirklich geben sollte, wäre der Hintergrund denkbar einfach:
► Laschet könnte Jens Spahn Ende des Jahres gönnerhaft den Vortritt als CDU-Parteivorsitzenden lassen und Laschets Corona-Rivale, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), würde 2021 zum Kanzlerkandidaten von CDU und CSU ausgerufen. Wundern würde es nicht – das höchste Staatsamt ist längst zu einem Frühstücksdirektorenposten für abgehalfterte Altparteien-Politiker verkommen.
Das Szenario klingt zunächst plausibel: Zum einen steht Laschets Talent als salbadernder Staatsschauspieler außer Frage; zum anderen (wenn man es zu Ende denkt) könnte dann der Sauerländer Friedrich Merz für die entgangene Kanzlerschaft mit dem Amt des mächtigen NRW-Ministerpräsidenten entschädigt werden.
Allerdings wird dem Vernehmen nach in der Union ein anderes Szenario doch für eher wahrscheinlich gehalten. Es geht gleichfalls davon aus, dass CSU-Chef Söder Kanzler wird – von grünen Gnaden. Die Grünen werden dann aber den Preis für Schwarz-Grün in die Höhe treiben und Anspruch auf das Amt des Bundespräsidenten erheben. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, auf wen es in diesem Fall hinauslaufen dürfte – auf die grüne Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt! (oys)